Die wichtigsten Dramen. Людвиг Тик
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die wichtigsten Dramen - Людвиг Тик страница 68

Название: Die wichtigsten Dramen

Автор: Людвиг Тик

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238385

isbn:

СКАЧАТЬ sich sehn dient nur dazu, uns verwirrt zu machen.

      LEOPOLD. Ihr habt ganz Recht, das ist auch meine Meinung.

      REINHARD. Und nun muß ich wieder zu Euch von Adelheid sprechen. Sie verträgt die Behandlung wahrlich nicht, die Ihr mir vorgeschrieben habt.

      LEOPOLD. Weil Ihr mit meinen Regeln nicht umzugehn wißt; der gute Freund braucht zuweilen einen Rath umgekehrt, den ihm ein anderer giebt; man muß keinen Dolch zum Pfropfenzieher machen wollen.

      REINHARD. O Ihr kennt das Mädchen nicht, sie ist eine Ausnahme von allen Euren Erfahrungen, sie würde auch Euren Verstand in Verwirrung bringen.

      LEOPOLD. Glaubt Ihr das?

      REINHARD. Mir wird blind vor den Augen, wenn ich vor ihr stehe.

      LEOPOLD. Das kann ich mir denken, Ihr seid auch kaum zwanzig Jahre alt.

      REINHARD. Was gilt's, ich heirathe sie, wenn sie mich will.

      LEOPOLD. Da habt Ihr meine Hand, daß sie mit Freuden Ja sagt, wenn Ihr thöricht genug seid; ihr Vermögen ist klein, ihr Bruder kömmt wahrscheinlich zurück, und dann hat sie außer ihrem Schmucke nichts.

      REINHARD. Daß Ihr auch gleich daran denkt!

      LEOPOLD. Ich denke für Euch. – Nun Glück auf den Weg, ob es mir gleich weh thut, Euch auf dem Wege zu sehn.

      REINHARD. Ihr seht die Sache von Eurer, ich von meiner Seite.

      LEOPOLD. Wir wollen darüber nicht streiten.

      Mathilde kommt zurück.

      REINHARD. Lebt wohl, Mutter.

      MATHILDE. Du eilst schon wieder?

      REINHARD. Ich führe jetzt ein unstätes Leben, vielleicht daß ich bald um so häuslicher werde. geht ab.

      LEOPOLD und MATHILDE gehn schweigend auf und ab.

      MATHILDE. Leopold! – zürnst Du noch?

      LEOPOLD. Nein, Mathilde, aber mißbrauche künftig meine Geduld nicht.

      MATHILDE. Ach, ich glaube, der Herbst kömmt schon herbei, alle Bäume sehn so dürre und abgestorben aus, große Wolken ziehn dort durch den Wald, jeder Fußtritt klingt so einsam wider – ich habe von Herzen weinen müssen; habt Geduld mit meiner Schwäche.

      LEOPOLD gerührt. Mathilde!

      MATHILDE. Es wird Winter werden und dann wieder Frühling, aber vielleicht erleb' ich das nicht. Indem wir uns umsehn, ist ein Jahr entflohn; ich hoffte, daß mir an Eurer Seite das Leben mehr Stand halten sollte, und es ist nun eben so.

      LEOPOLD. Ihr quält Euch mit traurigen Gedanken ab.

      MATHILDE. Ich kann sie nicht von mir zurückhalten. – Meinen Sohn Reinhard seh' ich wenig, und meinen zweiten Sohn möchte ich noch seltner sehn.

      LEOPOLD. Er hat ein unglückseliges Gesicht. –

      MATHILDE. Mich wirft sein ernster glühender Blick zusammen, ich halte es oft nicht aus, wenn er mir gegenüber sitzt. – Er ist nun bald Besitzer dieses Schlosses. – Ach! wie wird die Zukunft aussehn!

      LEOPOLD. Man muß in der Gegenwart nie daran denken, – laßt sie werden, wie sie will; indem wir darauf gefaßt sind, besiegen wir das Schicksal. – Kommt, das Wetter ist trüb und regnigt. – Heut Abend seh' ich Euch in Eurem Zimmer, aber Ihr müßt heiter sein. sie gehn ab.

      (Rüstkammer.)

