Gesammelte Werke. Isolde Kurz
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Isolde Kurz

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962812515

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СКАЧАТЬ heim,

       Weil ich Heim­weh habe,

       Wechs­le nun­mehr auch den Reim

       Und den Schritt zum Tra­be.

       In der Frem­de leg­t’ ich brach

       Mei­ne bes­te Gabe;

       War wie and­re klug und, ach,

       Ernst­haft wie ein Schwa­be.

       Bin nun all des Erns­tes satt,

       Geb dem Tier die Spo­ren.

       Im Ga­lopp zur Nar­ren­stadt!

       Noch ist nichts ver­lo­ren.

       Fri­sches Le­ben, Saus und Braus,

       Bin wie neu­ge­bo­ren,

       Ewig bleib’ ich jetzt zu Haus

       In dem Land der To­ren.

      Gera­de in der leich­ten un­per­sön­li­chen Gat­tung fin­det er sei­nen vol­len Per­sön­lich­keits­s­til, dass, wer ihn kann­te, zu­wei­len eine münd­li­che Re­de­wei­se her­aus­hört. So in dem lie­bens­wür­di­gen:

      Rin­gel­rei­hen

       (zu ei­nem von sei­nem Töch­ter­chen

       ge­mal­ten Bild­chen)

       El­fen­kin­der so rund und klein

       Tan­zen in lus­ti­gem Rin­gel­reihn

       Wohl um die schwei­gen­de Eule.

       Denkt sich die Eule: bin ich ihr Gott?

       Oder bin ich nur Kin­der­spott?

       Ob ich jetzt lach’ oder heu­le?

      Aber die Kro­ne sei­nes Hu­mors sind die Ge­s­pens­ter­lie­der, eine an­de­re Art von To­ten­tanz, worin der ärzt­li­che Dich­ter die ver­schie­dens­ten mensch­li­chen Ty­pen ihr teils ba­rockes, teils schau­er­li­ches We­sen wei­ter­trei­ben lässt. Die Ver­su­chung ist groß, alle her­zu­set­zen, aber ich be­schrän­ke mich auf ei­ni­ge der tref­fends­ten Pro­ben:

      Der Ängst­li­che

       Um Mit­ter­nacht, im Mon­den­schein,

       Sitz’ ich auf mei­nem Lei­chen­stein,

       Doch feucht und neb­lig wird die Luft,

       Drum kreuch’ ich ein in mei­ne Gruft.

      Der Ei­fer­süch­ti­ge

       Als ich im stil­len Gra­be lag und schlief,

       Hör­t’ ich wie ei­ner mei­nem Schätz­lein rief.

       Da warf ich alle Erde schnell em­por

       Und sprang her­aus und schlug dem Kerl aufs Ohr.

      Der Geiz­hals

       In mei­nem Gra­be fin­d’ ich kei­ne Ruh,

       Um­sonst sind mei­ne Au­gen tot und zu.

       In je­der Nacht muss ich den Sarg ver­las­sen,

       Durchs Fens­ter schaun, wie mei­ne Er­ben pras­sen.

       Von mei­nem Wein gil­t’s heut das letz­te Glas,

       O mehr als alle Wür­mer wurmt mich das.

      Der Ge­lehr­te

       Kein Le­ben­der kann mei­ne Qual er­mes­sen:

       Ich wäl­ze mich im Sar­ge hin und her,

       Aus ei­nem Bu­che hab’ ich was ver­ges­sen,

       Wenn ich mich doch be­sän­ne, was es wär!

       Be­han­del­t’s die Uns­terb­lich­keit der See­le?

       Das Da­sein Got­tes? Gott, ich wer­de krank!

       Wie ich mir mei­nen hoh­len Schä­del quä­le,

       Ich muss hin­auf an mei­nen Bü­cher­schrank.

       Ich such’ und su­che in dem al­ten Bu­che,

       Einst war mir jede Zei­le doch be­kannt,

       Und eben fin­d’ ich bei­nah was ich su­che,

       Da werd’ ich plötz­lich schnöd hin­weg­ge­bannt.

       Es kommt mit Licht des Hau­ses al­ter Meis­ter –

       Als ich noch leb­te, diente er mir gern,

       Jetzt ruft er schau­dernd: Alle gu­ten Geis­ter

       Die lo­ben Gott den Herrn!

      Der Stut­zer

       Sie ha­ben mich in mei­nem Frack be­gra­ben,

       Das freut mich sehr, das woll­t’ ich eben ha­ben.

       Auch sitzt die wei­ße Bin­de ganz kor­rekt,

       Die Stie­fel sind so blank als wie ge­leckt.

       Mein Stöck­chen ziert der Schmuck des El­fen­beins,

       So pro­me­nier’ ich nachts von Zwölf bis Eins.

       Und dass ich tot bin, sieht mir nie­mand an,

       Zwei Dirn­lein flüs­tern: Welch ein hüb­scher Mann.

      Der Rauf­bold

       Das Tot­sein wäre gar zu arg,

       Hät­t’ ich mein Schwert nicht mit im Sarg,

       Und hei! ich höre De­gen­k­lir­ren.

       Welch frech Ge­sin­del kämpft auf mei­ner Gruft?

       Ich muss da­bei sein! Hur­ra! Fri­sche Luft!

       Die Ter­zen pfei­fen und die Quar­ten schwir­ren,

       Schon stürmt ein jun­ger Fant auf mich da­her,

       Wie ist mir heu­te doch der Arm so schwer!

       Die Ter­zen schwir­ren und die Quar­ten sau­sen,

       Der Hieb saß gut!

       Mein Schä­del klafft. Der Geg­ner sieht mit Grau­sen:

       Aus die­ser brei­ten Spal­te fließt kein Blut.

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