Название: Butler Parker Jubiläumsbox 8 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740931384
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Parker, der bereits auf den letzten noch zu überwindenden Treppenstufen sein Universalbesteck in die Hand genommen hatte, sah sich nach dem Erreichen des langen, mit dicken Teppichen ausgelegten Korridors nach einer geeigneten Tür um, die ihn aufnehmen konnte.
Dort also war das bewußte Gesellschaftszimmer.
Davor eine Tür ohne Aufschrift. Nach seinen Erfahrungen, die er in vielen Hotels hatte sammeln können, mußte es sich um einen Wirtschaftsraum handeln, in dem möglicherweise Putzvorräte gelagert wurden.
Blitzschnell gelang es dem Butler, die Tür zu öffnen. Er verschwand hinter der Tür und sah sich angenehm überrascht um. Er war nicht in ein Magazin geschlüpft, sondern in eine Art Anrichteraum. Einige Tische, Besteckkästen, Wärmeplatten, ein kleiner Elektrokocher und eine blitzende Kaffeemaschine deuteten darauf hin, daß von diesem Raum aus zwei benachbarte Gesellschaftszimmer versorgt werden konnten. Ja, es gab zur unermeßlichen Freude des Butlers sogar je eine Durchreiche, durch die man Speisen und Getränke in die einzelnen Räume schieben konnte.
Josuah Parker war, um es kurz und knapp zu sagen, begeistert. Das Schicksal hatte es tatsächlich wieder einmal gut mit ihm gemeint.
Auf Zehenspitzen näherte er sich der Durchreiche, hinter der das Gesellschaftszimmer lag, in dem er von dem angeblichen Cheffriseur Roger Calbot schon erwartet wurde. Ohne sich etwa zu genieren, legte der Butler sein Ohr an die Klappe der Durchreiche.
Vorerst war aber nichts anderes wahrzunehmen als starkes Husten. Aber ein Butler Parker gab sich schon mit solchen Kleinigkeiten zufrieden. Waren sie doch seinen Erfahrungen nach der Auftakt zu wichtigeren Dingen...
*
»Verflixt, diese alte Krähe läßt sich aber Zeit«, redete kurz darauf ein Mann deutlich los. »Buck, sieh mal nach, wo er steckt... Wahrscheinlich hat dieser Trottel sich nicht merken können, in welchem Zimmer man auf ihn wartet.«
Die Antwort des angeredeten Buck bestand aus einem gereizten Knurren, dann waren leise Schritte zu vernehmen.
Josuah Parker war keineswegs prüde oder übelnehmerisch. Er brauchte kein Prophet zu sein, um zu wissen, daß man ihn gemeint hatte. Zudem war er schon mehrmals als eine alte Krähe bezeichnet worden. So etwas konnte ihn nicht mehr aus der Fassung bringen.
»Noch nichts zu sehen«, rief Buck leise zurück. »Soll ich vielleicht mal zur Treppe gehen, Louis...?«
»Ja, aber sei vorsichtig...!«
Butler Parker machte es sich an der Durchreiche bequem und überlegte, was in den kommenden Minuten getan werden mußte. Erfuhren seine beiden Gastgeber, daß er nach oben gegangen war, dann wurden sie automatisch mißtrauisch und setzten sich ab. Aber daran lag dem Butler nur sehr wenig. Es war ihm nicht darum gegangen, seine Haut zu retten, nein, er wollte Informationen sammeln, um im Spiel bleiben zu können.
»Nichts zu sehen«, meldete Buck von der Tür her. »Wohin mag die Krähe nur gegangen sein...?«
»Ob sie mißtrauisch geworden ist?« fragte Louis zurück.
»Parker ist vielleicht einen Stock zu hoch gegangen und sucht dort nach dem Zimmer.«
»Na gut, warten wir noch ein paar Minuten...«
Josuah Parker hörte deutlich, daß die Tür zum Gesellschaftszimmer geschlossen wurde. Die beiden Gangster waren also wieder unter sich. Der Butler brannte darauf, ihre Gesichter betrachten zu können. Er hatte das Gefühl, die beiden maskierten Gangster, die James Ortner erschossen hatten, seien hier wiederum vertreten.
