Название: Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788026872146
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Als sie an die nächste Straßenlaterne kamen, schaute Helder dem anderen ins Gesicht. Der Untersetzte schwitzte vor Angst und Aufregung, seine Mundwinkel zuckten nervös.
»Ich habe mit der Sache nichts zu tun«, sagte er hartnäckig, »Carl hat das Ding gedreht, weil Sie ihm den Auftrag dazu gaben. Und er hat es aus demselben Grund getan, aus dem ich Gold umlegen sollte. Aber damit wollen Sie natürlich auch nichts zu tun haben, wie?«
Seine Stimme wurde immer lauter; es war ein Glück für die beiden, daß weit und breit kein Mensch zu sehen war.
»Ich habe es jetzt wirklich satt – am besten wird es sein, ich werfe den ganzen Krempel hin und fahre mit dem nächsten Schiff zurück.«
»Das werden Sie nicht tun«, entgegnete Helder bestimmt.
»Und ich sage« Ihnen, daß ich es tue«, drohte sein Partner. »Mir hängt die Geschichte zum Hals heraus.«
Helder lachte laut und klopfte dem andern auf den Rücken.
»Ihnen schlägt wohl das Gewissen? Das paßt gar nicht zu Ihnen. Was sollen denn Ihre Chikagoer Freunde von Ihnen denken, Billy? Also, seien Sie vernünftig. Denken Sie daran, daß wir bald noch viel mehr Geld verdienen werden. Zwei weitere Jahre in diesem Stil, dann können Sie sich das schöne Lokal in New York kaufen und jeden Sonntag nachmittag nach Coney Island fahren.«
Aber der Mann ließ sich nicht so leicht beruhigen. Zu Hause in Chikago hätte er sich sicher gefühlt, aber, hier, in einem fremden Land mit einer unangenehm rührigen Polizei!
Erst als Helder ihn in einer stillen, verschwiegenen Bar in Soho zu einigen Gläschen Whisky eingeladen hatte, fand er seine Ruhe und Selbstbeherrschung wieder. Ja, er wurde sogar wieder ganz fröhlich und mitteilsam.
12
Im Leben jedes Durchschnittsmenschen gibt es Monate und Jahre, in denen das Leben gleichmäßig dahinfließt. Aber dann kommen ganz unerwartete Tage, in denen sieh Schicksalsschläge und Abenteuer zusammendrängen. Solch ein Tag war für eine Reihe von Personen der 15. Mai.
Cornelius Helder verließ um sieben Uhr morgens sein Haus in der Curzon Street.
Es war ein herrlicher Frühlingstag mit wolkenlosem, zartblauem Himmel. Helder sah aus, als ob er nicht geschlafen hätte. Sein Gesicht zeigte die merkwürdige, aufgedunsene Blässe der Leute, die sich ihre Nächte in Bars um die Ohren schlagen. Bei Helder war das durchaus nicht der Fall; er war ausserdem glatt rasiert und peinlich sauber gekleidet.
Langsam ging er in Richtung der City. Die Straßen waren um diese Zeit von Händlern, Milchautos und Straßenkehrern belebt; einige kleine Läden hatten bereits die Jalousien hochgezogen. In der Regent Street geriet er in den dichten Strom der ins Geschäft eilenden Angestellten.
Verärgert dachte Helder darüber nach, was für eine Nacht Comstock Bell wohl zugebracht hatte und wo sich jetzt gerade Verity aufhalten würde. Höchstwahrscheinlich saß sie in einem Vorortzug in einem Abteil dritter Klasse und fuhr in die Stadt, um sich mit einem der reichsten Männer Londons zu verheiraten.
Er kaufte eine Morgenzeitung, die für gewöhnlich alle sensationellen Neuigkeiten brachte, und überflog sie. Von einer Verhaftung Willetts’ stand nichts darin.
