Gesammelte Werke von Nikolai Gogol. Nikolai Gogol
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Название: Gesammelte Werke von Nikolai Gogol

Автор: Nikolai Gogol

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027211272

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СКАЧАТЬ mit Pandoren, Theorben und Lauten und den Kirchenchor, der nicht nur bestallt war, beim Gottesdienste zu singen, sondern auch den Kosakenruhm mit weltlichen Liedern zu preisen. Endlich begannen der Rausch und die Müdigkeit die starken Männer zu fällen. Bald hier, bald dort sah man einen Kosaken zu Boden sinken; Kameraden umarmten sich tief gerührt, schluchzten gottsjämmerlich und fielen innig umschlungen in den Dreck. Hier lag ein ganzer Haufe beisammen; dort suchte einer sorgsam nach einem recht bequemen Plätzchen und legte sich dann grade auf einen Holzklotz. Der letzte, der Held, der am meisten vertrug, hielt noch für sich allein eine nicht sehr klar geordnete Rede; schließlich überwältigte auch ihn der mächtige Rausch, er taumelte nieder, und nun schnarchte das ganze Lager.

       Inhaltsverzeichnis

      Am nächsten Tag schon beriet Taraß Bulba mit dem neuen Hetman darüber, wie man die Kosaken zu irgendeiner Unternehmung aufstacheln könnte. Der Hetman war ein kluger, mit allen Wassern gewaschner Kosak, der seine Genossen der Länge und Breite nach kannte. Er sagte anfangs:

      »Meineidig werden dürfen wir nicht, das geht nicht.« Dann aber, nach einem kurzen Schweigen, fuhr er fort: »Na, am Ende gehts doch: meineidig werden wir nicht, aber es läßt sich vielleicht etwas machen. Sieh zu, daß das Volk sich versammelt – nicht als ob ich es befohlen hätte, sondern nur so auf den eignen Kopf hin; du weißt schon, wie man das macht –, und dann komm ich mit den Beamten gelaufen, und wir … wir wissen von nichts.«

      Es war seit dieser Unterhaltung noch keine Stunde verstrichen, als schon die Pauken erdröhnten. Auch heute fehlte es nicht an betrunknen und aufgeregten Kosaken. Eine Unzahl von schwarzen Lammfellmützen wimmelte auf dem Platz. Sie fragten: »Wer hat …? Weshalb ist …? Was ist denn los, daß man sich versammelt?« – Niemand gab Antwort. Schließlich hörte man bald hier, bald da aus der Menge murrende Rufe: »Da geht die Kosakenkraft ganz umsonst vor die Hunde – ohne Krieg! Wohl sein lassen sie sichs, die Ältesten, vor Fett sehn sie bald nicht mehr aus den Augen! Das muß man schon sagen: keine Gerechtigkeit gibt es mehr auf der Welt!« – Die andern Kosaken hörten das anfangs ruhig an, dann begannen sie gleichfalls zu brummen:

      »Das ist schon wahr: keine Gerechtigkeit gibt es mehr auf der Welt!«

      Die höchste Behörde zeigte sich baß erstaunt über solche Worte. Endlich trat der Hetman vor und sagte: »Gestattet ihr mir, ihr Herren, daß ich eine Rede halte?«

      »Red nur zu!«

      »Also, wenn man es richtig betrachtet, ihr edeln Herren, und ihr wißt das wahrscheinlich besser als ich, so reden die Leute davon, daß viele Kosaken bei den Schnapsjuden und bei ihren Kameraden so tief in der Kreide stecken, daß ihnen kein Kuckuck mehr etwas borgt. Und wieder, wenn man es richtig betrachtet, so reden die Leute, daß wir viele junge Burschen da haben, die überhaupt noch gar nichts vom Kriege kennen, wo’s doch für junge Leute – das wißt ihr ja selber, ihr Herren – ohne Krieg nichts Richtiges ist. Wie soll aus so einem ein Kosak werden, wenn er seiner Lebtage nicht gegen die Moslim ins Feld zieht?«

      »Er redet gar nicht so dumm«, sagte Bulba.

      »Denkt nur nicht, ihr Herren, daß ich das vielleicht sage, um den Frieden zu brechen – Gott soll mich bewahren! Ich sag das bloß so. – Na ja, und dann haben wir hier ein Gotteshaus, es ist eine Schande, wie’s aussieht. Die langen Jahre, die das Lager schon steht…! Und bis heute – ich sage ja nichts von der Kirche von außen –, bis heute sind sogar die Heiligenbilder drinnen ohne den kleinsten Schmuck. Wenn ihnen nur irgendeiner eine silberne Fassung hätte stiften wollen! Das bißchen haben sie gekriegt, was ihnen ein paar Kosaken im Testament vermacht haben; und was ist das schon gewesen – das meiste haben sie ja bei Lebzeiten selber versoffen. – Also, ich sag das nicht, weil ich Krieg möchte mit den Moslim: wir haben dem Sultan den Frieden versprochen und würden uns durch einen Wortbruch versündigen, weil wir auf unser Gesetz geschworen haben.«

      »Wozu er den Unsinn vorbringt…!« murmelte Bulba.

