Die wichtigsten Dramen. Людвиг Тик
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Название: Die wichtigsten Dramen

Автор: Людвиг Тик

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027238385

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СКАЧАТЬ Nun wohl, ich will Dir glauben, um den Ton Deiner Stimme willen; ach, sie erinnert mich an so manche selige verfloßne Stunde, sie erinnert mich an meine Freunde, die mich verlassen haben; denn, indem ich Dich sprechen höre, ist es, als stände mein Freund Valmont vor mir, hell dämmert jene Stunde in meiner Seele auf, als wir durch eine Umarmung das heilige Band der Freundschaft knüpften, als er hier vor mir stand und seine Hand in die meinige legte und mir Befreiung verhieß. – Dein Gesicht, – Dein Auge – Du bist Valmont selbst! –

      FREMDER. Ich?

      ALLA-MODDIN. Bist sein Bruder, – doch nein, wie kömmst Du zu dieser Tracht meiner Feinde, – er war kein Mitglied dieses Volks, das mich elend gemacht hat; – mein Freund glänzt hell in meiner Seele, – aber Du bist es nicht. –

      FREMDER. Und könnt' ich es nicht werden? –

      ALLA-MODDIN. Durch Deine Gegenwart – kehrt Heiterkeit in meine Seele zurück, – nun wohl, wer meinem Valmont gleicht, bei dem ist nichts zu wagen. – Aber Du bist ein Spanier, wer wagt nicht bei der Freundschaft eines Spaniers? – Nein, nein, ich will betrogen sein, wenn Du betrügen kannst, – o wie will ich dann die Welt recht herzlich hassen, ein Schutzort wird mir dieser Kerker scheinen.

      FREMDER, gerührt. Vertraue mir.

      ALLA-MODDIN. Ach! schon viele Europäer sahen mich hier im Elende, bedauerten mich, nannten sich meine Freunde, – und verließen und vergaßen mich. – Unter allen meinen Freunden fliegen nur zweien meine Seufzer nach.

      FREMDER. Wem?

      ALLA-MODDIN. Valmont und Omal.

      FREMDER. Omal? War er nicht mit Dir im Kerker?

      ALLA-MODDIN. Er war.

      FREMDER. Wo ist er jetzt?

      ALLA-MODDIN. Vielleicht todt, vielleicht lebend, stets glücklicher als ich. Er stieß eine Oeffnung in die Mauer und entflohe.

      FREMDER. Und Valmont?

      ALLA-MODDIN. Er war ein edler Mann, den ich wie meine Seele liebe, wenn gleich vom Schicksal unsre junge Freundschaft nach wenigen Tagen wieder zerrissen ward. – Auf einer Reise aus Frankreich, seinem Vaterlande, kam er zu mir auf Suhlu, ich kannte ihn nur kurze Zeit, als ich ihn liebgewann, – wir fuhren einst auf einem kleinen Nachen beim Schein des Abends auf dem See, das Boot schlug um, er sank, – daß ich ihn rettete, verband unsre Seelen noch inniger. – Je länger ich in Dein offnes Auge sehe, je mehr wächst mein Zutrauen zu Dir, und darum erzähl' ich Dir meine Geschichte, wie ich noch nie that. – Bald darauf rief die Pflicht Valmont von Suhlu aus meinen Armen – und ich unternahm, wie ich schon oft gethan hatte, eine Reise zu den Besitzungen der Europäer, meine Gattin, mein Sohn, und Omal, mein Freund, begleiteten mich. – Ach! zur unglücklichen Stunde setzt' ich den Fuß in das Schiff, denn es trug mich in den Kerker. – Ich reiste hieher, nach Manilla, um manche Künste und Erfindungen von den klügern Europäern nach Suhlu hinüberzubringen, um dadurch das Glück und die Sicherheit meines Volks zu vermehren.

      FREMDER. Und?

      ALLA-MODDIN. Der Statthalter schien mein Freund, er und eine Menge Jesuiten umlagerten mich täglich, und schienen um meine Freundschaft zu wetteifern, – o warum traut' ich aber diesen Schlangen? – Kannt' ich nicht die Bosheit der Europäer? – Man wollte mich bereden Christ zu werden, ich weigerte mich: man suchte mich dahin zu bringen, den Jesuiten den Eintritt in Suhlu zu erlauben; auch dieses versagt' ich. – Nun fiel plötzlich wie ein Morgennebel die erheuchelte Freundschaft; in ihrer wahren Gestalt standen die Spanier vor mir. – Ein Kerker verschloß mich, und das, was mir auf dieser Welt am liebsten ist.

