Название: Butler Parker Jubiläumsbox 8 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740931384
isbn:
Josuah Parker ging jetzt die einzelnen Wäschestücke durch, faltete sie auseinander und schließlich wieder zusammen.
Blieb zuletzt nur noch die Kleidung des jungen Mannes. Es war für den Butler selbstverständlich, daß er sie genau durchsuchte. Vor allen Dingen die Nähte und die Wattierungen der Schultern. Schließlich landete Parker bei den Schuhen, die er dem noch immer Ohnmächtigen von den Füßen zog.
»Daß ich nicht gleich mit den Schuhen angefangen bin«, sagte sich Josuah Parker zufrieden, als er im rechten Schuh das Seidenfutter aufriß, das mit Klebestoff behelfsmäßig gegen das Leder gedrückt war. Eine mit den Fingern kaum vernehmbare Verdickung hatte ihn aufmerksam werden lassen. Bald hielt er ein Blatt Seidenpapier in der Hand, auf dem einige Zahlengruppen standen.
Parker wußte, was er zu tun hatte.
Er griff in seine Manteltasche, förderte sein Notizbuch hervor und zog den kleinen Bleistift aus der Schlaufe. Mit geübter Hand fertigte er in aller Schnelligkeit eine Kopie der Zahlengruppen an, um danach das Seidenpapier wieder zusammenzufalten und zurück in den Schuh zu stecken. Der zähe Klebstoff heftete das Innenfutter sofort wieder gegen das Leder. Parker beeilte sich, dem jungen Mann wieder die Schuhe anzuziehen und verließ dann auf dem schnellsten Weg das Zimmer Nummer 16.
Kein Mensch in der Hotelhalle achtete auf ihn, als er zurück auf die Straße ging. Parker bemühte sich um ein Taxi, fand einen freien Wagen und tauschte eine Banknote gegen die Willigkeit des schlau aussehenden Fahrers ein.
»Ich werde Ihnen sagen, welchem Wagen wir später folgen werden«, sagte Josuah Parker. »Inzwischen können Sie aber die Uhr laufen lassen. Sie sollen nicht zu kurz kommen.«
»Solche Fahrgäste wünsche ich mir öfter«, meinte der Fahrer. »Wann und wo können wir uns Wiedersehen?«
Parker schmunzelte andeutungsweise und ließ den Hoteleingang nicht aus den Augen. Schon einmal hatte sich sein Beobachten sehr gelohnt, war es ihm dadurch doch gelungen, sich an die Fersen von Louis und Buck zu heften. Überraschend schnell erschien der junge Mann, dessen Name Parker immer noch nicht kannte. Die Zeit war knapp gewesen, um sich den Inhalt der Brieftasche genau anzustehen.
Der junge Mann ging ohne Koffer, aber im Besitz einer Aktentasche, ein Stück die Straße hinunter, winkte zweimal vergebens ein Taxi ab und schaffte es schließlich, in einen dritten Wagen zu gelangen.
»Folgen Sie dem Taxi, in das der junge Mann gestiegen ist«, sagte Parker.
»Sieht harmlos aus, der Junge...!«
Parker nickte nur. Er hätte dem Fahrer zwar eine recht aufregende Geschichte erzählen können, verzichtete aber darauf.
Der junge Mann dirigierte sein Taxi von der Hauptstraße herunter und ließ es hinüber zum See rollen. Dann ging es zurück in die City, hinüber in den östlichen Stadtteil und schließlich in eine ruhige Straße, in der noch eine Anzahl von Häusern aus der Zeit der Jahrhundertwende standen.
Geistesgegenwärtig fuhr der Fahrer, in dessen Wagen Parker saß, weiter, als das beschattete Taxi plötzlich anhielt. Der Butler wendete sich um und sah, in welches Haus der junge Mann hineinging. Auf Wechselgeld schien er nicht gewartet zu haben.
»Sie können jetzt halten«, sagte Parker. »Ich werde wohl bald wieder zurück sein...!«
Josuah Parker verließ den Wagen, ging auf das betreffende Haus zu, betrat den langen Korridor und horchte nach oben. Leider war er doch zu spät gekommen. Der junge Mann war auf der Treppe nicht mehr zu sehen und zu hören. Parker ließ sich dadurch nicht aus der Fassung bringen.
