Die wichtigsten Dramen. Людвиг Тик
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Название: Die wichtigsten Dramen

Автор: Людвиг Тик

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027238385

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СКАЧАТЬ gehn in eine andre Abtheilung des Saals, die Thür geht auf, und SEBASTIANO tritt herein.

       Inhaltsverzeichnis

      ALLA-MODDIN. DER FREMDE. SEBASTIANO.

      SEBASTIANO. Der Himmel segne die Bemühungen des heutigen Tages! – er heftet einen festen Blick auf den Fremden. Alla-Moddin, hast Du meinen gestrigen Worten nachgedacht?

      ALLA-MODDIN. Ich habe.

      SEBASTIANO. Und Dein Entschluß?

      ALLA-MODDIN. Wie immer.

      SEBASTIANO. Noch immer Trotz?

      ALLA-MODDIN. Entschlossenheit.

      SEBASTIANO. Welche Worte soll ich brauchen, um Dein Herz der erhabenen Lehre zu öffnen?

      ALLA-MODDIN. Keine, wenn Du mich liebst.

      SEBASTIANO. Halsstarriger! Es wird Dich einst gereuen, die Seligkeiten des Himmels so muthwillig zurückgewiesen zu haben.

      ALLA-MODDIN. Nie.

      SEBASTIANO. An jenem großen Tage wirst Du es bereuen, wenn Gott Dich als seinen Feind wieder zurückweisen wird. Der nimmer endenden quaalenreichen Ewigkeit wirst Du Deine Reue entgegenheulen, wenn Du aus tiefer Ferne durch die brüllenden Orkane die Harfentöne der seligen Chöre vernimmst.

      ALLA-MODDIN. Mich täuschest Du nicht durch diese Gemälde des Schreckens. – Und selbst wenn Dein Gott der Gott der Götter ist, wenn ich auch zu falschen Göttern bete, so nennst Du ihn doch selbst den Allgütigen; wie könnte dieser mich also zu ewigen Quaalen verdammen?

      SEBASTIANO. Wenn man seiner Langmuth spottet, ist er ein Gott des Zorns.

      ALLA-MODDIN. Kann der Gott der Christen zürnen? – Der Gott, der, wie Du mir oft sagtest, die Erde in seiner Linken und in seiner Rechten die leuchtende Sonne hält? – Er sollte zürnen über mich? – Kannst Du über einen Sonnenstaub zürnen? –

      SEBASTIANO. Er selbst droht seinen Zorn denen, die ihn verachten, aber seinen Verehrern hat er seine Gnade in den Gesetzen verheißen, die er mit eignen Händen schrieb..

      ALLA-MODDIN. Stolzer Mensch! Du wagst zu behaupten, daß das Auge, das die Welten überschaut, freudig auf Dein Lob herunterblicke? Deinem Allweisen leihst Du Deinen Priesterstolz? – Gott ist meiner Liebe zu groß und meiner Verehrung zu klein. – Erzwungnes und erheucheltes Lob kann ihn nicht freuen, denn wenn ich nun auch, um meine Freiheit zu erkaufen, den Göttern Suhlu's untreu würde, so würd' ich doch nachher Eure Religion wieder von mir werfen, wie ein unbequemes Gewand. Der Mensch muß frei denken, frei und ohne Zwang muß sich seine Ueberzeugung in ihm selbst erschaffen, keine Gewalt muß hinzutreten, und dem Strome der Vernunft seine Ufer setzen wollen, – und diese freiwillige Ueberzeugung kömmt bei mir noch nicht.

      SEBASTIANO. Nun wohl. Aber wenn Du verloren gehst, so laß Deine Unterthanen wenigstens der Seligkeiten genießen, die Du zurückstößest. Welcher sterbliche Verstand kann mit Zuversicht zu mir sagen: Du lügst! – Der kühnste Zweifel ist noch lange nicht Gewißheit, und solltest Du so grausam sein, dem Glücke Deiner Unterthanen in den Weg zu treten? – Nicht eines Glücks von wenigen Jahren, von nimmer untergehenden Ewigkeiten. – Wenn die Erfüllung meiner Worte nur noch möglich ist, so darfst Du nicht unsern Eintritt in Suhlu verhindern. – Der Verstand muß frei sein, wie Du selber sagtest, versage diese Freiheit also auch nicht Deinen Unterthanen, laß jeden sich selbst überzeugen; wer nicht überzeugt wird, – der mag dann verloren gehen!

