Mörderisches Schicksal. Heide-Marie Lauterer
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Название: Mörderisches Schicksal

Автор: Heide-Marie Lauterer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Vera Roth

isbn: 9783944587998

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СКАЧАТЬ Ende Fango drangsaliert hatte? Natürlich, das hatte sie! Endlich hatte ich eine Erklärung dafür, warum Fango bei mir so unrittig war. Es war ihre harte Hand und statt mit Kreuz und Schenkeln zu reiten, riegelte sie Fango mit der Hand nach unten und hielt ihn dort fest. Ein sensibles Pferd vergaß eine solche Behandlung nicht und es dauerte manchmal wochenlang, bis das Vertrauen wieder hergestellt war.

      Fiel mir jetzt auch noch Tom in den Rücken? Er musste doch gemerkt haben, dass Tissa eine harte Hand hatte?

      „Besser habe ich nicht gesagt, Vera! Anders – sie reitet anders als du! Und sie hat sogar einen Bodenarbeitskurs bei Iris Klein organisiert. Ich weiß, dass sie als junges Mädchen schon viel mit Pferden zu tun hatte.“

      „Ach nee! Woher denn?“

      „Erzähl ich dir ein andermal.“

      Ich konnte es nicht glauben, es wurde immer schöner! Niemand anderes als Tissa hatte den Pat-Parelli-Kurs bei Iris gebucht! Und Gerson hatte mir nichts davon gesagt, auch nicht, dass er Tissa erlaubt hatte, Fango zu reiten! Ich fühlte mich hintergangen und ausgeschlossen, aber gerade heute verspürte ich keine Lust, mich darüber zu ärgern. Heute kam Nine, und Tissa könnte sich auf den Kopf stellen, ich würde mir von ihr meine Freude nicht verderben lassen.

      Um 14 Uhr hängte ich ein Schild an die Tür des Reisebüros. „Wegen Krankheit geschlossen. Morgen sind wir wieder für Sie da!“ Nine war auf dem Weg und wenn Iris sich für vier Uhr nachmittags angekündigt hatte, dann stand spätestens fünf nach vier der Hänger auf dem Hof.

      Es wurde zehn nach vier. Und dann konnte alles nicht schnell genug gehen. Wir nahmen uns nicht einmal die Zeit, uns zu umarmen, denn kaum hatte Iris den Motor abgestellt, stampfte Nine mit den Hufen und wieherte herzzerreißend.

      „Langsam!“, mahnte mich Iris, als wir die Klappe herunterließen. Nine drückte mit dem Hinterteil so heftig gegen die Absperrstange, dass ich den Bolzen nicht herausziehen konnte.

      „Warte, ich mach den Strick los“, sagte Iris und kletterte in den Hänger. „Jetzt!“

      Nine verlagerte ihr Gewicht nach vorne, der Bolzen löste sich und ich hob die Stange in die Höhe. Ich stemmte mich gegen ihr Hinterteil, um sie daran zu hindern, zu schnell die Rampe hinunter zu donnern. Vergebens!

      „Spring zur Seite, Vera, sie schafft es alleine!“

      Die Rampe knirschte unter ihren Hufen, dann stand sie mit steifen Beinen auf dem Hof und schüttelte sich. Das Weiße blitzte in ihren Augen, sie drehte sich um und galoppierte unter Getöse Richtung Hoftor. Der Anbindestrick, der am Halfter befestigt war, flatterte wie eine aufgedrehte Fahne hinter ihr her; das war gefährlich, denn wenn sie darauf trat, konnte der plötzliche Ruck sie in Panik versetzen und stürzen lassen.

      „Nine!“ Bange Millisekunden, die sich ins Unendliche dehnten, dann geschah ein Wunder. Kurz vor dem Hoftor legte sie einen Stopp hin, der einem Westernpferd alle Ehre gemacht hätte. Sie drehte sich um, reckte ihren Hals in die Höhe und schnupperte. Ich ging auf sie zu, in ihren wachen Augen lag keine Spur von Panik. Dann blieb ich stehen und senkte meinen Kopf, mein Herz klopfte vor Freude.

      „Komm her, meine Gute. Nine-Days-Wonder, meine Nine, du bist wieder zu Hause.“

      Schritt für Schritt kam sie auf mich zu. Sie erkennt mich, dachte ich und um mich herum versank die Welt. Den letzten Schritt musste ich tun, so war es immer gewesen, und so würde es immer sein, sie hatte sich nicht verändert. Dann endlich fiel ich ihr um den Hals.

      Lauter Beifall schreckte uns aus unserer Seligkeit auf. Tissa, ihre Reitbeteiligungen, Gerson und Tom – uns empfing ein richtiges Begrüßungskomitee.