Comstock Bell wartete also, bis er verheiratet und im Ausland war, bevor er Willetts endgültig an den Kragen wollte. Helder vermutete das wenigstens. Und welchen Einfluß mochte wohl dieses Mädchen auf ihn haben? Was für ein Geheimnis steckte hinter dieser plötzlichen Heirat? Bell hatte Verity doch erst in seinem Büro kennengelernt – und war doch sicher nicht der Mann, der wegen eines hübschen Gesichts gleich die Fassung verlor. Diese Heirat mußte irgendeinen andern Grund haben – aber welchen? Mit sorgenvollem Gesicht drängte sich Helder durch das Menschengewühl der Regent Street.
Um acht Uhr war er im Green Park. Noch immer dachte er über diese merkwürdige Heirat nach und versuchte, sich eine Erklärung dafür zurechtzuzimmern. Für gewöhnlich war Helder sehr gut informiert. Ohne große Schwierigkeiten hatte er zum Beispiel herausgebracht, daß der Millionär, den er schon lange beobachten ließ, zu heiraten beabsichtigte. Auch daß die kirchliche Zeremonie gleich im Anschluß an die standesamtliche Trauung in der Marylebone Parish Church um neun Uhr vormittags stattfinden sollte, wußte er. Comstock Bell und Verity wollten dann mit Gold im ›Great Central Hotel‹ frühstücken und um elf Uhr London in Richtung Frankreich verlassen.
Verity Maple war Helder jetzt ziemlich gleichgültig geworden. Er war weder eifersüchtig noch aufgebracht darüber, daß sie ihn verschmäht hatte und Bell nach so kurzer Bekanntschaft heiraten wollte. Bells Erfolg erklärte er sich einfach damit, daß Bell eben, ein viel reicherer Mann als er selbst war. Schließlich hatte er auch nie die Absicht gehabt, Verity zu heiraten; er wollte Junggeselle bleiben.
Helder erwartete, daß er Gold begegnen würde. Er wußte, daß der Beamte ganz bestimmte Gewohnheiten hatte und morgens meistens einen kleinen Spaziergang zu einem Teich im Green Park machte.
Er hatte recht mit seiner Vermutung; als die Uhren in der Stadt Viertel nach acht schlugen, kam ihm Gold auf seinem Spaziergang rund um den Teich entgegen.
Wie immer schien sich Gold über nichts zu wundern und war nicht im geringsten erstaunt, Cornelius Helder vor sich zu sehen. Sie blieben beide stehen und unterhielten sich miteinander. Gold holte während des Gesprächs aus seiner Tasche eine Handvoll Brotkrumen, die er teils den Spatzen, teils den Enten und Schwänen im Teiche hinstreute.
»Vermutlich spielen Sie heute den Brautführer?« fragte Helder nach einiger Zeit und sah Gold lächelnd an.
»Ja so etwas Ähnliches«, entgegnete Gold, ohne sich in seiner Beschäftigung stören zu lassen.
»Was hat denn eigentlich diese ganze Sache zu bedeuten?«
»Was für eine Sache? Etwa die Trauung?«
»Natürlich, das kam doch schließlich recht unerwartet.«
»Oh, eine Hochzeit kommt meistens für irgend jemand unerwartet.«
»Glauben Sie, daß sie glücklich miteinander werden?«
»Um Himmels willen, wie soll ich das wissen«, entgegnete Gold. »Nicht einmal bei Adam und Eva war das völlig sicher, soviel ich weiß – aber das liegt ja auch schon ein wenig vor meiner Zeit. Übrigens entwickelt sich das zum ehelichen Glück notwendige Anpassungsvermögen sowieso erst bei Leuten, die schon lange miteinander verheiratet sind.«
Helder amüsierte sich.
»So kann nur ein hartgesottener Junggeselle sprechen! – Hatten Sie übrigens Gelegenheit, festzustellen, daß alles, was ich Ihnen über Willetts sagte, den Tatsachen entspricht?«
Gold nickte.
»Ja heute abend wird er verhaftet.«
»Aha, СКАЧАТЬ