Название: Butler Parker Jubiläumsbox 8 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740931384
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Mike Rander hatte daraufhin seinen Butler losgeschickt. Josuah Parker, ein Kriminalist aus Leidenschaft, hatte aber leider so gut wie nichts mehr in Erfahrung bringen können. Was hatten die wenigen Worte zu besagen, die Jeff Bracer vor seinem Tod gehaucht hatte? Von einer Jane hatte er geflüstert, und der Name Hank Mussel war zu verstehen gewesen. Vielleicht waren das bereits Hinweise, die eine erkennbare Spur ergeben würden. Daher beschloß Parker, diese spärlichen Angaben vorerst nicht auszuposaunen. Wenn es sein mußte, konnte er als echter Butler ungemein schweigsam sein!
*
»Sie müssen Jeffs Mörder finden«, sagte Mrs. Bracer mit monotoner Stimme. »Sie müssen ihn finden, ich hätte sonst keine Ruhe mehr. Mein Gott, wie hatten Jeff und ich uns das alles ausgemalt! Es sollte so schön werden. Er mußte die schrecklichen Jahre vergessen, die hinter ihm lagen.«
Tränen erstickten ihre Stimme. Sie ließ den Kopf sinken und zupfte an ihrem kleinen Taschentuch.
Jane Bracer war zweiunddreißig Jahre alt, mittelgroß, schlank und glich einem verschüchterten Vogel, der keinen Platz mehr in der Welt hat. Ihr naturbraunes Haar wirkte ungepflegt, aber das war verständlich. Die vergangenen Stunden hatten ihr schrecklich zugesetzt. Sie war zusammen mit einer Freundin im Kino gewesen und wurde zu Hause von der Mordkommission in Empfang genommen. Ohne große Rücksicht hatte man sie vor ihren Mann gebracht, den sie identifizieren mußte. Sie brach zusammen und wurde später von Mike Rander, der am Schauplatz der Tat eingetroffen war, mit in die Anwaltspraxis genommen. Rander hatte sich gleich als ihren Anwalt bezeichnet, um die junge, verzweifelte Frau vor den Fragen der Polizisten zu schützen.
»Wir werden alles tun, Mrs. Bracer, um den Mörder zu finden«, sagte Mike Rander. »Aber ohne Ihre Hilfe werden wir nicht viel ausrichten können.«
»Wie könnte ich Ihnen schon helfen?« fragte sie mutlos und nahm den Kopf hoch. »Ich hatte doch schließlich keine Ahnung, daß Jeff sich an Sie gewandt hat.«
»Mit Ihnen hat er nie über seine Schwierigkeiten gesprochen?« fragte Mike Rander weiter.
»Nein, niemals«, war ihre Antwort. »Jeff hatte sich sehr verändert. Er war anders, verstehen Sie? So verschlossen. Er ging kaum aus dem Flaus. Er war menschenscheu geworden.«
»Verständlich«, sagte Mike Rander und nickte. »Immerhin war er jahrelang von der Außenwelt abgeschlossen worden.«
»Warum soll ich das verschweigen?« meinte Mrs. Bracer tapfer. »Ich habe trotzdem immer zu ihm gehalten. Immer... Da konnten die Leute reden, was sie wollten.«
»Wir wissen leider nur sehr wenig über Ihren Mann, Mrs. Bracer.«
»Er hat im Gefängnis gesessen. Vier Jahre.«
»Und was hat ihn dahin gebracht?«
»Daß Jeff gegen das Gesetz verstoßen hatte, hat er immer offen zugegeben«, schickte sie voraus. »Aber Jeff war kein Gangster, Mr. Rander. Leider war er nur sehr leicht zu beeinflussen.«
»Weswegen wurde er verurteilt?«
»Er hat einen Wagen gefahren, in dem drei Bankräuber flüchteten. Es kam zu einer Schießerei. Der Wagen prallte gegen einen Hydranten. Jeff wurde schwer verletzt, brach sich einige Rippen und hatte einen leichten Schädelbruch.«
