Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman. Karin Bucha
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Название: Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman

Автор: Karin Bucha

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Karin Bucha

isbn: 9783740959500

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      Im Nu ist ihr Zimmer in helles Licht getaucht, und Marina ist hellwach.

      »Augenblick, Clara, ich komme.«

      Sie schwingt die Beine aus dem Bett und muß sich festhalten. Sie angelt vom nächsten Sessel ihr Morgenkleid und zieht es mit zitternden Händen über.

      Sie eilt zur Tür. Das verstörte Gesicht Claras taucht vor ihr auf, dahinter erscheint Frau von Reimar, entsetzt und unwillig, daß das Mädchen die junge Frau geweckt hat. Längst hat sie als erfahrene Frau deren Zustand erkannt. Die Dienerschaft scheint noch ahnungslos. Marina versteht sich so großartig zu kleiden, sie stellt keine Sonderansprüche, sie zeigt nie Launen und ist nie von Übelkeit befallen.

      Marina will ans Telefon eilen. Frau von Reimar hält sie zurück.

      »Soll ich den Anruf abnehmen? Sie könnten sich unnütz aufregen.« Und dann fragt sie das Mädchen aus.

      »Von wem kam der Anruf?«

      Das Mädchen wirft einen unschlüssigen Blick von der Herrin zu der Hausdame.

      »Wer hat mich zu sprechen gewünscht?« Marinas Stimme hat einen energischen Ton.

      »Es war – es kam –«, das Mädchen verhaspelt sich immer mehr.

      Marina schüttelt das Mädchen an den Schultern. Irgendein Unheil scheint mit Riesenschritten auf sie zuzukommen.

      »So reden Sie doch endlich! Spannen Sie mich nicht auf die Folter!« schreit Marina außer sich.

      Das Mädchen dreht unaufhörlich die Zipfel ihrer Schürze zwischen den Fingern.

      »Es – es war die Privatklinik von Professor Eickberg«, flüstert es fast.

      Marina taumelt ein wenig. Als Frau von Reimar sie stützen will, faßt sie sich.

      »Was wollte er?«

      »Nun – nun, die gnädige Frau sprechen.«

      »Danke!«

      Marina eilt, so schnell sie kann, über den langen Gang, die Freitreppe hinab, und verschwindet im Arbeitszimmer.

      Der Hörer liegt auf dem Kacheltisch. Zögernd, widerwillig nimmt sie ihn hoch.

      »Hier Marina Gellert.«

      »Gnädige Frau – hier Professor Eickberg.«

      »Ja, Herr Professor?« Marinas Stimme ist ohne Klang.

      »Erschrecken Sie nicht, gnädige Frau – Ihr Gatte –«

      »Was ist mit meinem Mann?« unterbricht sie ihn erregt.

      »Ihr – Ihr Gatte wurde bei uns eingeliefert. Wenn Sie ihn morgen besuchen wollen, werde ich Sie gegen elf Uhr erwarten.«

      Marina nimmt alle Kraft zusammen. »Kann ich nicht jetzt gleich kommen? Nur für ein paar Minuten. Ich bitte Sie, Herr Professor«, fleht Marina.

      »Jetzt nicht. Verschieben Sie es auf morgen. Sie haben Ihre Nachtruhe sehr nötig«, kommt die abschließende Antwort.

      Als wenn ich jetzt auch nur eine Minute Ruhe finden könnte.

      Sehr, sehr langsam legt Marina auf.

      *

      In einem hellen, luftigen Zimmer der Privatklinik Professor Eickbergs liegt Generaldirektor Gellert in tiefer Bewußtlosigkeit. Man hat allerhand mit ihm angestellt, aber er will nicht erwachen. Der Professor hat den Fall in allen Einzelheiten mit seinem Mitarbeiterstab besprochen. Schädelbruch liegt nicht vor. Das steht fest nach gründlicher Untersuchung.