      ALLA-MODDIN. Deine verführerischen Worte sollen mich nicht täuschen. – Traust Du mir den Aberwitz zu, bittres Meerwasser in meine süßen Quellen zu tragen? – Tugend muß stets glücklich machen, und meine Suhluaner sind tugendhaft. Aber sieh umher, betrachte die sonst so blühenden Länder, die Christen haben sie vergiftet; betrachte die sonst so redlich gesinnten Insulaner, Eure Lehre hat sie vergiftet! Was hilft die Lehre, die ihre Bekenner nicht besser macht? – Meine lieben Unterthanen auf Suhlu sind besser als Du, und doch kennen sie Deinen Gott nicht! drum geh', ich will Dich nicht länger hören, Du selber spottest Deines Gottes!

      SEBASTIANO. Frevler, ich?

      ALLA-MODDIN. Gebietet Euer Gott nicht Tugend?

      SEBASTIANO. Allerdings.

      ALLA-MODDIN. Und doch verstopft Ihr Eure Ohren seinen Gesetzen? – Ihr verletzt das erste göttliche Gesetz; die Gastfreundschaft ist jedem Suhluaner heilig, Ihr aber werft den Fremdling in den Kerker, und laßt ihn im Elende schmachten.

      SEBASTIANO. Du wagst es, so zu sprechen?

      ALLA-MODDIN. Warum heucheltet Ihr mir Freundschaft, als mein Schiff an Manilla's Küste landete? Ihr wart meine Feinde, Eure Bosheit aber verbarg sich hinter verrätherischen Umarmungen, hinter falschen freundschaftlichen Blicken; bald aber zeigtet ihr Eure Tücke, da ich keinen Eurer Vorschläge annahm. – Und glaubt ihr, mein Auge sei geblendet? O ich durchschaue den Schleier Eurer Heuchelei. – An der Ausbreitung Eurer Religion liegt Euch nichts! die Absicht, meine Unterthanen durch Eure Lehre von der ewigen Verdammniß zu retten und sie glücklich zu machen, ist erlogen!

      SEBASTIANO. Erlogen?

      ALLA-MODDIN. Was kümmert Euch das Glück meiner Unterthanen? Ich soll Euch Suhlu eröffnen, damit die Spanier dort mit eisernem Scepter herrschen; meine Unterthanen würdet ihr bald zur Sclaverei gewöhnen, denn manchen guten biedern Suhluaner würde Deine glatte Zunge bethören. Man würde Euch als meine Freunde ansehen, und um so mehr hättet ihr Gelegenheit, Aufruhr und Zwietracht, diesen verderblichen Saamen in die Herzen meiner Unterthanen auszustreuen, Empörung und innrer Zwist würden bald die Kräfte Suhlu's zerstören, ein Spanier würde auf meinem Thron sitzen, die Unterthanen Eure Sklaven sein, und das schöne Suhlu von Europäern bevölkert werden. So habt ihr es mit allen friedlichen Völkern dieser Gegend gemacht. Wo sind jene grünen Sprößlinge, die den schönsten Wald versprachen? Ihr habt sie ausgerottet, und Nesseln und Dornen an ihre Stelle gepflanzt.

      SEBASTIANO. Thörichter! Verblendeter! – Wäre dies unsre Absicht; was hinderte uns daran, Suhlu mit gewaffneter Hand zu erobern, Dich hier im Kerker verschmachten zu lassen, und Alonzo auf Deinen Thron zu setzen?

      ALLA-MODDIN. Was Euch hindert? – Feigheit und Eigennutz.

      SEBASTIANO. Ich verstehe Dich nicht.

      ALLA-MODDIN. Ihr wißt, daß jeder meiner Unterthanen lieber bis auf den Tod fechten, als Euch gehorchen würde. Alle würden fallen, ihr würdet gerne Suhlu besitzen, allein, ihr müßtet Euch doch dann Sklaven kaufen.

      SEBASTIANO. Du wagst es –

      ALLA-MODDIN. Wahrheit zu sprechen. – Ihr müßt erst meine Unterthanen gleich dem jungen Stier gewöhnen, das Joch zu tragen; dies ist Eure Absicht. – Aber mögen hier funfzig Jahr über mein Haupt dahinfließen, mag mich nur mein Tod aus diesem Kerker befreien, – ich gebe nicht nach.

      SEBASTIANO. Ich gehe, denn es ist Verbrechen Dich anzuhören.

      FREMDER. Sie gehn, weil Sie sich getroffen fühlen.

      SEBASTIANO betrachtet ihn zweifelhaft und durchbohrt ihn mit einem grimmigen Blicke. Sie СКАЧАТЬ