Название: Gesammelte Werke
Автор: Isolde Kurz
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
isbn: 9783962812515
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Glückselige Jugend, deren Kräftequell nicht auszuschöpfen ist, wie ähnlich sehen sich doch ihre Freuden und ihre Schmerzen. Alles muss ihr zum Wachstum dienen: Verwicklungen sind ihr ein Gewinn, Gefahren ein Spiel, und auch das herbe Todesleid nimmt sie an ihre Brust und singt es zärtlich wie ein Kind zur Ruhe.
1 Eine Gestalt aus meinem »Jugendland« <<<
2 In der Lebensgeschichte meines Vaters hatte ich einen Vergleich zwischen meiner Mutter und Malwida von Meysenbug als zwischen zwei gleichgesinnten Sprößlingen alter Adelsgeschlechter gezogen, die beide ihren Standesvorrechten entsagt hätten, um sich der Sache des Volks zu widmen. Ich wurde jedoch von unterrichteter Seite darauf aufmerksam gemacht, dass ich mich im Irrtum befände, weil Malwida nicht wie meine Mutter aus altem Adel stamme, vielmehr sei ihrem Vater wegen persönlicher Verdienste um den Kurfürsten von Hessen von diesem an Stelle seines bürgerlichen Namens Rivalier Name und Titel des erloschenen hessischen Freiherrngeschlechtes von Meysenbug verliehen worden. Ganz entgegen dem Verhalten meiner Mutter, die eine Freiherrnkrone ablegte und sich Bürgerin Brunnow nannte, behielt Malwida den neuverliehenen Adel bei, auch als ihre Familie sie bei ihrer revolutionären Propaganda ersuchte, sich für diese, ihre Angehörigen schädigende Tätigkeit ihres ehemaligen bürgerlichen Namens zu bedienen. Der Fall lag also umgekehrt, und ich musste dem Gewährsmann versprechen, den Irrtum zu berichtigen, damit die große Natur meiner Mutter durch die falsche parallele nichts von ihrer Einzigartigkeit einbüße. Doch ist gewiss Malwida durch Weiterführung eines Adelsprädikats, das zu jener Zeit noch mehr Glanz verlieh als heute, ihrer Sache nützlicher gewesen, als wenn sie ihr als schlichtes Fräulein Rivalier gedient hätte, und das mag ihr Verhalten mit erklären. <<<
3 Zuerst bei Hermann Seemann, Leipzig, erschienen, dann von Cotta Nachfolger übernommen, 1928 unter dem Titel »Aus frühen Tagen« in der Vaterländischen Verlags- und Kunstanstalt, Berlin, vermehrt herausgegeben. <<<
4 Später dem Bändchen »Aus frühen Tagen« ergänzend einverleibt. <<<
Zehntes Kapitel – Durchbruch
Zu Anfang des Jahres, das auf diesen bewegten Herbst folgte, starb Althofen. Die Nachricht erreichte mich völlig unvorbereitet bei einem Aufenthalt in Rom.
Wie viel auch ein Mensch von Todesahnungen sprechen möge – solange er in der Fülle des Lebens dasteht, glaubt man ihm nicht, denn das Leben muss ewig den Tod verneinen. Dass ich dennoch tief innen dieses frühe Ende vorausgewusst hatte, stand auf einem anderen Blatt, es gehörte nicht in das wache Tagesbewusstsein. Jetzt verstand ich, dass die immer wiederholten düsteren Prophezeiungen keine bloßen Grillen gewesen waren, sondern dass der Tod selber aus dem vermessenen Zeichenstift neckte und scherzte, als er das frevelhafte Spiel mit dem Totenkopf, seinem eigenen, spielte. Auch dass er die gefühlsmäßige Überzeugung von der Kürze seines Lebens nur in Frauengesellschaft äußerte, am meisten da, wo er sich am unbedenklichsten gab, wurde klar, СКАЧАТЬ