Gesammelte Werke. Isolde Kurz
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Isolde Kurz

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962812515

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СКАЧАТЬ Ren­te fah­ren, auf die er bin­nen kur­z­em An­spruch ge­habt hät­te, kün­dig­te au­gen­blick­lich sei­nen Pos­ten und lös­te sei­nen Haus­halt auf, um mir zu Hil­fe zu ei­len und mei­ne Mut­ter noch ein­mal zu se­hen. Sie wuss­te, dass er über alle Hin­der­nis­se hin­weg zu uns ei­len wür­de, und die­ses Wis­sen er­leich­ter­te ihr das Schei­den. Er kam ge­ra­de in ih­rer letz­ten schwe­ren Nacht und saß bis zum Mor­gen war­tend, ob ich ihn rie­fe. Aber er soll­te sie nicht mehr le­bend se­hen, denn ihr Geist war schon fern und hät­te ihn nicht mehr er­kannt.

      In die­sem Freund hat­te mir das Schick­sal einen Aus­gleich für die Ver­lus­te und Ent­täu­schun­gen mei­nes Le­bens von lan­ge her auf­ge­spart. Aber ich konn­te es noch nicht ver­ste­hen. Mein In­ne­res war für Leid und Freu­de tot, ich spür­te nichts mehr als eine un­ge­heue­re Lee­re. Ich glitt wie ein Schat­ten über den Erd­bo­den hin, den mei­ne Füße nicht mehr er­reich­ten, weil ich mit der Wur­zel her­aus­ge­zo­gen war. Der Freund um­sorg­te mich aus zart­ge­fühl­tem Ab­stand und war­te­te, wann er mir um ein Klei­nes mehr sein dürf­te. Ein freund­li­cher Zu­fall hat­te es ge­fügt, dass ge­ra­de bei sei­ner An­kunft aus Russ­land eine an­ge­neh­me son­ni­ge Woh­nung im glei­chen Hau­se, ein Stock­werk tiefer als die mei­ni­ge, frei wur­de. Die­se be­zog er und rich­te­te sie ein mit dem Sinn für das Trau­lich-Häus­li­che, den er aus sei­nem hei­mi­schen Pfarr­haus mit­ge­bracht und auch in­mit­ten der so­ge­nann­ten »Brei­ten Na­tur« des da­ma­li­gen Rus­sen­tums sich be­wahrt hat­te, – ein lie­ber Freund­schafts­win­kel für die kom­men­den Welt­stür­me. Aber da­mals glitt ich acht­los an al­lem vor­über. So sehe ich mich schat­ten­haft un­be­tei­ligt ne­ben teu­ren Freun­den durch die Brun­nen­an­la­gen und Park­we­ge von Karls­bad wan­deln, wo­hin sie mich vom Ster­be­haus weg­ge­holt hat­ten, sehe mich mit Er­win und sei­ner Fa­mi­lie die Fel­sen­stu­fen von Stub­ben­kam­mer er­klet­tern und auf der Spit­ze von Ar­ko­na dem Swan­te­wit in sei­nem Tem­pel einen Be­such ab­stat­ten und we­ni­ge Wo­chen spä­ter mit ei­ner Frei­zü­gig­keit, wie sie nur der ge­nießt, der nir­gends hin­ge­hört, über den Rol­le­pass in dem Do­lo­mi­ten­dorf San Mar­ti­no di Ca­stroz­za ein­fah­ren. Dort war­te­te der ita­lie­ni­sche Freund auf mich, um ge­mein­sam ein paar Be­stei­gun­gen aus­zu­füh­ren, wie sie mir frü­her schon ein­mal heil­sam ge­we­sen und von de­nen er an­nahm, dass sie mich wie­der aus der Er­star­rung er­we­cken müss­ten. Es kam auch so, dass in der un­ge­heu­ren Grö­ße der Berg­welt, bei den kris­tal­le­nen Wun­der­gär­ten des Ei­ses un­ter der herbst­lich ge­mil­der­ten Süd­son­ne und im kal­ten Glanz der Ster­nen­näch­te die in sie­ben schwe­ren Not­jah­ren tief­hin­ab­ge­drück­ten in­ne­ren Sprung­fe­dern sich wie­der auf­rich­te­ten und mich an der Um­welt teil­neh­men lie­ßen. Ich mach­te land­schaft­li­che Auf­zeich­nun­gen für den vor­längst ge­plan­ten, aber nicht be­gon­ne­nen Do­lo­mi­ten­ro­man »Der Ca­li­ban«, der da­nach noch lan­ge Zeit im Lim­bo der Un­ge­bo­re­nen woh­nen soll­te. Und end­lich sehe ich mich wie­der in For­te in ei­ner noch war­men No­vem­ber­nacht da­mit be­schäf­tigt, im Vor­gar­ten mei­nes Hau­ses einen Holz­stoß aus harz­duf­ten­den Schei­tern und pras­seln­den Lor­beerzwei­gen zu ent­zün­den, da­mit der letz­te un­er­füll­ba­re Her­zens­wunsch der Ge­schie­de­nen, dem ge­lieb­tes­ten ih­rer Söh­ne in dem Land ih­rer Lie­be in die Flam­men zu fol­gen, doch im Sym­bol noch er­füllt wür­de. Eine stil­le un­ver­ge­ss­li­che Fei­er, mit Van­zet­tis und des halb­blin­den Ar­man­do Hil­fe aus dem Tiefs­ten ih­rer ei­ge­nen See­le her­aus für sie im An­ge­sicht des rau­schen­den Mee­res voll­zo­gen und spä­ter mit­ten un­ter dem Schre­cken des Welt­kriegs zum blei­ben­den Ge­dächt­nis in die füg­sa­me Mas­se des Wor­tes ge­prägt.

