Название: Meine Jobs
Автор: Dietmar Wolfgang Pritzlaff
Издательство: Bookwire
Жанр: Философия
isbn: 9783963761072
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Weil ich unglücklich über meinen wenigen Text war und noch weniger Spielfreude entwickeln durfte in meinen zwei Auftritten, kam die Lehrerin auf die glorreiche Idee, dass ich noch ein Lied anstimmen sollte. Das Lied „So ein Tag, so wunderschön wie heute...“ Mir graute davor die Stimme zu erheben und mir verschlug es eher die Sprache, als dass ich einen ganzen Saal mitreißen wollte. Kurzum, das Lied wurde von mehreren angestimmt. Ich war zwar unter diesen, aber eben nicht mehr der Vorsänger. Später habe ich mir deshalb immer Vorwürfe gemacht. Warum hatte ich nicht den Mut und habe einfach gesungen. Es war das Lampenfieber, vor anderen Mätzchen zu machen. Es steckte einfach nicht in mir. Dachte ich zumindest damals. Bevor ich in eine Rolle schlüpfen konnte, musste ich mir sicher sein, musste ich üben und üben und mit gut zureden, hätte ich es dann auch spielen können. Also doch keine Rampensau.
Der Theaternachmittag kam. Im großen Saal des „Lennestein Altena“, die einzige große Bühne, der einzige Saal mit Platz für 400 Leute, war gut gefüllt von unseren Klassen der Schule. Kinder, Mitschüler und ihre vor Stolz platzenden Eltern saßen gespannt im Saal. Auch meine Eltern freuten sich auf das Bühnenspektakel mit ihrem Sohn. Mein Auftritt rückte näher und näher. Mein Puls ging schneller und schneller. Wie heiße ich nochmals? Wo bin ich? Was für einen Text sage ich? Plötzlich war alles irgendwie weg und nur mit Mühe konnte ich auf die Bühne. Meine zwei Sätze gesagt und das war es dann auch schon. Schnell noch das Lied mitgesungen und hoffentlich das Ganze vergessen. Aber so einfach war das nicht. Mein Auftritt blieb meinen Eltern unvergessen und ich höre heute noch oftmals: „Du hast dich im Lennestein hinter den anderen versteckt und warst so leise... Man hörte dich gar nicht.“ Boah ey, lasst mich alle in Ruhe. Wie peinlich. Noch heute. Was für ein Quatsch. Das war doch nur Kinderkacke, aber es hat sich ins Gedächtnis gebrannt. Ich wollte nie mehr auf die Bühne. Ich hatte die Schnauze voll.
Nach der Grundschule ging es für mich auf die Städtische Hauptschule Breitenhagen. Wie die meisten anderen Mitschüler hatte ich das Gefühl, ich müsste bei meinen mir liebgewordenen Schulkameraden bleiben. Also nicht aufs Gymnasium. Und die Hauptschule war am Breitenhagen in der Nähe meines Zuhauses. Jetzt hatte ich nicht mehr einen langen, sondern einen extrem kurzen Weg. 07.53 Uhr aus dem Haus reichte noch, um pünktlich zu sein. 07.55 Uhr aus dem Haus, dann musste ich schon schnell laufen. Herrlich, keine anstrengenden zeitraubenden Wege mehr.
Irgendwie hatte ich plötzlich Lust bekommen mehr zu wissen. Meine Noten gingen nach oben. Religionslehre, Deutsch, mündlicher Ausdruck, Literatur, Englisch, Biologie, Erdkunde, Geschichte/Politik, Physik, Sport und Musik – alles GUT. Schriftlicher Ausdruck, Mathematik und Rechtschreiben blieben befriedigend. Aber ich hatte Lunte gerochen und wollte das ändern. Das Bestreben nach mehr hatte mich erwischt. Das nächste Halbjahreszeugnis wies dann nur noch 2 befriedigend auf.
Die „Schuld“ daran trug eine Lehrerin namens Marie-Luise Resse, die jeden Tag aus Lüdenscheid nach Altena kam. Meine Lieblingslehrerin und eine große Förderin des freien Denkens in der Kunst. Meine erste Mäzenin. Bei ihr verging der Unterricht so spannend, unterhaltsam und schnell, dass ich von diesem Zeitpunkt an gerne zur Schule ging. Ein Wunder!
Kapitel 2: Hauptschul-Katastrophen
1973 bis 1975, also 2 Jahre, war die Hauptschule am Breitenhagen. Danach wurde dort eine Grundschule eingerichtet und wir Schüler vom Breitenhagen mussten umsiedeln. Die neue Schule war so weit weg, dass wir mit dem Schulbus fahren mussten. Die Hauptschule Rahmede wurde neuer Ort des Lernens bis zu meinem 10 Schuljahr. Mal kam der Bus später oder gar nicht. Mal war der Bus überfüllt, weil der zweite Bus nicht kam und und und...
