Название: Butler Parker 152 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740937270
isbn:
Natürlich konnte Josuah Parker nicht widerstehen.
Blitzschnell langte er mit dem Schirmstock zu und traf genau das Ziel. Der Samurai hüstelte betroffen und klatschte auf den Zementboden des Parkdecks. Er scharrte und zappelte noch mit den Beinen, entschloß sich dann aber, erst mal Ruhe zu geben.
Der erste Samurai hatte den Magenstoß inzwischen verdaut und wollte es jetzt wissen. Er stieß einen wilden Brüller aus, ließ sein Schwert herum wirbeln und es fast zu einer Scheibe werden. Er brachte den Butler dazu, sich erst mal zurückzuziehen. Parker tat dies sehr bewußt und provozierte bei dem angeblichen japanischen Ritter ein gewisses Überlegenheitsgefühl...
»Ihre Künste sind ausgesprochen bemerkenswert«, sagte Parker, dessen Atem ruhig ging, »falls meine Wenigkeit die Möglichkeit dazu hätte, würde man bewundernd die Kopfbedeckung lüften.«
»Jetzt bist du reif«, erwiderte der Ritter hinter seiner Gesichtsmaske und wurde noch eifriger.
»Ihr Englisch dürfte aus dem Süden Londons stammen«, stellte der Butler weiter fest.
»Damit werden Sie kaum noch was anfangen können.« Der Ritter wurde noch zudringlicher und schneller. Er wähnte sich bereits auf der Siegerstraße und wurde unvorsichtig. Als er gerade geantwortet hatte, zeigte sich, daß er sich körperlich ungemein anstrengte.
»Und jetzt!« Er fintierte, absolvierte einen blitzschnellen Rundschlag, warf sich vor, ging in Auslage, zog sich zurück und ... starrte dann verdutzt auf seine Führungshand. Sie war nämlich leer und zusätzlich noch geprellt worden. Parker hatte mit seinem Regenschirm einen Konter ausgeführt und dem Ritter das blinkende Schwert aus der Hand geschlagen.
»Auch die europäische Fechtkunst hat einiges zu bieten«, sagte Parker gemessen, benutzte den Schirmstock als Degen, fintierte seinerseits und fand eine geeignete Lücke zwischen zwei »Lederschuppen« des Brustpanzers. Bevor der Japan-Ritter diesem Stoß aus weichen konnte, war es bereits geschehen. Der Getroffene jaulte auf wie ein getretener Hund und verbeugte sich tief vor dem Butler.
»Wenn Sie erlauben, werde ich Sie anästhesieren«, schickte der Butler voraus, um dann den schweren Stahlgriff seines Regendaches auf den Hinterkopf des Mannes zu legen. Aus der Verbeugung wurde ein Niederknien. Parker trat höflich-abwartend einen halben Schritt zurück und registrierte dann die Flachlage des Samurai.
»Kann man helfen?« erkundigte sich in diesem Moment eine sonore Stimme. Parker wandte sich halb zur Seite und grüßte einen Herrn, der eben erst den Aufzug verlassen hatte. Er zeigte jene englische Zurückhaltung, die sprichwörtlich war.
»Vielen Dank, Sir«, gab Parker zurück und lüftete die schwarze Melone, »Sie sind gerade Zeuge einer Filmaufnahme mit versteckter Kamera, wie ich Ihnen verraten möchte.«
»Dann will ich nicht länger stören.« Der Gentleman grüßte seinerseits und ging zu seinem abgestellten Wagen. Als er zur Wendel fuhr, die hinunter zur Straße führte, warf er keinen einzigen Blick auf die Szene, die er gerade beobachtet hatte. Er wollte wirklich nicht stören, wie er gerade erst versichert hatte.
Parker begab sich zu seinem Wagen und brachte ihn in die Nähe der beiden noch immer tief schlafenden Samurai. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis er sie im Kofferraum seines hochbeinigen Monstrums untergebracht hatte.
*
Butler Parker befand sich in Soho.
Er hatte seinen Wagen auf einem Parkplatz abgestellt und betrat ein Lokal, das sich auf Fremdenverkehr spezialisiert hatte. Hier gab es Erfrischungsgetränke, Tee und Snacks. Hinter dem Tresen stand ein breitschultriger Mann, schätzungsweise ein Fünfziger, der sich schnell in Bewegung setzte, als er den Butler ausmachte.