      „Willkommen auf dem Leierhof!“ Tissa schob einen Sack Bio-Dyn-Futter auf einer Sackschubkarre zu uns. „Mein Begrüßungsgeschenk für Nine. Du willst doch sicherlich nur das Beste für dein Wunderpferd!“ Ich rang mir ein verkrampftes Lächeln ab. Bevor ich die Analyseergebnisse hatte, würde ich Nine bestimmt nichts davon zu essen geben, das schwor ich mir.

      „Als Zuchtstute macht sie eine gute Figur! Wenn du sie mal verkaufen willst …“, sagte eine der Frauen, die sich mit „Tamara“, vorstellte. Sollte das etwa ein Kompliment sein? Wie kam sie darauf, dass ich Nine jemals würde verkaufen wollen? Die stämmige Frau im blauen Arbeitsoverall hatte mit Sicherheit meinen entrüsteten Gesichtsausdruck bemerkt und jetzt wollte sie wieder etwas gutmachen.

      „Ist sie wirklich eine Nerwa Tochter?“, fragte sie fast ein bisschen zu freundlich.

      „Das sieht man doch“, sagte ich und es klang schnippischer als beabsichtigt.

      „Jetzt aber ab in den Stall mit dir!“ Darauf hatte Nine nur gewartet. Sie setzte sich sofort in Bewegung und tänzelte eine halbe Pferdelänge vor mir her. In der Box, deren saubere Komfortausstattung nichts zu wünschen übrig ließ, wälzte sie sich krachend und schnaubend im frischen Stroh, dann stemmte sie sich in die Höhe, schüttelte prustend den Staub von sich und steckte ihre Nase in den Heuberg, der ihr bis zum Sprunggelenk reichte. Sie fühlt sich wohl bei uns auf dem Leierhof, dachte ich. Und auf einmal war es mir, als ob eine schwere Last von mir abfiele. Es war wie am Tag, als ich Nine gekauft hatte und wir zusammen auf den Leierhof gekommen waren. Ich fühlte mich so glücklich, dass mir die Augen feucht wurden.

      Iris kam zu mir und wollte mir den Arm um die Schulter legen. Doch ich drehte mich um, weil ich meiner Reitlehrerin nicht meine Tränen zeigen wollte und schmiegte meine Wange an Nines Hals.

      „Morgen fangen wir mit dem Training an“, sagte Iris und ich war froh, dass nur Nine etwas von meiner Rührung mitbekommen hatte.

      Am nächsten Morgen wollte ich mir zuerst eine Reitstunde auf Fango geben lassen, um ein paar Tipps von Iris zu bekommen, als ich ein Auto auf den Hof rollen sah. Es hielt vor Toms Wohnung. Ein Mann und eine Frau in Zivil stiegen aus, aber die energische Art, wie sie an der Tür klingelten, ließ bei mir alle Alarmglocken schrillen. Tom öffnete und die beiden traten ein.

      „Kriminalpolizei?“, murmelte ich mit einem unguten Gefühl im Bauch. Massimo, durchfuhr es mich, ein Autounfall oder ein Flugzeugabsturz? Ich hatte den ganzen Nachmittag nicht an ihn gedacht, weil ich mit Nine beschäftigt war und nicht einmal Zeit gehabt hatte, Gerson und Iris von den unheimlichen Vorfällen im Büro zu berichten.

      Mit klammen Schritten führte ich Fango zur Halle, da stellte sich mir Tom breitbeinig in den Weg; er sah hundeelend aus, konnte es sein, dass der Hüne zitterte? Die beiden Besucher standen dicht hinter ihm. Also doch Massimo, durchfuhr es mich, aber woher wussten sie, dass ich hier im Stall war und was wollten sie von mir?

      „Oberkommissar Töpfer, meine Kollegin Flora Schandin“, sagte der Mann. In seiner beigen Freizeitjacke, deren Reißverschluss halb offenstand und seiner ausgebeulten schwarzen Jeans sah er wie das Klischee eines Fernsehkommissars aus und seine Halbglatze deutete auf einen Mittfünfziger hin. Die Frau schätzte ich auf mein Alter, Anfang dreißig. Sie trug enge Jeans und ein gutsitzendes olivgrünes T-Shirt mit V-Ausschnitt. Sie hatte ihr schulterlanges, blondes Haar zu vielen verfilzten Rastazöpfen geflochten und zu einem dicken Pferdeschwanz zusammengebunden. An der Außenseite ihrer linken Ohrmuschel glänzten vier silberne Stecker. Sie gibt bestimmt Hip-Hop-Kurse in der Jugendstrafanstalt, dachte ich und die Kids tun alles, um so lange wie möglich drin zu bleiben. Er gab mir die Hand. „Kripo Heidelberg. СКАЧАТЬ