Название: Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha
isbn: 9783740959500
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Wieder dieses gewinnende Lächeln, das ihr sofort Vertrauen einflößt.
»Sie können mir glauben, wir kriegen ihn schon wieder auf die Beine. Und daß Sie tapfer sind, bezweifle ich keine Minute«, setzt er hinzu.
»Darf ich ihn sehen?«
Er zögert kurz. Entschlossen erhebt er sich. »Gut, Sie sollen Ihren Gatten sehen. Nur sprechen dürfen Sie vorläufig nicht mit ihm. Gehirnerschütterung«, setzt er knapp hinzu.
Marina geht hinter- ihm her, von innerem Aufruhr erfüllt, den sie tapfer niederzuringen versucht. Nur nicht zeigen, daß ihr Herz wie ein Hammer in der Brust schlägt, daß sie Angst vor dem Kommenden hat und daß sie keineswegs so tapfer ist, wie sie eben gesagt hat.
»Bitte!« Weit öffnet der Professor die Tür zu Gellerts Zimmer.
Unheimliche Stille schlägt Marina entgegen. In dem Bett am Fenster ruht ihr Mann, der die Geschäftigkeit in Person ist, um den stündlich, täglich pulsendes Leben war, der sich mit souveräner Ruhe in diesem wimmelnden Ameisenhaufen zurechtgefunden hat, und alles wie ein Feldherr lenkte.
Dieser Mann liegt mit bleichen Wangen, eingesunkenen Augen, die dunkelumschattet sind, in den weißen Kissen, die die Blässe seines Gesichtes noch unterstreichen.
»Albert«, flüstert Marina und umfaßt haltsuchend das Gitter des Bettes. Sofort schiebt der Professor einen Stuhl hinter sie. Sie sieht aus tränengefüllten Augen zu ihm auf, und sofort wendet sie sich dem Gatten wieder zu.
»Albert!« Es ist nur ein Hauch, und doch dringt es zu den Ohren des Professors.
Donnerwetter, schießt es dem Arzt durch den Kopf, die kleine Frau weiß sich zu beherrschen. Er hat schon sehr häßliche Szenen von hysterischen Frauen an Sterbebetten erlebt. Und zwei Tage später zankten sie sich mit der Verwandtschaft um das Erbe. Auch solche Szenen waren keine Seltenheit.
Diese bezaubernde, junge Frau kommt ihm vor, wie ein Sonnenstrahl, der das geheimnisvolle Dunkel eines Krankenhauses durchdringt, wo in jeder Ecke der Tod zu lauern scheint.
Marinas Schultern zucken vom lautlosen Weinen. Sie preßt ihr Taschentuch gegen den Mund.
»Ich glaube, es ist genug für Sie, gnädige Frau. Wenn es Ihnen Beruhigung gibt, dürfen Sie wiederkommen. Sagen wir morgen um dieselbe Zeit.«
Die Stimme des Arztes dringt nur halb in ihr Bewußtsein. Der Kranke nimmt ihre ganze Aufmerksamkeit, ihr Denken ein. Gehorsam läßt sie sich vom Professor aufhelfen. Sie geht leise an das Bett, streicht einmal sanft über die reglos auf der Decke liegende Hand, diese edelgeformte Hand, die so kräftig zuzupacken versteht.
Der Professor begleitet sie den langen Flur entlang, vorbei an den hohen weißen Türen, hinter denen Schmerz, Trauer und neue Lebensfreude so dicht nebeneinander wohnen.
»Und morgen werde ich mit ihm sprechen können?« fragt sie immer noch blaß wie der Tod, und reicht ihm die Hand.
»Das hoffe ich zuversichtlich, gnädige Frau.«
»Und sonst – sonst rufen Sie mich an?« Flehend sieht sie in seine blauen Augen, die einem Menschen bis auf den Grund seiner Seele zu blicken scheinen.
Zweifel liest sie in seinen Zügen. Sie packt seinen Arm.
