Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch - Walther Kabel страница 5

Название: Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch

Автор: Walther Kabel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788075835246

isbn:

СКАЧАТЬ Düsterburg hatte in dieser Beziehung miserabel für seine Stammgäste gesorgt.

      Der Krieg war aus. Wilsons zehn Punkte beschäftigten die Herren Politiker. Ich habe für Politik nie etwas übrig gehabt. – Ich blätterte weiter … Berlin feierte den Frieden … Die Annoncen der Amüsierlokale füllten Seiten: freche Anpreisungen unwürdiger, angekränkelter Spekulation auf die Vergnügungssucht derer, die vier Jahre den Tod als steten Mahner in allernächster Nähe gehabt hatten!

      Der Trajekt schaukelte sanft, und die eintönige Musik des Regens, der gegen die Fenster des Salons klatschte, ließ mich in dem tiefen, weichen Klubsessel einschlafen. Als ich erwachte, war der Salon leer. Draußen schien die Sonne, und die Fahrgäste wanderten auf und ab. Der Steward räumte den Tisch leer, ich bezahlte, bestellte noch Zigaretten und begab mich gleichfalls auf das Promenadendeck hinaus, ging bis zum Bug und beobachtete die Leute des Minenauslugs, denn es sollten sich noch zahllose, vom Sturm losgerissene Minen in der Ostsee umhertreiben, hatte mir der Steward vertraulich mitgeteilt.

      Ich stand an der Reling halb hinter einem der Rettungsboote und sah nun von Westen her, aus dem berüchtigten Regenloch, eine pechschwarze Wolke heransegeln. Die Sonne verschwand, die ersten Tropfen fielen, und das Deck leerte sich schnell.

      Es goß. Ich hatte den Mantelkragen hochgeklappt. Das Rauschen des Regens erquickte mich. Auch der Wind blies schärfer. Es wurde sehr dunkel, und die »Drottning Viktoria« fuhr langsamer, ließ ihre Scheinwerfer spielen, um die gefürchteten Riesentöpfe aus Eisen rechtzeitig sichten zu können.

      Das Schiff, von den Wogen breitseits getroffen, rollte jetzt ziemlich schwer, da der Kapitän aus Vorsicht die Geschwindigkeit noch weiter mäßigte und die Kraft der Schrauben gegenüber den anrollenden Wasserbergen keinen genügenden Ausgleich mehr schaffte. Die Wellenkämme schickten ihren Gischt nur zu oft bis auf das Promenadendeck empor, und Regentropfen und das salzige Naß der Ostsee suchten mit keckem Übermut mein geschminktes Gesicht zu treffen, was für mich doch unangenehme Folgen hätte haben können, denn verlaufene Schminke würde wohl nur zu bald Argwohn erregt haben. Ich zog die Mütze noch tiefer, knöpfte den Mantelkragen zu und schritt breitbeinig, dem Unwetter den Rücken kehrend, davon, näherte mich wieder dem Rauchsalon und schwenkte plötzlich nach rechts ab – zur Haupttreppe, die in die unteren Decks des Trajekts hinabführte.

      Wie wenig ich, der wegen Totschlags zu zwei Jahren Zuchthaus Verurteilte, doch die Kniffe der Polizei kannte! Ich armseliger Tor hatte mir eingebildet, daß die drei Polizeibeamten in Zivil die »Drottning Viktoria« noch im Trelleborger Hafen verlassen hätten! Und soeben hatte ich zwei von ihnen oben auf der Brücke neben dem Kapitän im Lichtkreis der Strahlenflut eines Scheinwerfers erkannt, und den dritten rechts von mir an der Reling, mich mit eindeutiger Schärfe beäugend.

      Wieder hatte da mein im Hotel Düsterburg doch ein wenig nervös gewordenes Herz, das einst selbst bei den waghalsigsten Kletterpartien in den Felsschluchten der Jungfrau nie versagt hatte, zu hüpfen begonnen …

      Ein wahres Glück, daß ich die »Drottning Viktoria« in all ihren Teilen so genau kannte. Wär’s nicht der Fall gewesen, hätte der Mann an der Reling, der mir tatsächlich jetzt folgte und mir so den Beweis lieferte, daß ich mich einem völlig verfehlten Sicherheitsgefühl hingegeben hatte, die kleine Pistole mir wieder in die Hand gezwungen, und die drei Herren, die schließlich nur ihre Pflicht taten, wären von Saßnitz lediglich mit der toten Nummer 311 nach Schweden zurückgekehrt.

