Mami Staffel 6 – Familienroman. Claudia Torwegge
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Название: Mami Staffel 6 – Familienroman

Автор: Claudia Torwegge

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783740926427

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СКАЧАТЬ den Mund«, beschied Nathalie ihr kurz und wandte sich wieder ihrem Opfer zu. »War ich wirklich so rabiat?« fragte sie entsetzt.

      »Nun ja, sanft waren Sie jedenfalls nicht«, erwiderte der Verkäufer lächelnd. »Ich dachte, mich überfährt ein Bus. Aber ich hab’s überlebt, und die Finger sind auch schon wieder abgeschwollen. In dem Café würde ich mich an Ihrer Stelle aber nicht so schnell sehen lassen. Die fanden Sie äußerst unsympathisch.«

      »Kein Wunder.« Jetzt war Nathalie tatsächlich zerknirscht. »O Gott, wie kann ich das bloß wiedergutmachen?«

      »Kaufen Sie eine Brille bei mir, und alles ist vergessen.« Der Mann schien wenigstens Humor zu besitzen. »Ich verrechne es als Gefahrenzulage.«

      Nathalie starrte beschämt zu Boden, aber dann raffte sie sich auf.

      »Eine Brille brauchen wir tatsächlich«, ging sie auf den lockeren Ton des Verkäufers ein. »Meine Tochter kann kaum die eigene Hand vor den Augen sehen. Sie will es zwar nicht wahrhaben, aber der Augenarzt wollte ihr schon einen Blindenhund mitgeben. Meinen Sie, daß Sie etwas Passendes haben, was einem sehr modebewußten Teenager gefallen könnte?«

      »Bloß nichts, was meiner Mutter gefällt«, kam es protestierend aus Sandras Mund. »Sie hat einen unmöglichen Geschmack.«

      Der Verkäufer behielt sein geduldiges Lächeln, während er an die futuristisch gestylten Regale trat, in denen sich eine Kollektion wirklich rasanter Brillengestelle befand.

      »Schau dich doch mal in aller Ruhe um«, schlug er mit einer einladenden Handbewegung vor. »Was dir gefällt, nimmst du heraus und probierst es an. Da drüben haben wir eine Kamera. Da kannst du dich direkt auf dem Fernsehschirm ansehen.«

      »Ehrlich?« Sandras Augen begannen interessiert zu leuchten. »So’ne richtige Videoanlage?«

      »Genau das.« Der Verkäufer trat an einen Fernseher und schaltete ihn ein. »Da, schau es dir an. Und dann setz’ mal eine der Brillen auf. Du wirst staunen, wie sehr man damit seinen Typ verändern kann.«

      Jetzt war Sandra nicht mehr zu halten. Begeistert trat sie an die Regale und begann, die Modelle eingehend zu studieren.

      »So, für die nächsten Stunden wäre die Madame beschäftigt«, meinte Nathalie, als sie sah, daß Sandra bereits die erste Auswahl traf. »Ich gebe Ihnen inzwischen schon mal das Rezept.«

      Während Sandra in aller Ruhe aussuchte und anprobierte, besprachen die Erwachsenen schon einmal, wie die Gläser gearbeitet sein sollten. Später mußten sie dann die verschiedenen Modelle begutachten, die Sandra zusammengetragen hatte.

      Bewundernd sah Nathalie zu, wie geschickt es der Verkäufer verstand, seine junge Kundin für eine randlose Brille zu begeistern, die eher schlicht wirkte und bei der Nathalie ihren Sonntagshut verwettet hätte, daß Sandra sie niemals nehmen würde.

      Aber sie mußte dem Mann recht geben. Das Exemplar stand Sandra hervorragend.

      »Damit sind Sie unabhängig«, erklärte der Mann, während er die Videokamera einrichtete. »Sehen Sie, Sie können jede Haarfarbe und jedes Outfit dazu tragen. Vor allem aber verändert es Ihren Typ nicht. Es betont Ihr Gesicht, ohne aufzufallen. Passen Sie auf, einige Ihrer Klassenkameraden werden zuerst gar nicht merken, daß Sie eine Brille aufhaben.«

      »Stimmt.« Sandra gefiel das Modell. »Mama, schau mal, was meinst du?«

      »Ich find’s super«, beteuerte Nathalie ehrlich begeistert. »Diese Brille ist wie für dich gemacht.«

      »Eine Brille ist heute ein Accessoire, wie eine modische Handtasche oder Modeschmuck«, mischte sich der freundliche Verkäufer wieder ein. »Ich habe Kunden, die tragen sie tatsächlich nur, um ihren Typ zu betonen, seriöser zu wirken oder einfach, um modisch top zu sein. Es klingt verrückt, aber die haben tatsächlich nur pures Fensterglas vor den Augen.«

      »Ich nehme sie«, verkündete Sandra stolz.