Aber ich lernte meinen besten Freund Erik kennen. Wir saßen ab dem 5ten bis zum 9ten Schuljahr immer zusammen. Wir schrieben voneinander ab und quatschten gerne im Unterricht. Wir störten den Unterricht. Ja, auch das muss mal sein. Wenn die Lehrer so langweilig waren, mussten wir die vergeudete Zeit etwas aufpeppen.
Im 7ten Schuljahr kamen sogar 2 sehr gut-Noten in mein Zeugnis hinzu. In Geschichte und Kunst konnte ich glänzen. Diese Fächer waren allesamt bei der guten Frau Resse.
Im 2ten Halbjahr 1975 verließ die beste Lehrerin der Welt, die Schule. Sie kam nicht mit den aufsässigen, pubertierenden Jungs in unserer Klasse zurecht. Sie ging dann auf eine Grundschule in Lüdenscheid. Das war wohl die bessere Wahl.
Wir Jungs waren einfach zu blöde um den deutlichen Unterschied zu anderen Lehrern zu bemerken. Wir hatten viele Freiheiten bei Frau Resse und hatten das viel zu oft ausgenutzt. Ich war hin und her gerissen. Als Junge unter den Jungs musste ich Blödsinn mitmachen, sonst war ich nicht mehr bei denen angesagt. Aber von der Lehrerin war ich angetan und wollte ihren Unterricht gerne mitmachen und gute Leistungen erzielen. Jedes Thema wurde von Frau Resse spannend aufgearbeitet, mit weiterführenden Zetteln und Infos, die nicht in den Schulbüchern standen. Als sie unsere Schule verließ war das sehr schmerzlich für mich. Ich hatte sie besonders gern. Kein Lehrer, keine andere Lehrerin hatte das danach noch geschafft.
Mit den neuen Lehrern gingen meine Noten wieder ein Stück weit runter. Schade. Gerade hatte ich den richtigen Lernantrieb gefunden, schon war wieder alles vorbei. Eigentlich sollte ich nicht die Lehrerin, sondern das Wissen in den Vordergrund stellen, aber für mich fiel oder stieg alles mit den Lehrkräften.
Auszug aus meinem E-Book SPURENSUCHEN:
1977 sollten alle Schüler meiner Klasse eine ganz besondere Erfahrung machen: das Berufs-Praktikum. Ich war jetzt 14. Drei Wochen nicht in die Schule, kein Unterricht, keine Lehrer. Hurra!
Aber dafür drei Wochen in einen Beruf reinschnuppern. Mit einer meiner besten Schulfreundinnen Hanna hatte ich einen Praktikumsplatz in einem Blumengeschäft in Altena ergattern können. Da wir beide nicht so viel Geld für einen Bus hatten, latschten wir morgens den weiten Weg in die Stadt und nachmittags wieder zurück.
An jedem Morgen wurden frische Blumen angeliefert. Das hieß, die ältere Ware durchschauen, ob etwas vergammelt ist und dann Platz für die neuen Blümchen gemacht.
Wir Praktikanten wurden in die hohe Gesteckkunst eingeweiht. Ich baute aus Bambusstangen eine Leiter und arrangierte davor die Blüten und Blätter. Noch einen Tannenzapfen und schon war mein besonderes Gesteck fertig. Außer uns Praktikanten waren noch in dem Laden zwei junge Frauen beschäftigt, die eine im dritten, die andere im zweiten Lehrjahr und natürlich Chef und Chefin.
Alle besahen sich unsere Gestecke und meins gefiel, weil es auffiel. Aber dann kam der Chef und meinte, die Gestecke müssten den Schütteltest überstehen. Mein Gesteck war ein Gesteckschwamm im Glas und dann alles reingestopft, was nicht niet- und nagelfest war. Er nahm mein Gesteck, dreht es auf den Kopf. Ich hielt den Atem an und wollte schon etwas sagen, dann aber rüttelte er noch mit dem Glas und alles fiel in Klumpen zu Boden. Mein Gesteck war nicht rüttel- und katastrophenfest.
Also gut, neu gemacht. Dieses Mal aber schnitt ich ein größeres Stück vom Gesteckschwamm ab. Es passte nicht ganz in die Glasschale. Mit etwas Druck ging es dann doch rein und die überstehenden Ränder wurden abgeschnitten. Nun hatte ich eine rüttelfeste Grundsubstanz geschaffen und begann dann die Dekoration von vorne.
Wenn ein Gesteck fertig war, brachte man es in den Verkaufsraum zu einem Tisch auf dem die Gestecke gesammelt ausgestellt wurden.
Meine Gestecke fielen immer irgendwie zwischen den anderen auf. Mal mit einer Bambusleiter, mal mit großen Pinienzapfen oder mit bunt angemalten СКАЧАТЬ