      KARL allein. Nein, kein Meuchelmord, nein, ich will ihm offen entgegen treten und mein Leben gegen das seinige wagen. – Wie schlägt mein Herz, da ich hier die Panzer und die Schwerter aller meiner Ahnherrn vor mir sehe. – Hier sprechen mich Thaten und Geister an; – o ihr edlen Reste aus einer alten Zeit, als man euch noch gebrauchte, und diese Aexte und Schwerter im Getümmel klangen – wer dachte damals beim Feldgeschrei an jenen trüben Nachkommen, der hier unter Euch wandeln würde, um sein Herz zu einer guten That zu erweitern. – Dies ist vom ganzen Geschlechte übrig geblieben, – wie vertraut war die Hand meiner Väter mit diesen Griffen an den Lanzen, – o wie lieb' ich diese stummen, unbeseelten, mir reliquientheuren Waffenbildungen! – Welches dieser Schwerter mag wohl das älteste sein? – Dieses mit der wunderbaren Handhabe, mit der fein getriebenen Goldarbeit? – ja, du sollst von nun an das meinige werden.

      CONRAD tritt herein.

      CONRAD. Seid Ihr hier, Ritter? – Ich habe Euch allenthalben gesucht, es ist nicht recht, wenn Ihr jetzt allein seid.

      KARL. Warum? – was meinst Du, daß daraus entstehen kann, wenn ich mit mir allein bin?

      CONRAD. Ach Gott! es ist mir selbst ängstlich zu Muthe, ich habe keinen hier im Schlosse, mit dem ich sprechen, mit dem ich umgehn könnte; da bin ich nun so dreist, mich immer noch zu Euch zu halten, weil ich Euch schon als Knabe kannte und liebte, und Ihr mir, wie ich glaube, auch immer etwas gut waret. Alle Gesichter hier in der Burg sind mir fremd und zuwider, den Knechten und Knappen bin ich mit meinem Alter zum Gespötte, – o wenn doch mein Sohn, mein Wilhelm mit seinem Herrn aus dem gelobten Lande zurückkehrte!

      KARL. Bleib immer bei mir, Conrad. – Horch! donnert es nicht fern ab in den Bergen?

      CONRAD. Ich glaube, ja, die Winde rauschen gewaltig durch die Bäume, ungeheure Wolken arbeiten sich durch den Himmel und schwarze Schatten liegen in den Thälern. Ich glaube, es kömmt ein Gewitter herauf. – Seht, es leuchtet schon heftig aus der Ferne – nun, Gott im Himmel sei uns gnädig. –

      KARL. Fürchtest Du Dich beim Gewitter, Conrad?

      CONRAD. Ja, Herr.

      KARL. Ich nicht.

      CONRAD. Und doch solltet Ihr's. Es ist die Stimme des Herrn selbst, die dann über die Wolken hinfährt, und die arme zitternde Welt in banger Erwartung festhält; seht, Bäume, Wälder und Felsen fürchten sich, warum sollte es dem Menschen nicht ziemen?

      KARL. Wie lange hast Du meinen Vater gekannt?

      CONRAD. Von seiner Jugend auf.

      KARL. Und Du hast ihn geliebt?

      CONRAD. Daß ich's Euch nicht sagen kann. – Seht, wenn ich ganz zu Euch aufrichtig sein soll, so fährt mir's durch Mark und Gebein, so oft ich nur den Fremden sehe. Gott hatte in der vorigen Woche sein Angesicht so sehr von mir gewendet, daß ich ihm gern Gift in den Becher geschüttet hätte, als ich ihn bei Tische bedienen mußte.

      KARL. Du bist mein wahrer Freund. – Und sage mir, wie denkst Du von meiner Mutter?

      CONRAD. Es kümmert mich Tag und Nacht, – (aber zürnt über meine Rede nicht) daß sie die Wege des Herrn verlassen hat. – Der Fremde hat sie verführt, – denn ehmals –

      KARL. Nun, er soll nicht wieder zu ihr gehn. – Da Dein Herz so viel leidet, Conrad, o so kannst Du fühlen wie das meinige zerrissen wird, da ich von diesem ermordeten Vater der Sohn bin, da diese Entehrte meine Mutter ist. Er soll ihr Schlafgemach nicht wieder betreten, ich will es nicht länger dulden.

      CONRAD. Ach, ich zittre für Euch. Er ist ein geübter Ritter.

СКАЧАТЬ