      Jetzt hätte sie die Brille am liebsten sofort mitgenommen, aber da mußte sie sich leider noch gedulden. Zuerst wurden die Gläser noch passend geschliffen, eingetönt und entspiegelt. Erst, wenn sie dann ins Gestell eingepaßt waren, konnte Sandra ihr Schmuckstück endlich abholen.

      »Das dauert ungefähr eine Woche«, erklärte der nette Verkäufer. »Soll ich anrufen, wenn sie fertig ist?«

      Sandra antwortete, bevor Nathalie überhaupt den Mund aufmachen konnte.

      »Och ja, bitte!« Schon zückte sie Bleistift und Papier. »Ich schreibe Ihnen unsere Nummer auf.« Hastig kritzelte sie ein paar Zahlen auf den Zettel und schob ihn über den Verkaufstisch. »Kann ich jetzt zu Maggy?« erkundigte sich Sandra, während sie bereits ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat. »Ich muß ihr unbedingt von dem Kauf erzählen. Die wird platzen vor Neid.«

      »In Ordnung«, gab Nathalie erleichtert nach. Sie war froh, daß die Geschichte endlich erledigt war, und das sogar ohne größere Aufstände, Zankerei und Tränenausbrüche. »Wenn du wartest, können wir zusammen…«

      »Ich nehme den Bus!« verkündete Sandra und schoß aus dem Laden, bevor Nathalie noch irgend etwas sagen konnte.

      »Eine temperamentvolle junge Dame«, stellte der Verkäufer mit einem kleinen, hintergründigen Lächeln fest. »Ganz die Mama, nicht wahr?«

      »Ich fürchte, ja«, seufzte Nathalie. Dann wandte sie sich dem Mann zu. »Hören Sie«, begann sie entschlossen. »Ich habe Ihnen Schaden zugefügt. Das tut mir wirklich leid. Würden Sie eine Einladung zu Kaffee und Kuchen annehmen? Als Schmerzensgeld sozusagen?«

      Der Mann sah sie einen Moment erstaunt an, dann nickte er.

      »Das klingt gut«, entschied er lächelnd. »Woher wissen Sie, daß ich für Kuchen meine Großmutter verkaufen würde?«

      »Wir sind in einer Konditorei zusammengerasselt«, erwiderte Nathalie, auf seinen neckenden Tonfall eingehend. »Wann hätten Sie dann Zeit?«

      »Von mir aus sofort.«

      »Sofort?« Nathalie war kurzfristig verwirrt.

      »Sofort«, bestätigte er und wandte sich um. »Roman, übernimmst du bitte mal. Ich muß weg.«

      »Okay, Chefchen, bin im Anmarsch«, klang es aus irgendeinem Nebenraum. Gleich darauf erschien ein junger Mann mit knallroten Haaren und einer lustigen, runden Brille auf der Nase, der Nathalie fröhlich angrinste.

      Sie erwiderte das Grinsen, ohne sich dessen bewußt zu sein. Zwei Minuten später stand sie mitten auf der Langgasse, einen Mann neben sich, den sie noch keine Dreiviertelstunde kannte, und um sich herum lauter kaufwütige, freizeitgestimmte Passanten, die keinerlei Notiz von ihr nahmen.

      Was tu ich hier? fragte sich Nathalie vollkommen verstört. Auf was lasse ich mich da ein?

      Ist doch piepegal, erwiderte ein kleines Stimmchen in ihrem Hinterkopf. Du gehst Kaffeetrinken mit einem äußerst gutaussehenden, anscheinend recht erfolgreichen Herrn in den besten Jahren. Nicht mehr und nicht weniger. Hör’ auf, eine Staatsaffäre draus machen zu wollen.

      In diesem Moment nahm dieser erfolgreiche, gutaussehende Herr in den besten Jahren behutsam ihren Arm.

      Nathalie СКАЧАТЬ