Название: Butler Parker 129 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740924331
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Als sie Parker entdeckten, bildeten sie mit ihren Motorrädern einen Halbkreis und fuhren langsam auf ihn zu. Das Tempo gab der Schläger an, der an der Treppe den Anführer gespielt hatte. Dann stoppten sie, stiegen von ihren Maschinen und kamen langsam auf Parker zu. Jeder von ihnen hatte plötzlich eine Stahlrute in der Hand, die sie pfeifend durch die Luft schlugen.
Parker war ein höflicher Mensch. Er lüftete seine Melone und deutete eine Verbeugung an.
»Sollten Sie vom rechten Weg abgekommen sein?« erkundigte er sich gemessen. »Darf und kann ich Ihnen erneut behilflich sein?«
*
»Sehr hübsch«, freute sich Lady Simpson, als die Gruppe der Motorradfahrer ihr Versteck passiert hatte. Sie nickte ihrer Gesellschafterin animiert zu. »Kommen Sie, Kindchen, wir wollen uns nicht abhängen lassen.«
Ohne Kathy Porters Antwort abzuwarten, schritt sie zu dem Jeep, der hinter einem breiten Gebüsch stand. Agatha Simpson liebte die Technik über alles. Sie nutzte jede Gelegenheit, um sich an ihr zu versuchen. Und es machte ihr eigentlich kaum etwas aus, daß sie gerade mit der Technik auf schlechtem Fuß stand.
»Vielleicht sollten wir noch einen Moment warten, Mylady«, schlug Kathy Porter vor. »Mister Parker möchte sich mit den jungen Männern erst mal unterhalten.«
»Papperlapapp, Kindchen! Und ich bin dann die Dumme ... Ich kenne doch Mister Parker. Ist Ihnen eigentlich schon aufgefallen, daß er immer gern alles allein macht?«
»Aus Rücksicht Mylady gegenüber«, erwiderte Kathy Porter sofort diplomatisch.
»Ich weiß, er hält mich für eine alte Frau«, ärgerte Agatha Simpson sich. »Er will einfach nicht einsehen, wie wichtig ich für ihn bin.«
»Das weiß Mister Parker nur zu gut, Mylady.«
»Halten Sie mich nicht unnötig auf, Kindchen! Steigen Sie endlich ein!«
Agatha Simpson schwang sich an das Steuer und betätigte den Anlasser, der den Motor sofort in Schwung brachte. Mylady kuppelte und gab Vollgas. Der Jeep rauschte mit wildem Schnellstart los und näherte sich einer Bodenwelle, die wie eine Art Sprunghügel aussah.
Agatha Simpson hielt viel von der Technik. Sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, daß Achsen, Stoßdämpfer oder Motoraufhängungen durchaus zu demolieren waren.
Kathy Porter seufzte, klammerte sich fest, so gut es ging, und schloß dann die Augen, als der Jeep zu einem wilden Sprung ansetzte. Das Gefährt segelte durch die Luft und landete ungemein hart hinter der Bodenwelle auf dem hier felsigen Untergrund.
Das nahmen die Stoßdämpfer übel, um von der Vorderachse erst gar nicht zu reden. Der Jeep krachte auf einen kleinen Felsbuckel und gab umgehend seinen an sich starken Geist auf. Zwei Stoßdämpfer spielten nicht mehr mit, die rechte Vorderachse verbog sich, die Ölwanne riß und die linke Motoraufhängung war im Eimer.
»Hoppla«, sagte die ältere Dame. »Was war denn das, Kindchen?«
»Das war ein Jeep, Mylady«, erwiderte Kathy trocken und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, denn sie lebte und war unversehrt geblieben. »Sind Mylady in Ordnung?«
»War ein Jeep? Soll das etwa heißen, daß der Wagen nicht mehr in Ordnung ist?« Groll lag in Lady Agathas Stimme.
»Erstaunlich, wie gut er sich trotzdem gehalten hat!« Kathy stieg aus und wunderte sich ehrlich.
»Und das nennt sich nun gute englische Qualität«, ärgerte Agatha Simpson sich. Sie stieg ein wenig ramponiert aus dem Wagen. »Dieser neumodische Kram hält ja noch nicht mal den kleinsten Stoß aus.«
»Ein anderer Wagen hätte sich wahrscheinlich in seine Einzelbestandteile zerlegt, Mylady.« Kathy mußte wider Willen lachen.