      »Ja, ihr seht selber, ihr Herren, mit Krieg anfangen ists nichts – die Ritterehre steht dem im Weg. Aber in meinem dummen Kopf denk ich mirs so: sollen die jungen Leute allein in die Kähne steigen und hinunterfahren und sich die anatolische Küste ein bißchen ansehn. Was meint ihr, ihr Herren?«

      »Führ uns, führ uns alle!« schrie der Ring der Kosaken. »Für den Glauben halten wir gern den Kopf hin.«

      Der Hetman erschrak. Er hatte keineswegs das ganze Lager aufrufen wollen. Wie die Sache lag, dünkte es auch ihn nicht ehrenhaft, den Frieden zu brechen.

      »Erlaubt mir, ihr Herren, noch eine Rede zu halten?«

      »Hör schon auf!« schrieen die Kosaken. »Was Klügeres sagst du nicht mehr!«

      »Soll es so sein, dann mag es so sein! Ich bin der Knecht eures Willens. Es ist eine bekannte Sache und steht ja auch in der Schrift, daß Volkes Stimme so gut ist wie Gottes Stimme. Etwas Klügeres denkt sich wohl keiner aus, als was das Volk im Ganzen sich denkt. Nur eins will ich noch sagen: ihr wißt ja, ihr Herren, der Sultan läßt doch den Spaß, den unsere Burschen vorhaben, nicht unvergolten. Und wir wären dann schön bereit, und unsere Kräfte wären noch frisch, und wir würden uns wohl nicht fürchten vor ihm. Und wenn wir fortgehn, könnte auch das Tatarenpack unser Lager besuchen; die tückischen Hunde – ins Gesicht hinein wagen sie’s nicht, und wenn der Herr daheim ist, sehn sie sich vor, aber von hinten beißen sie uns in die Hacken, und so, daß es weh tut. Und wenn man dann schon die reine Wahrheit sagen soll: wir haben nicht so viel Kähne im Vorrat, und Pulver ist auch nicht in solchen Mengen gemahlen, daß alle mitgehen könnten. Aber mag es so sein, wenn ihr wollt – ich bin der Knecht eures Willens.«

      Der schlaue Hetman hatte gesprochen. Die Haufen begannen zu verhandeln, die Gemeindeältesten berieten sich untereinander; Betrunkne gab es zum Glück nicht viele, und darum wurde beschlossen, dem vernünftigen Rat zu folgen.

      Unverweilt fuhr eine kleine Schar zum andern Dnjepr-Ufer hinüber, wo die Vorratskammern des Lagers waren und in unzugänglichen Schlupfwinkeln unter dem Wasser im Schilf der Heerschatz und ein Teil der erbeuteten Waffen verborgen lagen. Die andern gingen zu den Kähnen, sie nachzusehen und für die Kriegsfahrt zu rüsten. Auf einmal war der ganze Strand voller Menschen. Die Zimmerleute kamen mit ihren Äxten. Alte sonnverbrannte, breitschultrige, stämmige Kosaken mit grauen und schwarzen Schnauzbärten standen, die Pluderhosen aufgekrempelt, bis zum Knie im Wasser und zogen die Kähne an starken Tauen vom Strand. Andre schleppten trockne Balken und allerlei Holzwerk heran. Hier wurde ein Kahn mit Planken verkleidet, dort band man andern nach Kosakenbrauch lange Schilfbündel an den Außenbord, damit sie draußen bei Seegang nicht kenterten; weiterhin wurden den ganzen Strand entlang Kessel aufgestellt und in ihnen Pech zum Dichten der Kähne erhitzt. Die erfahrnen Alten lernten die Jungen an. Das Geklopf und Geschrei der Arbeiter erscholl über das Wasser, es war ein Gewimmel am Strand.

      Da näherte sich dem Ufer ein großer Prahm. Die vielen Leute, die darauf standen, winkten schon von weitem erregt mit den Händen. Es waren Kosaken in arg zerrissenen Röcken. Ihr schäbiger Aufzug – viele hatten nichts am Leib als das bloße Hemd und die kurze Pfeife zwischen den Zähnen – ließ ahnen, daß sie entweder sehr schlimme Tage erlebt oder aber sich so lustige Tage gemacht hatten, daß all ihr Hab und Gut bis auf die letzten Gewänder versoffen war. Aus ihren Reihen hervor trat ein kleiner, breitschultriger Kosak so um die Fünfzig herum. Er schrie lauter als alle andern und fuchtelte heftig mit den Armen. Aber vor dem Lärm der Arbeiter konnte man nichts von seinen Worten verstehn.

      »Was bringt ihr Gutes?« fragte der Hetman, als СКАЧАТЬ