Gesammelte Gedichte von Rainer Maria Rilke. Rainer Maria Rilke
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Gedichte von Rainer Maria Rilke - Rainer Maria Rilke страница 41

Название: Gesammelte Gedichte von Rainer Maria Rilke

Автор: Rainer Maria Rilke

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027211470

isbn:

СКАЧАТЬ und stille sind wenn sie sich niederlegen –:

       so groß war in den Ebenen ihr Gehn.

      So möcht ich zu dir gehn: von fremden Schwellen

       Almosen sammelnd, die mich ungern nähren.

       Und wenn der Wege wirrend viele wären,

       so würd ich mich den Ältesten gesellen.

       Ich würde mich zu kleinen Greisen stellen,

       und wenn sie gingen, schaut ich wie im Traum,

       daß ihre Kniee aus der Bärte Wellen

       wie Inseln tauchen, ohne Strauch und Baum.

      Wir überholten Männer, welche blind

       mit ihren Knaben wie mit Augen schauen,

       und Trinkende am Fluß und müde Frauen

       und viele Frauen, welche schwanger sind.

       Und alle waren mir so seltsam nah, –

       als ob die Männer einen Blutsverwandten,

       die Frauen einen Freund in mir erkannten,

       und auch die Hunde kamen, die ich sah.

      Du Gott, ich möchte viele Pilger sein,

       um so, ein langer Zug, zu dir zu gehn,

       und um ein großes Stück von dir zu sein:

       du Garten mit den lebenden Alleen.

       Wenn ich so gehe wie ich bin, allein, –

       wer merkt es denn? Wer sieht mich zu dir gehn?

       Wen reißt es hin? Wen regt es auf, und wen

       bekehrt es dir?

      Als wäre nichts geschehn,

       – lachen sie weiter. Und da bin ich froh,

       daß ich so gehe wie ich bin; denn so

       kann keiner von den Lachenden mich sehn.

      Bei Tag bist du das Hörensagen,

       das flüsternd um die Vielen fließt;

       die Stille nach dem Stundenschlagen,

       welche sich langsam wieder schließt.

      Jemehr der Tag mit immer schwächern

       Gebärden sich nach Abend neigt,

       jemehr bist du, mein Gott. Es steigt

       dein Reich wie Rauch aus allen Dächern.

      Ein Pilgermorgen. Von den harten Lagern,

       auf das ein jeder wie vergiftet fiel,

       erhebt sich bei dem ersten Glockenspiel

       ein Volk von hagern Morgensegen-Sagern,

       auf das die frühe Sonne niederbrennt:

      Bärtige Männer, welche sich verneigen,

       Kinder, die ernsthaft aus den Pelzen steigen,

       und in den Mänteln, schwer von ihrem Schweigen,

       die braunen Fraun von Tiflis und Taschkent.

       Christen mit den Gebärden des Islam

       sind um die Brunnen, halten ihre Hände

       wie flache Schalen hin, wie Gegenstände,

       in die die Flut wie eine Seele kam.

      Sie neigen das Gesicht hinein und trinken,

       reißen die Kleider auf mit ihrer Linken

       und halten sich das Wasser an die Brust

       als wärs ein kühles weinendes Gesicht,

       das von den Schmerzen auf der Erde spricht.

      Und diese Schmerzen stehen rings umher

       mit welken Augen; und du weißt nicht wer

       sie sind und waren. Knechte oder Bauern,

       vielleicht Kaufleute, welche Wohlstand sahn,

       vielleicht auch laue Mönche, die nicht dauern,

       und Diebe, die auf die Versuchung lauern,

       offene Mädchen, die verkümmert kauern,

       und Irrende in einem Wald von Wahn –:

       alle wie Fürsten, die in tiefem Trauern

       die Überflüsse von sich abgetan.

       Wie Weise alle, welche viel erfahren,

       Erwählte, welche in der Wüste waren,

       wo Gott sie nährte durch ein fremdes Tier;

       Einsame, die durch Ebenen gegangen

       mit vielen Winden an den dunklen Wangen,

       von einer Sehnsucht fürchtig und befangen

       und doch so wundersam erhöht von ihr.

       Gelöste aus dem Alltag, eingeschaltet

       in große Orgeln und in Chorgesang,

       und Knieende, wie Steigende gestaltet;

       Fahnen mit Bildern, welche lang

       verborgen waren und zusammgefaltet:

      Jetzt hängen sie sich langsam wieder aus.

      Und manche stehn und schaun nach einem Haus,

       darin die Pilger, welche krank sind, wohnen;

       denn eben wand sich dort ein Mönch heraus,

       die Haare schlaff und die Sutane kraus,

       das schattige Gesicht voll kranker Blaus

       und ganz verdunkelt von Dämonen.

      Er neigte sich, als bräch er sich entzwei,

       und warf sich in zwei Stücken auf die Erde,

       die jetzt an seinem Munde wie ein Schrei

       zu hängen schien und so als sei

       sie seiner Arme wachsende Gebärde.

      Und langsam ging sein Fall an ihm vorbei.

      Er flog empor, als ob er Flügel spürte,

       СКАЧАТЬ