      FREMDER. Schändlich!

      ALLA-MODDIN. Um einen Vorwand, diese That zu rechtfertigen, war man nicht lange verlegen, so widersinnig er auch sein mochte. Man behauptete, ich sei hiehergekommen, die Lage des Landes und der Vestung auszukundschaften, dann mit meinen schwachen, wehrlosen Indianern zu landen, – und Manilla zu erobern! – Dieser Anklage wegen seufz' ich nun schon zwei Jahr in diesem Kerker, mein Volk ist ohne König, Suhlu steht verlassen, offen der Verrätherei jedes Boshaften. – Nach einem Jahre erschien Valmont in meinem Kerker, er hatte von meinem Unglück gehört, es rührte ihn bis zu Thränen, mit Freundeshandschlag versprach er mir Rettung, Freiheit, und schon dreihundert Tage flossen indessen in das graue Meer der Zeit hinab, – und er kehrt nicht wieder.

      FREMDER. Aber er wird wiederkehren, vertraue ihm. Kannst Du wissen was ihn zurück hält? – Er kömmt gewiß, denn Valmont hält, was er versprach.

      LINI, der indeß herbeigekommen ist, und den Fremden aufmerksam betrachtet hat. Nicht wahr, lieber fremder Mann, Valmont kömmt gewiß wieder?

      FREMDER. Gewiß. Liebst Du ihn?

      LINI. Ja, und er liebt mich auch. Sieh, den kleinen niedlichen Vogel dort, hat er mir geschenkt. –

      FREMDER. Willst Du nicht auch mein Freund werden?

      LINI. Ach, ich wollte wohl, wenn ich nur könnte. Du bist aber ein Spanier, und ein Spanier kann unmöglich mein Freund sein.

      FREMDER. Wenn ich Dir nun sage, daß Valmont auch mein Freund ist?

      LINI. Dann will ich mir wenigstens Mühe geben.

      ALLA-MODDIN. Wie sagtest Du? Valmont sei Dein Freund? –

      FREMDER. Mein vertrautester. Ich lernte ihn vor einigen Jahren in Frankreich kennen, und als ich eben itzt von Spanien abreisen wollte, sah' ich ihn dort.

      ALLA-MODDIN. Komm' oft zu mir in meine düstere Wohnung. Deine Freundschaft wird mich wieder etwas mit dem Schicksal versöhnen; Du sollst mir jene verhaßten Stunden ersetzen, die Sebastiano mir raubt.

      FREMDER. Sebastiano?

      ALLA-MODDIN. Er ist ein Jesuit, den der Statthalter täglich abschickt, mich zum Uebertritt zum Christenthum zu überreden, und den Jesuiten zu erlauben, auch in Suhlu ihre Lehre auszubreiten. – So ist meine Zeit zwischen trauriger Einsamkeit und verhaßten Gesprächen getheilt, von diesem Boshaften bestürmt. Die Götter meines Landes zürnen auf mich, daß sie mich ein Spiel sein lassen der Schändlichen, daß sie es dulden, daß ich hier im Jammer verschmachte. –

      FREMDER. Fasse Muth, Valmont lebt und gedenkt Deiner, er ist unermüdet in seinen Bemühungen für Dich, er wird bald –

      ALLA-MODDIN. Und woher diese Zuverlässigkeit? Du sahst ihn schon seit einem Jahr nicht mehr.

      FREMDER. Nein – aber ich kenne sein Herz. Er liebt Dich, durch Deine Freiheit wird er Dir den Dank für sein Leben bezahlen.

      ALLA-MODDIN. Ich mag nicht mehr hoffen. Viel langsamer schleicht der Tag, wenn man die Stunden zählt, auf ein glänzendes Ziel die Augen geheftet, das nimmer näher rückt. Ich überlasse mich der Zeit mit eben der Gleichmuth, mit dem ein Berg sich von Schnee und mit Blumen bekleiden läßt. Das Unglück mag mich bestürmen, ich will nicht murren, ich will das Glück wieder in meine Arme nehmen, ohne mit ungeduldigem Auge ihm entgegenzusehn. – So will ich dulden wie es einem Manne ziemt.

      LINI. Ach, da hör' ich den schleichenden Mann kommen, der immer so die Augen verdreht.

      AMELNI. Sebastiano kömmt, ich verlasse Dich.

      LINI. Ich gehe mit Dir Mutter, denn СКАЧАТЬ