»Ich bin tapfer. Ich sagte es Ihnen schon einmal. Nehmen Sie auf meinen Zustand keine Rücksicht. Nicht wahr, das war es, was Sie zögern ließ?«
»Ja, ich gebe es zu. Aber Sie scheinen wirklich tapfer zu sein und haben auch sehr viel Willenskraft.« Er schiebt sie sanft dem Ausgang zu. »Also auf jeden Fall bis morgen.«
Marina geht langsam davon.
Sie sieht Felix, den Chauffeur, rauchend vor dem großen Wagen auf und ab gehen, den Eingang nicht aus den Augen lassend.
Er wirft die Zigarette in weitem Bogen von sich und rennt herbei, um ihr die Tür zu öffnen. Ehrerbietig geht er neben ihr her und hilft ihr fürsorglich in den Wagen.
»Danke«, haucht sie. Bedrückendes Schweigen. Ohne jede Farbe, tief in Gedanken versunken lehnt Marina mit geschlossenen Augen im Fond. Nein! Die junge Gnädige ist gar nicht in der Lage, mit ihm zu sprechen.
Also schnell heim!
Marina schreckt aus ihrer Versunkenheit auf, als sie vor dem Portal ihres Hauses halten.
»Danke, Felix. Halten Sie sich für morgen um dieselbe Zeit bereit.«
»Jawohl, gnädige Frau.« Er braucht ihr nicht die Eingangstür zu öffnen. Frau von Reimar, die den Wagen hat vorfahren hören, kommt ihrer jungen Herrin schon entgegen. Keine einzige Frage stellt sie, als sie den erschöpften und geschwächten Zustand Marinas bemerkt.
Wortlos bringt sie ihre Herrin in ihr Schlafzimmer. Wortlos, taktvoll und von tiefstem Mitgefühl erfüllt, hilft sie ihr beim Entkleiden, packt sie ins Bett, mischt ihr ein Schlafpulver und hält neben ihrem Bett Wache.
Sie muß ihren Schreck, wovon sie sich nichts hat anmerken lassen, erst überwinden.
Liebevoll umschließt ihr Blick das wachsbleiche Antlitz mit dem wehmütigen Zug um den blassen Mund.
Armes, liebes Hascherl – denkt sie voll Erbarmen – es hätte ihr Tod sein können, zumindest hätte sie Schaden davontragen können. Es wäre nicht der erste Fall gewesen.
Sinnend, in sich zusammengesunken, verharrt sie in ihrer unbequemen Stellung. Sie beobachtet ihre Herrin mit wachen Augen. Sie studiert jeden Zug dieses schönen Antlitzes, sucht nach einer Veränderung, einem Zucken der Lider oder des Mundes. Aber nichts regt sich in den Kissen.
Da atmet sie auf. Gott sei Dank. Sie schläft. Schlaf macht, wenn auch nur vorübergehend, allen Kummer klein und läßt die Trauernden ins Reich der Träume versinken.
*
Frühzeitig wird Annemarie von Doktor Hartmann aus dem Schlaf gerissen. Er schwenkt die Morgenzeitung in der Hand. Sie will ihn ausschimpfen, doch ein Blick in sein tiefernstes Gesicht, nachdem er ihr den Morgenkuß auf die Lippen gedrückt hat, läßt sie sofort verstummen.
»Was ist los, Konrad? Ist eines deiner Häuser eingestürzt? Ist etwas mit Susanne?« Sie bestürmt ihn mit Fragen.
»Gib mir erst eine Tasse Kaffee, aber bitte, recht stark.«
»Natürlich, Konrad, sofort bekommst du deinen Kaffee.«
Sie wäscht sich oberflächlich im Bad, kämmt sich das Haar und stürzt in die Küche. Was er wohl haben mag? Sie zergrübelt sich den Kopf, dabei hantiert sie mit flinken Bewegungen, setzt Sahnekännchen und Zuckerdose auf das Tablett und trägt alles in ihr Wohnzimmer.
Hartmann hat es sich bequem gemacht. Die Beine weit von sich gestreckt, sitzt er regungslos und starrt vor sich hin.
Sie setzt das Tablett ab, СКАЧАТЬ