Mami Staffel 6 – Familienroman. Claudia Torwegge
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Название: Mami Staffel 6 – Familienroman

Автор: Claudia Torwegge

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783740926427

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СКАЧАТЬ um ihren Tod überhaupt zu begreifen. Und dann habe ich noch mal beinahe drei Jahre benötigt, um mit dem Schmerz fertig zu werden.« Er hob erneut die Schultern. Es war eine ratlose, aber auch abschließende Geste, die andeuten sollte, daß er es aufgegeben hatte, sich über dieses Thema den Kopf zu zerbrechen. »Es ging eben einfach alles zu schnell.«

      Nathalie starrte betreten auf die Tischdecke. Sie traute sich nicht, Clemens anzusehen, weil sie fürchtete, er könnte die Freude in ihren Augen sehen, die seine Worte in ihr ausgelöst hatten.

      Es war völlig verrückt. Sie kannte diesen Mann erst seit zwei, höchstens drei Stunden und schon war sie bis über beide Ohren in ihn verliebt. So verliebt, daß sie sich – schämen sollte sie sich eigentlich dafür! – sogar darüber freute, daß er Witwer war, anstatt sein herbes Los von Herzen zu bedauern. Sie mußte wirklich komplett – wie drückte Sandra das immer aus? – »durchgeknallt« sein!

      »Ah, das… das tut mir leid«, schaffte sie es, herauszubringen, obwohl ihr Herz so wild pochte, daß sie das Gefühl hatte, es steckte ihr mitten im Hals. »Woran – ich meine – wie konnte das – so schnell…«

      Himmel, jetzt fing sie auch noch an zu stammeln! Sie entwickelte sich zurück! Gerade hatte sie den geistigen Stand einer Dreijährigen erreicht.

      Zum Glück verstand Clemens sie auch so.

      »Meine Frau litt an Diabetes«, erklärte er nüchtern. »Das war uns allerdings nicht bekannt. Ich habe es erst in der Klinik erfahren…« Jetzt seufzte er doch. Die Erinnerung an den schrecklichsten Tag in seinem Leben weckte den alten Schmerz, der immer noch in einem Winkel seiner Seele lauerte. »Sie ist beim Einkaufen mitten in einem Supermarkt ohnmächtig zusammengebrochen und nicht mehr zu sich gekommen. Die Ärzte sagten mir später, daß Petra ins Zuckerkoma fiel. Drei Tage lang haben sie um ihr Leben gerungen, dann war es vorbei.«

      Er gab sich einen Ruck. Das alte, sympathische Lächeln erschien wieder auf seinem Gesicht.

      »Genug Trübsal geblasen«, verkündete Clemens entschlossen. »Erzählen Sie mir von ihren Kindern. Was tun sie, welche Hobbys haben sie, gehen sie gerne zur Schule?«

      Nathalie war froh, das Thema wechseln zu können. Bereitwillig erzählte sie von Dennis, Sandra und Stephanie, und Clemens hörte ihr aufmerksam zu.

      Ab und an lachte er herzlich, wenn Nathalie einen besonders witzigen Streich ihrer Rangen schilderte, aber als sie über die Schulschwierigkeiten ihres Ältesten sprach, wurde seine Miene äußerst aufmerksam.

      »Dennis kann seinen Mathelehrer nicht ausstehen«, berichtete Nathalie besorgt. »Wissen Sie, wenn ich ehrlich sein soll, dann muß ich zugeben, daß ich den Typen auch nicht ausstehen kann. Ein schrecklicher Mensch, der ständig in einem trockenmoosgrünen Anzug herumläuft und sich die Hände reibt. Kaum einer in der Klasse versteht die Matheaufgaben. Der Durchschnitt lag voriges Jahr bei Zwei-Komma-zwei. Inzwischen ist mindestens die Hälfte der Schüler auf eine glatte Vier abgerutscht.«

      »Wir hatten damals in der Oberstufe auch so einen Lehrer«, wußte Clemens zu berichten. »Der hat so umständlich erklärt, daß wir nur noch Bahnhof verstanden. Irgendwann hat’s uns gereicht. Wir sind geschlossen zum Direx marschiert und haben ihn aufgefordert, an einer Mathestunde teilzunehmen. Danach haben wir einen neuen Lehrer bekommen.«

      Nathalie horchte auf.

      »Hört sich gar nicht so dumm an«, stellte sie nach kurzem Überlegen fest. »Wissen Sie was, genau diesen Vorschlag werde ich meinem Sohnemann unterbreiten.«

      Die Erwähnung ihres Ältesten rief Nathalie die reichhaltigen Pflichten in Erinnerung, die noch auf sie warteten.