»Seien Sie nicht albern, Kindchen!« Agatha Simpson sah ihre Sekretärin streng an. »Und was jetzt? Mister Parker wird mich inzwischen längst vermissen.«
»Und wird sich gedulden müssen, Mylady. Dieser Jeep taugt nur noch für den Schrott.«
»Ich werde mich bei dem Hersteller beschweren«, drohte die ältere Dame aufgebracht. Sie versetzte dem schuldlosen Fahrzeug einen derben Fußtritt, um dann allerdings geistesgegenwärtig und blitzschnell zurückzuspringen. Nach diesem Fußtritt nämlich brachen beide Vorderräder nach außen weg, worauf der Jeep sich auf seinen durchfallenden Motor legte.
»Soll ich vorauslaufen, Mylady?« fragte Kathy Porter. »Bis zur Sandgrube ist es noch weit.«
»Schnickschnack, Kindchen! Ich komme mit.« Ihre Stimme ließ keinen Zweifel aufkommen. »Ich kann Sie doch nicht schutzlos diesen Haien ausliefern. Nein, nein, diese paar Meter werde ich leicht schaffen. Sie wissen noch gar nicht, wie gut ich zu Fuß bin!«
Agatha Simpson langte nach hinten in den Jeep und holte einen wirksam und modern aussehenden Sportbogen hervor. Sie griff nach dem Köcher, der mit Aluminiumpfeilen gefüllt war. Dann setzte sich die Dame energisch in Bewegung, doch wegen ihrer nicht zu übersehenden Fülle glich sie gerade nicht einer gewissen Diana, der Göttin der Jagd.
*
Natürlich pfiffen sie auf seine Hilfe. Sie hatten nur den einen Wunsch, diesen Butler nach allen Regeln der Kunst zu bearbeiten. Sie brauchten endlich wieder ein intaktes Selbstgefühl und waren auch bereit, dafür einen Mord zu begehen. Parker sah es den zweibeinigen Haien deutlich an.
»Mir scheint, daß ich mir Ihren Unwillen zugezogen habe«, stellte Josuah Parker fest. »Gelten diese Stahlruten etwa meiner bescheidenen Person?«
»Dir wird die Quasselei gleich vergehen«, prophezeite der Anführer gereizt. »Hier kannste uns mit Tricks nicht mehr kommen, ist das klar?«
»Ist es mir vergönnt, einige Fragen zu stellen?«
»Für die nächsten Tage is’ das deine letzte Möglichkeit.« Der Anführer war einverstanden und stoppte seine Begleiter mit einer jähen Handbewegung.
»Haben die Herren möglicherweise etwas mit einem wirklich existierenden Hai zu tun?« fragte Parker sofort und ließ den Anführer nicht aus den Augen. An seiner Reaktion hoffte er zu erkennen, ob der junge Schläger Bescheid wußte.
»Mit welchem Hai?«
»Mit jenem weißen Hai, der heute an der Küste ein Opfer geschlagen hat«, fragte Parker weiter.
»Was soll der Stuß?« Nein, der Anführer wußte offensichtlich nicht Bescheid, oder aber er war ein beneidenswert guter Schauspieler. »War das alles?«
»In der Tat, meine Herren.« Parker deutete wieder eine knappe Verbeugung an. »Nun möchte ich mich den Herren zur Verfügung stellen. Ich darf und kann nur hoffen, daß Sie einem alten, müden und relativ verbrauchten Mann nicht zu gram sein werden.«
Der Anführer fühlte sich natürlich auf den Arm genommen. Die barocke Ausdrucksweise des Butlers reizte ihn zusätzlich. Parker redete eine Sprache, die der Mann kaum verstand. Er stieß die geballte Faust in die Luft und löste damit ein weiteres Anrücken aus. Die insgesamt acht jungen Männer setzten sich wieder in Bewegung und ließen die gefährlichen Stahlruten pfeifen. Der Abstand zwischen ihnen und dem Butler betrug nur noch drei bis СКАЧАТЬ