Название: Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740931360
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Mike Rander wollte daran einfach nicht glauben. Er konnte es sich nicht vorstellen, daß sein Butler so geendet haben könnte. Das paßte einfach nicht zu ihm. Auf der anderen Seite war Parker schließlich kein Übermensch. Vielleicht hatte es ihn nun wirklich böse erwischt …
Das Wimmern und Stöhnen – Rander fiel es jetzt auf – war plötzlich nicht mehr zu hören.
Der junge Anwalt folgte den blutigen Spuren. Hinter einem Mauervorsprung verschwanden sie. Rander bog vorsichtig um die Ecke, erkannte ein rötliches trübes Licht an der Wand. Es handelte sich um eine Art Notbeleuchtung.
Im Schein dieser Beleuchtung entdeckte er die Stäbe eines Käfigs, dessen Tür weit geöffnet war. Und rechts von dem Käfig an der Wand lag eine verkrümmte Gestalt auf dem Boden. Sie war an Händen und Füßen gefesselt. Die lose herabhängenden, zerrissenen Verbindungsstricke deuteten daraufhin, daß dieser unglückliche Mensch an Mauerhaken festgebunden gewesen sein mußte.
»Parker, Parker. Um Himmels willen, sind Sie’s?«
Die Gestalt am Boden wimmerte, sagte unverständliche Laute. An welchen Verletzungen dieser Mann litt, war im schwachen Licht nicht zu erkennen.
Rander bückte sich und wollte die Gestalt sanft aufrichten. In diesem Augenblick brüllte der Mensch grell und gequält auf. Der Schmerz hatte ihn aus der Ohnmacht erweckt.
»Nein, nicht …!« stöhnte der Mann. »Nicht, es ist bald vorbei!«
Rander machte sich Vorwürfe, daß er trotz allem erleichtert war. An der Stimme hatte er gehört, daß nicht sein Butler Josuah Parker am Boden lag. Der Mann sprach aber korrektes Englisch. Wer mochte er sein? Warum hatten die Gelben Drachen ihn in der ausgeräumten Villa zurückgelassen?
»Wollen Sie rauchen?« fragte Rander, nur um etwas zu sagen. Gleichzeitig mühte er sich ab, die Stricke des Mannes zu lösen.
»Das Biest, das Biest!« stöhnte der Mann entsetzt. »Passen Sie auf, das Biest …!«
»Es ist eingesperrt«, beruhigte Rander den Unglücklichen. »Warten Sie einen Moment, ich werde Sie verbinden.«
»Nein, nicht! Zu spät!«
»Wer sind Sie?« fragte Rander. Ohne die Antwort abzuwarten, ging er zur Tür zurück. Seine an die Dunkelheit gewöhnten Augen hatten den Lichtschalter erspäht. Sekunden später flammte Licht auch in diesem Teil des Kellers auf.
Neugierig ging er zurück zu dem blutenden Mann.
Erst jetzt erkannte Rander, wie dieser Mann zugerichtet war. Pantherpranken hatten ihm die Kleidung vom Leibe gerissen und die Brust und den Oberschenkel erheblich verletzt. Der Mann hatte bereits viel Blut verloren. Er hatte seine Lage richtig beurteilt. Es war bereits zu spät, um ihm noch richtig helfen zu können.
»Sind Sie Miss Morefields Freund?« fragte Rander rundheraus.
»Retten Sie sie!« stöhnte der Mann.
»Ist sie von den Gelben Drachen entführt worden?«
»Nach Aberdeen Harbour«, flüsterte der Mann mit schwacher Stimme. »Schnell, helfen Sie!«
»Wo finde ich sie?«
»Hu Pei Street … Unter dem Temple-Kino.«
Der Mann wollte noch etwas sagen, doch seine Kräfte verlangten eine kurze Pause. Keuchend ging sein Atem. Er sah Mike Rander dennoch prüfend und wissend an.
»Sie sind der Anwalt, ja?« fragte er dann wieder.
»Sie kennen mich?«
Der Mann nickte schwach.
»Sie sollen ermordet werden! Auch Ihr Butler. Sie wissen zuviel!«
»Was sollten wir schon wissen?«
»Daß Miss Morefield gekidnappt worden ist.«
»Seit wann?«
»Seit ein paar Wochen.«
»War sie heute noch hier im Bungalow?«
Der Mann schüttelte mühsam den Kopf.
»Wer wurde hier gefangengehalten?«
»Liz Carrels … Eine Freundin von mir.«
»Sie hat sich als Miss Morefield ausgegeben, ja?«
»Klappte alles, bis Sie kamen.«
»Bis Miss Morefields Anwalt kam. Larry Croften wurde gleich nach der Landung ermordet.«
»Helfen Sie der kleinen Morefield«, stöhnte der Mann. »Haben Sie eine Zigarette für mich?«
Mike Rander hatte längst eingesehen, daß dem Mann eine Zigarette nicht mehr schaden konnte. Er zündete eine an und schob sie ihm zwischen die Lippen. Tief und gierig sog der Mann den Rauch ein. Er hustete gequält, schloß einen Moment die Augen und fühlte sich dann wesentlich besser.
»Ich bin an allem schuld«, redete er mit leiser Stimme weiter. »Ich habe die Morefield reingelegt.«
»Aus eigenem Antrieb?«
»Ich witterte ein tolles Geschäft. Die Gelben Drachen ebenfalls.«
»Miss Morefield wurde also entführt und versteckt. Ihre Freundin Carrels trat an ihre Stelle und täuschte die Öffentlichkeit. War es nicht so?«
»Genau! Wir mußten spuren. Die Gelben Drachen hatten uns in der Hand. Wir konnten nicht mehr zurück.«
»Lebt Miss Morefield noch?«
»Vielleicht«, sagte er mit heiserer Stimme.
»Warum ließ man Sie hier zurück?«
»Ich wollte nicht mehr mitmachen.«
»Hatten Sie Gewissensbisse bekommen?«
»Unsinn …« Der Mann grinste schwach. »Ich habe zugeschlagen, als man meine Freundin belästigte. Dafür wurde ich dem Biest zum Fraß vorgeworfen.«
»Wie heißen Sie?«
»Joe Londale. Die Cops kennen mich. Sie brauchen nur nachzufragen.«
»Und wer leitet die Gelben Drachen?«
»Keine Ahnung«, antwortete der Sterbende mit bereits schwacher Stimme.
»Kennen Sie denn einen gewissen Li Wang?« bohrte Mike Rander weiter.
»Dieser verdammte Gauner!«
»Warum? Was hat er angestellt?«
»Er … er hetzte uns … auf … die Morefield.«
»Könnte er der Oberdrache sein?«
»Weiß СКАЧАТЬ