Название: Nur die Liebe zählt
Автор: Barbara Cartland
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland
isbn: 9781788670937
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Als sie an jenem verhängnisvollen Morgen erwachte, klopfte ihr Herz voller Vorfreude. Sie erwartete Juan, der an diesem Tag aus England zurückkehren wollte. Er war nach Ascot gefahren, um die königlichen Pferderennen zu besuchen. Sein bestes und schnellstes Pferd war zur Teilnahme am Golden Cup-Rennen gemeldet worden.
Juans Wunsch entsprechend, hatte sie für den Sieg seines Pferdes gebetet. Sie hatte außerdem gebetet, daß er nicht allzu lange fortbleiben und sie nach seiner Rückkehr genau so glücklich sein würde wie vor seiner Abreise.
Sie wartete in dem schönen Haus, das er im Außenbezirk von Estoil für sie gekauft hatte. Das kleine Haus in der Nähe des Palace da Azul war nicht geräumig genug, wenn er längere Zeit bei ihr zu bleiben wünschte. Außerdem fanden sie es beide unbequem, daß sie ständig im Palace ein- oder ausziehen mußte, wenn er verpflichtet war, Gäste einzuladen.
Daher bewohnte sie jetzt ein vergleichsweise großes und sehr bequemes Haus. Vier Diener sorgten für ihr Wohlbefinden. Ihr Garten konnte sich beinahe mit dem messen, der zum Palace gehörte.
Juan hatte sich ihrem Vater gegenüber sehr großzügig gezeigt und ihn auf seinen verschiedenen Besitztümern in ganz Portugal als Architekt beschäftigt.
Ihre Eltern hatten zunächst vor dem, was ihre Tochter tat, die Augen verschlossen. Auf Ines’ Mitteilung, daß sie sich entschlossen habe, sie zu verlassen, reagierten sie allerdings mit Bestürzung. Ihre Mutter weinte. Es blieb ihnen aber nichts anderes übrig, als sich in das Unvermeidliche zu fügen. Andererseits flößte ihnen der Marques Hochachtung und Ehrfurcht ein. Die Katastrophe war daher in ihren Augen nicht ganz so groß, wie sie es in einem anderen Fall wohl gewesen wäre.
Ines betrachtete den Marques, mit dem sie nach landläufiger Meinung in Sünde lebte, als ihren Ehemann. Er war der Mann, zu dem sie gehörte.
Der Gedanke, daß er bald wieder da war, versetzte sie in Erregung ~ ähnlich der, die sie an dem Tag empfunden hatte, als er ihr Liebhaber geworden war.
Heute abend werde ich in seinen Armen liegen und ihm sagen, daß ich ihn liebe und wie leer meine Tage ohne ihn waren, dachte sie, während sie ihr schönstes Kleid anzog.
„Ich liebe ihn“, teilte sie der Sonne und den Wellen mit, die gegen den Strand schlugen. „Ich liebe ihn“, sagte sie leise vor sich hin, während sie durch den Garten ging.
Sie schnitt Rosen ab, die das Wohn- und Schlafzimmer mit ihrem Duft erfüllen sollten. Der Blumenschmuck sollte einen schönen Hintergrund für ihre Liebe ergeben.
Juan kam gegen sechs Uhr abends. Als er in den Salon trat, stand sie einen Augenblick ruhig da und schaute ihn nur an. Dann flog sie schneller, als ihre Füße sie tragen wollten, in seine Arme.
„Juan!“
Die Stimme blieb ihr vor Aufregung in der Kehle stecken. Ihr Herz klopfte wie wild.
Als er sie küßte, wußte sie sofort, daß etwas nicht stimmte. Seine Lippen vermittelten ihr die gleiche Seligkeit, die sie immer bei seinen Küssen empfunden hatte. Nur von der Leidenschaft, an die sie gewöhnt war, war nichts zu spüren.