Er ging zurück in den Hauseingang und betrachtete sich eingehend die angebrachten Firmenschilder. Ein Zahnarzt war vertreten, ein Schneider mit einem unaussprechlichen ungarischen Namen, eine Hebamme wohnte im Haus, und unter weiteren Leutchen auch ein gewisser Gary Lommers, seines Zeichens Spezialist für Fernsehantennen.
Warum der Butler ausgerechnet auf diesem Gary Lommers tippte, wußte er selbst nicht zu sagen. Aber sein Gefühl riet ihm, es doch einmal mit dieser Adresse zu versuchen.
Parker huschte eilig die Treppen nach oben, informierte sich auf den einzelnen Gängen, daß er Lommers’ Büro noch immer nicht erreicht hatte und landete schließlich auf dem letzten Treppenabsatz. Und genau dort fand er die gesuchte Tür.
Parker ging natürlich schleunigst wieder nach unten. Das heißt, natürlich nur so weit, bis er den nächsten Treppenabsatz erreicht hatte. Er verschwand auf dem dunklen Korridor dieser Etage und faßte sich erst einmal in Geduld. Er konnte nur hoffen, daß sich der junge Mann nicht zu lange bei dem Spezialisten für Antennen aufhielt. Falls er wirklich dort oben war, was Josuah Parker ja nicht mit Bestimmtheit sagen konnte.
Nun, er hatte wieder einmal sagenhaftes Glück.
Oben, auf dem Treppenabsatz, wurde wieder eine Tür geöffnet. Eine Baßstimme, die sich bemühte, gedämpft zu reden, erklärte gerade, irgendwer solle tunlichst nicht noch einmal erscheinen, sondern nur per Telefon auf weitere Nachrichten warten.
Schritte waren auf der Treppe zu hören.
Parker erkannte den jungen Mann, der langsam und nachdenklich die Treppe hinunterstieg. Er wirkte jetzt auf den Butler wie ein geprügelter Hund. Die Unterhaltung mit Lommers schien nicht besonders erfreulich für ihn gewesen zu sein.
Der junge Mann hatte die Straße erreicht. Er übersah das weit hinten parkende Taxi, wendete sich in die entgegengesetzte Richtung und ging dann recht schnell weiter. So, als sei ihm plötzlich eine Idee gekommen.
Parker winkte dem Taxifahrer zu, der langsam mit seinem Wagen heranrollte.
»Ich denke, daß ich Sie jetzt nicht mehr benötige«, sagte der Butler. »Nehmen Sie das hier für Ihre Bemühungen!«
Er drückte dem Fahrer noch einen zusätzlichen Schein in die Hand und kümmerte sich nicht weiter um den Wagen, der auch bald darauf an ihm vorbeipreschte und in einer Seitenstraße verschwand.
Der junge Mann blieb vor einem kleinen schmalbrüstigen Hotel stehen und sah suchend auf die schreiende Reklame hoch. Besonders erbaut schien er nicht zu sein, hier Quartier zu nehmen. Aber wahrscheinlich war ihm das von einem gewissen Gary Lommers so aufgetragen worden. Der junge Mann verschwand nach deutlichem Zögern in dem Hotel.
Josuah Parker riskierte es, sich dicht an den Eingang heranzuschieben. Ungeniert betrachtete er die Szene, die sich seinen Augen bot. Der jungen Mann hatte einige Scheine über die Theke geschoben und empfing dafür vom Portier einen Schlüssel. Bald darauf verschwand der verhinderte Messerwerfer auf der Treppe, die nach oben zu den Hotelzimmern führte.
Josuah Parker hielt es in Anbetracht der jetzigen Lage für angebracht, sich erst einmal wieder um Louis und Buck zu kümmern. Sie konnten ja schlecht stundenlang im Kofferraum des grauen Fords zubringen. In einer Zelle waren sie sicher besser aufgehoben. Zudem wurde es für den Butler höchste Zeit, seine bisher ergatterten Informationen an bestimmte Stellen weiterzuleiten.
*
Josuah Parker ging also auf dem schnellsten Weg zurück zur Straße, wo er den Ford hatte stehen lassen. Als vorsichtiger Mensch, der er nun einmal war, marschierte er allerdings nicht schnurstracks zu dem Wagen hin, sondern vergewisserte sich erst einmal, ob dort auch alles in Ordnung war.
Josuah Parker runzelte die Stirn, als seine Augen СКАЧАТЬ