Название: Maximen und Reflexionen
Автор: Иоганн Вольфганг фон Гёте
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Klassiker der Weltliteratur
isbn: 9783843802963
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Eine Sammlung von Anekdoten und Maximen ist für den Weltmann der größte Schatz, wenn er die ersten an schicklichen Orten ins Gespräch einzustreuen, der letzten im treffenden Falle sich zu erinnern weiß.
Man sagt: »Studiere, Künstler, die Natur!« Es ist aber keine Kleinigkeit, aus dem Gemeinen das Edle, aus der Unform das Schöne zu entwickeln.
Wo der Anteil sich verliert, verliert sich auch das Gedächtnis.
Die Welt ist eine Glocke, die einen Riss hat: sie klappert, aber klingt nicht.
Die Zudringlichkeiten junger Dilettanten muss man mit Wohlwollen ertragen: sie werden im Alter die wahrsten Verehrer der Kunst und des Meisters.
Wenn die Menschen recht schlecht werden, haben sie keinen Anteil mehr als die Schadenfreude.
Gescheute Leute sind immer das beste Konversationslexikon.
Es gibt Menschen, die gar nicht irren, weil sie sich nichts Vernünftiges vorsetzen.
Kenne ich mein Verhältnis zu mir selbst und zur Außenwelt, so heiß ich‘s Wahrheit. Und so kann jeder seine eigene Wahrheit haben, und es ist doch immer dieselbige.
Das Besondere unterliegt ewig dem Allgemeinen; das Allgemeine hat ewig sich dem Besondern zu fügen.
Vom eigentlich Produktiven ist niemand Herr, und sie müssen es alle nur so gewähren lassen.
Wem die Natur ihr offenbares Geheimnis zu enthüllen anfängt, der empfindet eine unwiderstehliche Sehnsucht nach ihrer würdigsten Auslegerin, der Kunst.
Die Zeit ist selbst ein Element.
Der Mensch begreift niemals, wie anthropomorphisch er ist.
Ein Unterschied, der dem Verstand nichts gibt, ist kein Unterschied.
In der Phanerogamie ist noch so viel Kryptogamisches, dass Jahrhunderte es nicht entziffern werden.
Die Verwechselung eines Konsonanten mit dem andern möchte wohl aus Unfähigkeit des Organs, die Verwandlung der Vokale in Diphthongen aus einem eingebildeten Pathos entstehen.
Wenn man alle Gesetze studieren sollte, so hätte man gar keine Zeit, sie zu übertreten.
Man kann nicht für jedermann leben, besonders für die nicht, mit denen man nicht leben möchte.
Der Appell an die Nachwelt entspringt aus dem reinen lebendigen Gefühl, dass es ein Unvergängliches gebe und, wenn auch nicht gleich anerkannt, doch zuletzt aus der Minorität sich der Majorität werde zu erfreuen haben.
Geheimnisse sind noch keine Wunder.
I convertiti stanno freschi appresso di me.
Leichtsinnige, leidenschaftliche Begünstigung problematischer Talente war ein Fehler meiner frühern Jahre, den ich niemals ganz ablegen konnte.
Ich möchte gern ehrlich mit dir sein, ohne dass wir uns entzweiten; das geht aber nicht. Du benimmst dich falsch und setzest dich zwischen zwei Stühle, Anhänger gewinnst du nicht und verlierst deine Freunde. Was soll daraus werden!
Es ist ganz einerlei, vornehm oder gering sein: das Menschliche muss man immer ausbaden.
Die liberalen Schriftsteller spielen jetzt ein gutes Spiel: sie haben das ganze Publikum zu Suppleanten.
Wenn ich von liberalen Ideen reden höre, so verwundere ich mich immer, wie die Menschen sich gern mit leeren Wortschällen hinhalten: Eine Idee darf nicht liberal sein! Kräftig sei sie, tüchtig, in sich selbst abgeschlossen, damit sie den göttlichen Auftrag, produktiv zu sein, erfülle. Noch weniger darf der Begriff liberal sein; denn der hat einen ganz andern Auftrag.
Wo man die Liberalität aber suchen muss, das ist in den Gesinnungen, und diese sind das lebendige Gemüt.
Gesinnungen aber sind selten liberal, weil die Gesinnung unmittelbar aus der Person, ihren nächsten Beziehungen und Bedürfnissen hervorgeht.
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