»Hallo, Mr. Parker«, grüßte der Mann respektvoll, »was kann ich Ihnen anbieten? Was kann ich für Sie tun? Welchen Tisch möchten Sie?«
»Den in Ihrem Hinterzimmer, Mr. Pantree«, erwiderte der Butler, »es gibt da einige Dinge, die intensiv, jedoch ohne Eifer diskutiert werden müssen.«
»Sie haben Ärger, Mr. Parker?« Ernest Pantree, wie der volle Name lautete, sah Parker besorgt an.
»Dieser Ärger betrifft weniger meine Person«, antwortete der Butler, »es handelt sich – um mit der sprichwörtlichen Tür ins Haus zu fallen – um eine sogenannte Kendo-Queen.«
»Davon habe ich schon gehört, Mr. Parker.« Ernest Pantree drückte eilig die Tür zu seinem Hinterzimmer auf. Parker trat ein und schaute sich flüchtig um.
»Sie kennen diese Kendo-Queen, Mr. Pantree?«
»Nur vom Hörensagen, Mr. Parker. Sie soll ja bisher ganz schön abgestaubt haben, oder?«
»Es wurde in der Tat bisher beachtliche Beute gemacht«, gab Josuah Parker zurück, »was sagt man dazu in einschlägigen Kreisen?«
»Na ja, man amüsiert sich, Mr. Parker. Und man ist von den Socken, verstehen Sie? Da tauchen plötzlich Amateure auf und räumen auf der ganzen Linie ab. So was hat man nicht alle Tage.«
Ernest Pantree war ehemaliger Krimineller, der in einen bürgerlichen Beruf übergewechselt war, wie er behauptete. Er war Parker sehr verbunden, hatte der Butler ihm doch mal den Antritt einer längeren Haftstrafe erspart. Pantree war angeklagt gewesen, einen Mann niedergeschossen und beraubt zu haben. Praktisch vor der Verurteilung hatte Parker dann den wirklichen Täter präsentieren können.
Auf den Pfaden der Tugend wandelte Pantree allerdings noch immer nicht. Inzwischen war er Hehler geworden, was Josuah Parker natürlich nicht unbekannt war. Dennoch ließ Parker sich hin und wieder bei dem Mann sehen, wenn es galt, gewisse Insider-Informationen einzuholen. Pantree wußte stets sehr gut, was sich in Kreisen der Unterwelt abspielte.
»Hat man eine vage Vorstellung, wer diese Kendo-Queen sein könnte?« stellte Parker seine nächste Frage.
»Eben nicht, Mr. Parker ... Und das ist die Wahrheit!« Pentree lehnte sich mit seinem breiten Rücken gegen die Wand. »Glauben Sie mir, man ist hinter dieser komischen Queen her. Können Sie sich ja vorstellen. Man möchte diese Queen anzapfen.«
»Was weiß man bisher von ihr, Mr. Pantree?«
»Wie gesagt, sie muß Amateurin sein, Mr. Parker. Und die Kerle, die mit ihr rumziehen, sind’s bestimmt auch. Hören Sie, wer aus der Szene würde schon in Ritterrüstungen durch die Gegend laufen?«
»Man weiß in der Szene demnach, nach welchem Muster diese Kendo-Queen arbeitet?«
»So was spricht sich blitzschnell herum, Mr. Parker.« Pantree lächelte wissend. »Die Konkurrenz soll in komischen Rüstungen herumrennen und mit Schwertern arbeiten. Das muß man sich mal vorstellen! Mit Schwertern! Wie leicht kann dabei was passieren!«
»In der Tat, Mr. Pantree, nach Ihrem Weltbild sind Schußwaffen wohl angebrachter, nicht wahr?«
»Bestimmt sogar, Mr. Parker. Sind Sie hinter der Kendo-Queen her?«
»Mich interessiert diese neue Arbeitsweise«, sagte Parker, »würden Sie meine Wenigkeit freundlicherweise informieren, sobald mehr bekannt ist?«
»Sie können sich drauf verlassen, Mr. Parker«, СКАЧАТЬ