      Die Diagnose lautet auf Gehirnerschütterung. Sorgen bereitet den Ärzten nur die tiefe Bewußtlosigkeit. Die Knochenbrüche haben sie eingerichtet und die Glieder in Gips gelegt.

      Innere Verletzungen liegen nicht vor. Man muß Geduld haben, und deshalb hat sich Professor Eickberg nach Beendigung einiger Operationen wieder an das Bett Gellerts gesetzt.

      Er kennt den erfolgreichen Großindustriellen sehr gut, von Gesellschaften her, von Stadtratssitzungen, von allen möglichen Veranstaltungen. Er hat ihn stets geschätzt und geachtet. Und nun liegt dieser vitale, kräftige Mann vor ihm. Ein hilfloser, kranker Mensch, blaß, mit fremden Zügen.

      Und noch weiß er nicht, der Professor, ob er den Mann ganz gesund machen kann. Wie, wenn Komplikationen eintreten, Komplikationen, mit denen niemand rechnet und gegen die sogar die tüchtigsten Ärzte machtlos sind?

      Er blickt auf die Uhr. Gleich elf. Jetzt wird die junge Frau Gellert kommen. Schade, daß er damals zu einem Kongreß in Karlsruhe war, als die Einladung Gellerts und seiner Gattin in sein Haus geflattert kam. Er hätte sich diebisch über die verblüfften, sicher auch sehr enttäuschten Gesichter der Mütter mit ihren heiratsfähigen Töchtern gefreut.

      Punkt elf Uhr klopft die Oberschwester leise an die Tür, steckt den Kopf herein und flüstert:

      »Frau Gellert ist im Besuchszimmer.«

      »Ich komme, nehmen Sie inzwischen hier Platz und melden sie mir sofort jede Veränderung im Befinden des Patienten. Ich bin im Besuchszimmer.«

      »Jawohl, Herr Professor.«

      Er muß ehrlich zugeben, während er über den Flur geht, um das Besuchszimmer aufzusuchen, daß er nicht frei von Neugierde ist. Im Augenblick ist er gespannt auf den Menschen, auf die Frau, die es wert ist, die Frau eines Albert Gellert zu sein. Erst in zweiter Linie denkt er daran, daß er ihr Trost zusprechen muß, da sie doch die Frau eines Patienten ist.

      Vor der Tür zögert er. Dann drückt er entschlossen die Klinke nieder.

      Marina steht am Fenster und wendet sich schnell um. Sie geht dem Professor entgegen.

      Beide Hände streckt sie ihm hin, und er drückt sie warm.

      »Gnädige Frau, schön, daß Sie gekommen sind.«

      »Herr Professor.« Ihre Lippen zittern. »Was macht mein Mann? Wie geht es ihm? Darf ich zu ihm?«

      Er führt sie zurück ans Fenster und zwingt sie mit sanfter Gewalt in den dort stehenden Sessel. Er will das Gesicht der jungen Frau studieren.

      Jetzt fehlen ihm einfach die Worte. So viel Schönheit und Liebreiz, dazu das zarte Oval des berückend schönen Antlitzes. Die feingezeichneten Brauen über den dunklen Augenwimpern, die vor Erregung flackern. Sie sind das Schönste – die wundersam klaren blauen Augen mit den grünlichen Lichtern. Ein sanftes Gesicht, ein edles Gesicht, beherrscht von den übergroßen, ängstlichen Augen.

      Noch etwas hat sein ärztlich geschultes Auge gesehen. Die Frau ist in gesegneten Umständen. Also Vorsicht, mahnt es in ihm.

      »Warum geben Sie mir keine Antwort?« Ihre Stimme erstickt. Sein Schweigen zerrt an ihren Nerven. Die Blässe ihres Antlitzes ist unnatürlich.

      »Verzeihen Sie, gnädige Frau«, er lächelt wohlwollend. »Ich glaube, man sollte Sie auch ins Bett packen. Sie haben sich sicher mächtig erschrocken. СКАЧАТЬ