       Die star­re Pa­nia, Hoch­sitz der Ge­wit­ter,

       Stand geis­ter­haft in ih­res Mar­mors Glas­ten,

       Es wet­ter­leuch­te­te in der blau­en Nacht

       Um ihre Stirn, doch ihre Flan­ke trug

       Zwei stil­le Feu­er, große wa­che Au­gen,

       Die nie­der­sa­hen, Al­ler­see­len­feu­er.

       Das Fest der To­ten war’s. Auch wir ent­fach­ten

       Die Lohe hell. Und was das Haus ver­barg

       An Hei­lig­tü­mern, Hül­len der Ver­b­lass­ten,

       Noch wie be­lebt von ih­res Le­bens Spur,

       Das ga­ben wir der hei­li­gen Na­tur

       Zum Op­fer, dass die Zeit es nicht ver­seh­re.

       Zu wür­zi­ger Zäh­re schmol­zen die Zy­pres­sen,

       Der Lor­beer flamm­te pras­selnd, hoch­auf stieg

       Der Rauch und wall­te breit als schwar­ze Fah­ne

       Hin­aus aufs Meer. Er trug die Düf­te hin

       Wie Grü­ße der Ge­schie­de­nen. Doch die Flam­me

       Um­wan­delnd dämm­te sie mit sei­nem Sta­be

       Der Freund, und wo sie all­zu gie­rig leck­te,

       Ward sie ge­löscht mit Güs­sen ed­len Weins.

       Und sieh, ein An­blick, nim­mer zu ver­ges­sen,

       Wie plötz­lich tief in des Gerüs­tes Mit­te

       Ein selt­sam feu­ri­ges Ge­bild ent­stand,

       Gleich ei­nem Vo­gel mit ge­brei­te­ter Schwin­ge.

       Es sprach der Freund: Wird jetzt ihr Herz zum Aar

       Des Him­mels, dass es auf zum Äther drin­ge?

       Zum Phö­nix, sprach ich leis. Nun sank die Glut

       Zu­sam­men. Wie ein Korb voll ro­ter Ro­sen

       Lag sie am Grund und glomm die Nacht hin­durch.

       Aus »Jen­seits des Blutstroms«, 1915)

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