Название: Die Herrscher und Gestalten des Mittelalters
Автор: Reinhard Pohanka
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: marixwissen
isbn: 9783843802109
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RICHARD I. VON ENGLAND »LÖWENHERZ«
WILHELM I. VON ENGLAND, DER EROBERER
PETER ABAELARD
(1079–1142)
Die traurige Geschichte von Abaelard und Heloïse, er wurde entmannt, und sie ging ins Kloster, hat durch die Jahrhunderte Schriftsteller und Moritatensänger inspiriert. Dabei war Peter Abaelard einer der hellsten Geister seiner Zeit, er war umstritten wie streitbar, ein Rebell, der sich mit jedem, der in seine geistige Nähe kam, anlegte, und war dennoch der bedeutendste Vertreter der Früh-Scholastik im Mittelalter.
Als Sohn eines Ritters 1079 in Le Pallet bei Nantes geboren, war er für die militärische Laufbahn bestimmt, fand aber keinen Gefallen am Soldatenleben und widmete sich lieber den Studien. Bereits in jungen Jahren verließ er die Burg der Eltern, schlug sich als wandernder Schüler durch und besuchte die angesehensten Lehrer seiner Zeit. Sein Weg führte nach Paris, wo die besten Schulen seiner Zeit, Universitäten konnte man sie noch nicht nennen, existierten. Abaelard fand Aufnahme in der berühmten Kathedralschule und studierte hier Rhetorik unter dem »scholasticus« William von Champeaux.
Mit William scheint der junge Abaelard nicht gut ausgekommen zu sein, bei mehreren Disputen konnte er ihn widerlegen, und die anderen Studenten kamen lieber zu ihm als zu William. Schon bald dachte Abaelard darüber nach, seine eigene Schule zu eröffnen, vermutlich war William durchaus erleichtert, den ehrgeizigen jungen Mann wieder ziehen zu sehen. Abaelard gründete 1102 eine Schule in Melun, die er anschließend nach Corbeil verlagerte. Sie erfreute sich rasch großer Beliebtheit, Abaelard musste aber von 1105 bis 1108 wieder zu seiner Familie in die Bretagne zurückkehren, sei es wegen Krankheit oder weil William sich mit Erfolg gewehrt hatte und Abaelard nicht mehr unterrichten durfte.
1108 konnte er nach Paris zurückkehren und hier auch lehren, musste aber auf Williams Druck auf den Genovevaberg nahe Paris übersiedeln. 1113 studierte er bei Anselm von Laon Theologie, er unterrichtete auch, und wieder übertraf er seinen Lehrer an Beliebtheit, worauf ihm Anselm die weitere Lehre untersagte. Abaelard unterrichtete als Hauslehrer und traf dabei die liebreizende Heloïse, die Nichte des Kanonikers Fulbert. Heloïse wurde bald von Abaelard schwanger und brachte in Le Pallet den gemeinsamen Sohn Astrolabius zur Welt. Abaelard willigte ein, Heloïse zu heiraten, wenn die Ehe geheim bliebe, da er um seinen Ruf als Lehrer fürchtete. Allerdings machte Fulbert die Ehe bekannt, worauf Heloïse aus Liebe zu Abaelard ins Kloster ging. Fulbert gab die Schuld an dieser Entwicklung Abaelard, ließ ihn überfallen und entmannen, was dieser nur knapp überlebte.
Abaelard zog sich ins Kloster St. Denis zurück, seine Thesen, Vorlesungen und Schriften riefen jedoch seine Gegner auf den Plan, die ihn 1121 zwangen, auf der Synode von Soissons seine Schrift »Theologia Summi boni« eigenhändig ins Feuer zu werfen. Bald danach geriet Abaelard in Streit mit dem Abt seines Klosters St. Denis und zog sich in die Champagne zurück, wo er eine Einsiedelei, Paraclet genannt, gründete. Auch hierher folgten ihm seine Studenten, so dass sich Abaelard einen größeren Ort zum Unterrichten suchen musste. Er ließ sich zum Abt des Klosters Saint-Gildas-en-Rhuys in der Bretagne wählen, während er den Paraclet den Nonnen von Argenteuil, deren Priorin Heloïse war, schenkte.
Auch in St. Gildas war ihm keine Ruhe beschieden. Er versuchte, das Kloster zu reformieren, und brachte die Mönche so gegen sich auf, dass sie mehrere Attentate auf ihn verübten. Abaelard kehrte nach Paris auf den Genovevaberg zurück. Auch hier hatte er Feinde, der bedeutendste war der Kirchenlehrer
Bernhard von Clairvaux. Dieser ließ ihn 1140 auf der Synode von Sens der Häresie anklagen, jeder Versuch Abaelards, sich zu verteidigen, wurde unterbunden, seine Schriften wurden verbrannt, und Papst Innozenz II. verurteilte ihn zum ewigen Schweigen.Abaelard wollte nun selbst nach Rom gehen, um sich vor Papst Innozenz II. zu verteidigen, eine Krankheit zwang ihn aber zu einem Aufenthalt im Kloster von Cluny. Dessen Abt war der berühmte Peter Venerabilis, Theologe, Kirchenreformator und ein offener Geist, der die erste Koran-Übersetzung ins Lateinische in Auftrag gegeben hatte. Venerabilis, der eine sehr ausgleichende Persönlichkeit gewesen sein muss, konnte die beiden Feuerköpfe Abaelard und Bernhard versöhnen und erreichte, dass das Urteil des Papstes aufgehoben wurde, allerdings starb Abaelard nur wenig später am 21. April 1142 in St. Marcel, einem Priorat von Cluny.
Als Heloïse von seinem Tode erfuhr, erbat sie sich den Leichnam Abaelards, der von Peter Venerabilis nach dem Paraclet überführt und dort bestattet wurde. 22 Jahre später fand Heloïse ihr Grab neben ihrem geliebten Ehemann. In der französischen Revolution wurde der Paraclet verwüstet, und das Grab verschwand, was bleibt, ist die Erinnerung an einen außergewöhnlichen Lehrer und zwei unglücklich Liebende, die ihre Liebe auch dann weiterlebten, als eine körperliche Vereinigung nicht mehr möglich war.
Was hat aber Abaelard so ausgezeichnet, dass man ihn zeit seines Lebens entweder bewunderte oder verfolgte und er bis heute den Ruf eines Ketzers in СКАЧАТЬ