„Liebling, endlich bist du wieder da“, flüsterte sie inbrünstig. Es klang wie eine Hymne der Dankbarkeit, nachdem sie es so lange ohne ihn hatte aushalten müssen.
Als sie den Kopf hob und den Ausdruck in seinen Augen sah, fragte sie ängstlich: „Ist etwas nicht in Ordnung?“
Er entließ sie aus seinen Armen und ging durchs Zimmer. Mit dem Rücken zum Kamin, seiner Lieblingsstellung, blieb er stehen.
„Warum soll etwas nicht in Ordnung sein?“
„Ich weiß, daß es so ist“, erwiderte Ines. „O Liebling, was ist während deiner Abwesenheit geschehen?“
Ein Schweigen breitete sich aus, das so tief war, daß Ines ihr eigenes Herz klopfen hörte.
„Ich hatte nicht vor, heute abend darüber zu sprechen“, sagte der Marques schließlich.
„Worüber wolltest du nicht reden?“
Er sprach weiter, als ob er ihre Frage nicht gehört hätte.
„Wir haben uns so nahegestanden, daß es keinem von uns möglich wäre, sich zu verstellen.“
Ines sog hörbar die Luft ein.
„Was soll das bedeuten?“
Der Marques lächelte, ziemlich gezwungen, wie es den Anschein hatte.
„Reden wir von etwas anderem“, fuhr er in verändertem Ton fort. „Wie hast du die Zeit meiner Abwesenheit verbracht?“
„Ich habe an dich gedacht . . ., und jetzt möchte ich, daß du ehrlich zu mir bist. Es muß etwas Schwerwiegendes geschehen sein, um dich so zu verändern.“
„Was meinst du mit verändern?“
„Du weißt genau, was ich meine. O Juan, wie kannst du nur glauben, etwas vor mir verbergen zu können. Was ist los?“
Er holte tief Luft und schien die Schultern zu straffen.
„Wir kennen uns schon sehr lange, und ich sehe ein, daß ich dir die Wahrheit sagen muß“, erwiderte er. „Es wäre mir unerträglich, wenn du sie von: jemand anderem erfahren solltest.“
„Welche Wahrheit?“
Ines hatte das Gefühl, daß ihre Stimme aus weiter Ferne kam. Ihr war zumute, als ob sie bereits getrennt wären und sie aus einem anderen Land zu ihm spräche.
„Ich werde heiraten.“
Drei Worte, und ihre ganze Welt brach zusammen. Nur drei Worte, die sie vernichteten.
„Hier sind meine Handarbeiten“, sagte Felicita eifrig.
Die Duchesse erwachte aus ihren Tagträumen, um festzustellen, daß das Mädchen unbemerkt wieder in die Kutsche geklettert war und ihr gegenübersaß.
Auf Felicitas Schoß lag ein Hemd aus weißem Satin mit Applikationen aus weißer Spitze, die hauchzarten Blüten glichen. Bei dem zweiten Wäschestück handelte es sich um einen Unterrock, dessen Spitzeneinsätze vom Saum bis zum Knie reichten.
Die Duchesse wußte, daß sie für etwas Ähnliches in Paris astronomische Summen bezahlt hätte. Sie lächelte.
„Sie sind eine Meisterin Ihres Fachs“, sagte sie. „Ich werde Ihnen nicht nur diese Sachen abkaufen, sondern auch alles andere, was Sie für mich anfertigen.“
Felicita stieß einen Seufzer reinsten Glücks aus und klatschte in die Hände.
„Vielen, vielen Dank, Madame! Wie kann ich Ihnen nur meine Dankbarkeit beweisen? Ich möchte auf meine Knie sinken und ein Gebet sprechen, als ob Sie eine Heilige wären.“
Mit einem kleinen Schluchzer in der Stimme fuhr sie fort: „Vielleicht sind Sie das ja auch, und meine Mutter hat Sie geschickt, damit Sie mir helfen. Ich war so verzweifelt, daß ich schon dachte, ich СКАЧАТЬ