Im Gesellschaftsraum läutete das Telefon.
Louis meldete sich. Er sagte aber nur »Hallo«, nannte aber leider nicht seinen Hausnamen.
»Nein, Chef«, erwiderte er mit einer Stimme, in der sich Hochachtung und Respekt mischten, »noch nicht hier... muß aber gleich kommen. Geht in Ordnung, Chef...! Wir werden anschließend sofort abhauen und weitere Nachrichten abwarten... Falls es nicht klappen sollte...? Aber es klappt bestimmt... Er ist sofort auf den Leim gegangen... Gut, dann werden wir ihn in seiner Bude aufsuchen - Sie können sich auf uns verlassen! Ganz sicher...!«
Louis legte wieder auf. Er redete leise mit Buck. Leider konnte der Butler jetzt nur sehr wenig verstehen. Gerade jetzt, wo sie sich vielleicht wichtige Dinge zu sagen hatten.
Die Minuten verrannen, aber erklärlicherweise erschien die erwartete alte Krähe nicht auf der Bildfläche.
Die beiden Gangster waren mit dieser Entwicklung nicht sehr einverstanden. Butler Parker hingegen kam zu der Meinung, daß es langsam allerhöchste Zeit wurde, etwas zu arrangieren. Schließlich durfte er den jungen Mann nicht vergessen, der an seiner Melone gestrandet war - falls dieser zu den beiden Gangstern gehörte, die ihn sehnsüchtig erwarteten.
Vorsichtig legte der Butler den Verschlußriegel an der Durchreiche herum und zog aus der rechten Manteltasche einen sehr handlichen, automatischen Revolver, der in seiner rechten Hand recht bedrohlich ausschaute.
Nun war nur zu hoffen, daß nicht einer der Gangster ausgerechnet in diesem Moment die Durchreiche beobachtete. Parker ließ die Klappe langsam herunter und warf einen schnellen, prüfenden Blick in das kleine, sehr üppig ausgestattete Gesellschaftszimmer.
Nein, die beiden Gangster dachten nicht im Traum daran, daß die alte Krähe, wie sie Parker respektlos bezeichnet hatten, ihnen bereits im Nacken saß. Sie hatten Blickrichtung zur Tür genommen und ließen sie nicht aus den Augen.
»Irgend etwas stimmt doch da nicht«, erklang die Stimme Bucks. »Der Kerl müßte doch längst hier sein... Ob der wohl Lunte gerochen hat und getürmt ist?«
»Wieso soll er Lunte gerochen haben?« fragte Louis zurück. »Dieser Trottel war doch fest überzeugt, er hätte den Friseur an der Strippe gehabt...! Der kommt schon noch... Wir haben noch Zeit.«
»Meine Zeit ist hingegen recht knapp...«, ließ sich Butler Parker in diesem Moment vernehmen. »Ich darf wohl erwarten, daß Sie mir keine Dummheiten machen, nicht wahr...?«
»Verdammt«, fluchte Buck laut auf.
Aber die beiden Gangster machten keine Dummheiten. Sie konnten sich im ersten Moment zwar nicht erklären, wieso die erwartete Krähe sie auf einmal ansprechen wollte. Aber sie stellten keine Fragen, sondern handelten so, wie sie es sich in solchen Situationen angewöhnt hatten. Sie hoben ihre Arme weit über den Kopf, ein Zeichen, daß sie zur Zeit nichts unternehmen wollten.
»Ich sehe, man hat mich verstanden«, sagte Parker lobend. »Ausgezeichnet, ich merke gleich, daß ich es mit Fachmännern zu tun habe... Sie können sich jetzt übrigens langsam zu mir umdrehen. Ich brauche wohl erst gar nicht zu erklären, daß ich mich im rechtmäßigen Besitz einer Waffe befinde, nicht wahr?«
Doch ja, Butler Parker war ein höflicher Mensch.
Und daher wirkte er auch eigentlich recht naiv und dumm, wie es in unserer Zeit leider eben ist. Höfliche Menschen werden automatisch für dumm und naiv gehalten. Brutale Kraftmeier СКАЧАТЬ