      Nach wenigen Minuten hatte ich den Verfolger abgeschüttelt und stand unten in dem matt erleuchteten langen Raume, der mehr einer Waggonwerkstatt als einem der tieferen Decks eines Dampfers gleicht. Ölgeruch, rauchige stickige Luft … Auf blanken Schienen der D-Zug … An den Wänden Tische mit allerlei Werkzeugen. Und am Heck und Bug die gewaltigen eisernen Flügeltüren, durch die der Zug im Hafen hinein- und hinausgleiten kann, Türen, jetzt verschlossen und doch unschwer zu öffnen …

      Ein anhaltendes Klirren von Eisenteilen und Poltern und Stoßen und Vibrieren verschiedenartigster Töne erfüllt den Raum, unter dem die Kessel stöhnen und fauchen und die Schraubenwellen kreisen.

      Wieder ein Blick in die Runde. Ich bin hier am Heck allein. Und ich will nicht sterben. In meinen Jahren klammert man sich an das Leben, besonders wenn man noch eine Aufgabe zu erfüllen hat wie ich … Zwei Jahre Zuchthaus!! Sollte ich das auf mir sitzen lassen! Niemals! Totschläger, wo nur die Aussage eines jämmerlichen Weibes mir den Schutz des Notwehrparagraphen geraubt hatte! Niemals!

      Noch ein Blick in die Runde. Dann klappte ich den Deckel des Holzkastens empor. Daß der Kasten Korkwesten enthielt, wußte ich. Zwei davon genügten. Und wenn das Wasser der Ostsee nicht gerade allzu unbarmherzig mit mir umging und die nasse Kälte mir den Lebensodem nicht raubte, würde ich schon die Küste Rügens erreichen.

      Dicht vor der Flügeltür war es noch dunkler. Jetzt erst sah ich, daß der eine Torflügel eine kleine Pforte besaß. Ein schwerer Klappriegel verschloß sie. Als ich sie geöffnet hatte, brodelten und schäumten gerade unter mir die von den Schrauben gepeitschten Wasser. Ich mußte einen Anlauf nehmen, mußte durch weiten Sprung aus dem Bereich der saugenden Kraft der Schrauben heraus. Aber durch das Schlingern des Schiffes schlug die Pforte krachend wieder zu, und in wilder Hast rückte ich eine große Ölkanne vor das rasch wieder geöffnete Eisentürchen, trat ein paar Schritte zurück, duckte mich zusammen und wagte den Sprung, versank in den schäumenden Wogen, tauchte wieder auf und war den wirbelnden Schrauben glücklich entronnen.

      Bange Minuten dann … Würde die »Drottning Viktoria« wenden, war meine Flucht von Bord bemerkt worden?

      Ich sah, daß das Türchen noch immer offen war. Niemand erschien in der Türöffnung. Niemand war oben auf dem im Sommer so prächtig mit Blattpflanzen geschmückten Heckausbau sichtbar.

      Ich war allein inmitten der heranstürmenden Wasserberge … Ich war längst bis auf die Haut durchnäßt. Noch fror ich nicht. Noch kreiste das erregte Blut wärmend durch die Adern.

      Noch …

      3. Kapitel

       Die Mine

       Inhaltsverzeichnis

      Wie lange noch?!

      Ich begann zu schwimmen … Mußte schräg gegen die Wogen ankämpfen, wenn ich nicht nach Osten abgetrieben werden wollte. Im Osten gab es kein rettendes Inselgestade. Ich mußte die Küste Rügens erreichen, oder ich war verloren.

      Die beiden Korkwesten behinderten mich. Der Mantel war noch lästiger. Ich hätte ihn ausziehen sollen, bevor ich den Sprung wagte. Schon nach kurzer Zeit merkte ich, daß mein Kampf gegen die seitlich herandrängenden Wellenberge völlig aussichtslos war. Meine Arme waren abgestorben, meine Beine hingen gleichfalls wie Eisklumpen schlaff herab und selbst die äußerste Anspannung meiner Energie reichte nicht mehr hin, diese Vorboten des nahenden Endes zu verscheuchen. Ich erinnerte mich noch genau, daß ich mit einer gewissen Neugier dem Kommenden entgegensah – wie ein Unbeteiligter, wie ein kaltherziger Zuschauer, der einen mit dem Tode Ringenden beobachtet und jede einzelne Phase des allmählichen Nachlassens der Kräfte und des letzten Aufflackerns des Lebensflämmchens voller Interesse aufzeichnet. Meine Persönlichkeit war gleichsam geteilt worden. Mein Körper starb dahin, mein Geist spielte den Arzt, der ein Tier viviseziert hat und das Nachlassen der Arbeit der einzelnen Organe mit der Gefühllosigkeit des begeisterten Wissenschaftlers feststellt.

      Ich schluckte viel Seewasser. Mein Kopf pendelte hin und her. Traf mich ein Wellenkamm mit voller Wucht von vorn, so war’s, als erhielte ich Ohrfeigen – wie einst von meinem Vater, den ich – damals СКАЧАТЬ