»Was wurde aus den drei anderen Männern?«
»Einer starb sofort nach dem Unfall, einer konnte entkommen, der dritte erhielt lebenslänglich. Er hatte einen Polizeibeamten erschossen.«
»Wann ist das passiert, Mrs. Bracer?«
»Vor gut vier Jahren«, erwiderte Jane Bracer. »Jeff wurde vor vier Wochen entlassen. Eigentlich sollte er zehn Jahre bleiben, aber der Rest der Strafe wurde wegen guter Führung geschenkt.«
»Hat ihr Mann vielleicht nach seiner Entlassung Besuche erhalten?«
»Nein, gar keine. Er wollte auch keinen Menschen sehen. Er hatte sich vollkommen verändert.«
»Wollte er wieder in seinen alten Beruf zurückkehren?«
»Ich redete ihm gut zu, aber Jeff konnte sich noch nicht entschließen. Er wollte noch damit warten.«
»In welchem Beruf hat er gearbeitet?«
»Jeff war Automechaniker, Sir.«
»Und wie haben Sie sich durchgeschlagen, Mrs. Bracer?«
»Ich habe als Verkäuferin gearbeitet«, sagte Jane Bracer. »Ich bin Zigarettengirl in einem Nachtclub.«
»Kein leichtes Leben«, sagte Mike Rander mitfühlend. »Wann haben Sie geheiratet?«
Diese Frage hätte er nicht stellen sollen. Er schien eine offene und besonders schmerzhafte Wunde berührt zu haben. Jane Bracer schluchzte auf und brach zusammen.
Mike Rander sah sich hilfesuchend nach seinem Butler um, der sich im Hintergrund gehalten hatte.
Als geschulter Butler hatte Parker bereits wirksame Mittel zur Hand, um die Frau zu beleben. Er servierte einen Kognak, den Jane Bracer sich fast willenlos von Mike Rander einflößen ließ.
Sie schüttelte sich, als das Getränk über ihre Lippen rann. Nur langsam erholte sie sich von ihrem Schock. Ihre Augen waren nun tränenlos. Tapfer richtete sie sich auf und preßte die Lippen zusammen, bis ihre Nerven sich beruhigt hatten.
»Sie sollten jetzt nicht mehr antworten«, meinte Rander. »Ich werde Sie nach Hause bringen, Mrs. Bracer.«
»Nein, auf keinen Fall werde ich zurück ins Haus gehen«, sagte sie. »Ich würde doch nur immer an... an das erinnert.«
»Können Sie anderweitig Unterkommen?«
»Ich werde wohl zu meiner Freundin gehen. Bringen Sie mich bitte zu ihr!«
»Aber das ist doch selbstverständlich«, sagte Rander und erhob sich.
»Sie fragten mich, wann ich Jeff geheiratet habe«, redete Jane Bracer weiter. »Erst vor vier Wochen. Verstehen Sie jetzt, wie es in mir aussieht?«
»Du lieber Himmel«, sagte Mike Rander bestürzt. »Das konnte ich leider nicht wissen. Verzeihen Sie meine Frage!«
»Ich habe die ganze Zeit über auf Jeff gewartet«, redete Jane Bracer weiter. »Ich wußte, daß er im Grunde ein guter Kerl war, glauben Sie mir. Wir wollten die Stadt verlassen und irgendwo völlig neu beginnen. Er hatte sich bereits um eine Stelle in Los Angeles beworben.«
»Wir sollten jetzt aber wirklich gehen«, sagte Mike Rander. »Sie muten sich zuviel zu, Mrs. Bracer.«
»Sie glauben ja nicht, wie gut es tut, sich mal richtig auszusprechen«, redete sie weiter und beschäftigte sich erneut mit dem kleinen Spitzentaschentuch, das fast zerrupft und zerfetzt war. »Warum ist Jeff wohl erschossen worden? Er hatte doch seine Strafe verbüßt. Er hat doch keinem Menschen etwas getan?«
»Eines Tages werden wir die Antwort auf Ihre Fragen wissen«, tröstete Rander die junge Frau.
»Sie СКАЧАТЬ