      Sofort war das schlechte Gewissen da, als sie daran dachte, daß sie Steffi heute praktisch den ganzen Tag Reginas Obhut überlassen hatte.

      Hastig, bevor sie es sich wieder anders überlegen und der Versuchung, die Zeit mit diesem faszinierenden Mann noch ein wenig in die Länge zu ziehen, erliegen konnte, erklärte Nathalie:

      »Tur mir leid, aber ich muß diese nette Unterhaltung abbrechen. Meine Kinder haben mich heute noch so gut wie gar nicht gesehen.« Während sie sprach, sah sie sich bereits nach der freundlichen Bedienung um. »Die Kleine war heute den ganzen Tag bei der Nachbarin. Die ist zwar sehr kinderlieb, aber ich möchte ihre Gutmütigkeit trotzdem nicht über Gebühr beanspruchen.«

      Clemens warf einen raschen Blick auf seine Armbanduhr und nickte.

      »Ja, für mich wird es auch Zeit, wieder ins Geschäft zurückzukehren.« Er betrachtete Nathalie einen Moment nachdenklich, dann zuckte er die Schultern. »Schade, die Zeit ist viel zu schnell vergangen.«

      In diesem Moment näherte sich die Kellnerin. Es gab einen kurzen Disput, als Nathalie ihr Portemonnaie zuckte und Clemens Hochdahl darauf bestand, die Rechnung zu begleichen. Aber Nathalie ließ sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen.

      »Ich habe Ihnen beinahe die Finger abgequetscht und Sie auch noch geohrfeigt, da werden Sie doch wohl diese kleine Entschädigung annehmen«, wehrte sie sein Begehren ab und beglich die Rechnung, ehe Clemens noch einmal Widerspruch einlegen konnte.

      Gemeinsam verließen sie das Café. Draußen schlug ihnen der Verkehrslärm der stark befahrenen Hauptstraße entgegen. Drüben im Kurpark sonnten sich ein paar Rentner auf den Bänken. Mütter schoben Kinderwagen über die kiesbestreuten Wege.

      »Dann bedanke ich mich ganz herzlich für den netten Nachmittag«, wandte Clemens sich an Nathalie. Er wirkte plötzlich verlegen. »Ähm –« Verlegen sah er an Nathalie vorbei auf den Park. »Würden – könnten…« Er gab sich einen Ruck. »Könnten wir dieses Treffen vielleicht noch einmal wiederholen?«

      Nathalies Herz machte einen so kühnen Sprung, daß sie fürchtete, es könne ihr einfach zum Mund heraushüpfen.

      »Ge-gerne«, stammelte sie, aufgeregt wie ein Teenager, der sein erstes Rendezvous trifft.

      Clemens atmete erleichtert auf.

      »Vielleicht schon morgen abend?« schlug er nicht minder erregt vor. »Wir könnten zusammen essen? Oder ins Kino gehen? Oder beides?«

      »Ja!« Am liebsten hätte Nathalie gelacht und geweint und sonst irgend etwas Verrücktes gemacht, um dem Glücksgefühl, das sie durchströmte, Ausdruck zu verleihen. Aber sie beherrschte sich. »Im Kino war ich schon lange nicht mehr.«

      »Dann also Kino«, beschloß Clemens. »Und anschließend gehen wir essen.« Er überlegte kurz. »Darf ich Sie zu Hause abholen?«

      »Ja.« Nathalie kramte bereits in ihrer Handtasche nach dem Visitenkärtchen.

      »Dann bin ich um Viertel nach sieben bei Ihnen«, erklärte Clemens, während er die Karte sorgfältig in seine Brieftasche steckte. »Ich freue mich auf morgen.«

      »Ich auch«, seufzte Nathalie selig. Dann reichten sie sich die Hand, und Nathalie eilte zu ihrem Wagen.

      Ihr Abschied glich beinahe einer Flucht. Sie war so durcheinander und aufgeregt, daß sie fürchtete, sich im letzten Moment noch fürchterlich zu blamieren. Nichts wie weg, war ihr einziger Gedanke. Weg, und in Ruhe nachdenken!

      Clemens sah ihr so lange hinterher, bis sie im Gewühl der Passanten untergebracht war. Dann wandte er sich um und schritt langsam die Wilhelmstraße entlang zu seinem Geschäft.

      Ein СКАЧАТЬ