Der Münchner im Himmel. Ludwig Thoma
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Название: Der Münchner im Himmel

Автор: Ludwig Thoma

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027211357

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СКАЧАТЬ Hingerl, Nr. 172, Dienstmann in München, besorgte einen Auftrag mit solcher Hast, daß er vom Schlage gerührt zu Boden fiel und starb.

      Zwei Engel zogen ihn mit vieler Mühe in den Himmel, wo er von St. Petrus aufgenommen wurde. Der Apostel gab ihm eine Harfe und machte ihn mit der himmlischen Hausordnung bekannt. Von acht Uhr früh bis zwölf Uhr mittags »frohlocken«, und von zwölf Uhr mittags bis acht Uhr abends »Hosianna singen«. – »Ja, wann kriagt ma nacha was z’trink’n?« fragte Alois. – »Sie werden Ihr Manna schon bekommen«, sagte Petrus.

      »Auweh!« dachte der neue Engel Aloisius, »dös werd schö fad!« In diesem Momente sah er einen roten Radler, und der alte Zorn erwachte in ihm. »Du Lausbua, du mistiga!« schrie er, »kemmt’s ös do rauf aa?« Und er versetzte ihm einige Hiebe mit dem ärarischen Himmelsinstrument.

      Dann setzte er sich aber, wie es ihm befohlen war, auf eine Wolke und begann zu frohlocken:

      »Ha-lä-lä-lä-lu-u-hu-hiah!«…

      Ein ganz vergeistigter Heiliger schwebte an ihm vorüber. – »Sie! Herr Nachbar! Herr Nachbar!« schrie Aloisius, »hamm Sie vielleicht an Schmaizla bei Eahna?« Dieser lispelte nur »Hosianna!« und flog weiter.

      »Ja, was is denn dös für a Hanswurscht?« rief Aloisius. »Nacha hamm S’ halt koan Schmaizla, Sie Engel, Sie boaniga! Sie ausg’schamta!« Dann fing er wieder sehr zornig zu singen an: »Ha-ha-lä-lä-lu-u-uh – – Himmi Herrgott – Erdäpfi – Saggerament – – lu – uuu – iah!«

      Er schrie so, daß der liebe Gott von seinem Mittagsschlafe erwachte und ganz erstaunt fragte: »Was ist denn da für ein Lümmel heroben?«

      Sogleich ließ er Petrus kommen und stellte ihn zur Rede. »Horchen Sie doch!« sagte er. Sie hörten wieder den Aloisius singen: »Ha – aaaaah – läh – – Himml – Himml Herrgott – Saggerament – uuuuuh – iah!« …

      Petrus führte sogleich den Alois Hingerl vor den lieben Gott, und dieser sprach: »Aha! Ein Münchner! Nu natürlich! Ja, sagen Sie einmal, warum plärren denn Sie so unanständig?«

      Alois war aber recht ungnädig, und er war einmal im Schimpfen drin. »Ja, was glaab’n denn Sie?« sagte er. »Weil Sie der liabe Good san, müaßt i singa, wia ‘r a Zeiserl, an ganz’n Tag, und z’trinka kriagat ma gar nix! A Manna, hat der ander g’sagt, kriag i! A Manna! Da balst ma net gehst mit dein Manna! Überhaupts sing i nimma!«

      »Petrus«, sagte der liebe Gott, »mit dem können wir da heroben nichts anfangen, für den habe ich eine andere Aufgabe. Er muß meine göttlichen Ratschlüsse der bayrischen Regierung überbringen; da kommt er jede Woche ein paarmal nach München.«

      Des war Aloisius sehr froh. Und er bekam auch gleich einen Ratschluß für den Kultusminister Wehner zu besorgen und flog ab.

      Allein, nach seiner alten Gewohnheit ging er mit dem Brief zuerst ins Hofbräuhaus, wo er noch sitzt. Herr von Wehner wartet heute noch vergeblich auf die göttliche Eingebung.

      Amalie Mettenleitner

       Inhaltsverzeichnis

      Wenn sie den Mund aufmachte, bemerkte man drei Goldplomben. Und da sie dies wußte, vermied sie es, zu lächeln. Durch den Kampf mit den Lachmuskeln erhielten ihre Züge einen herben Ausdruck, und sie kam schon frühzeitig in den Ruf, weit über ihre Jahre hinaus ernst und verständig zu sein. Anfänglich gab sie wenig darauf; aber als sie das achtundzwanzigste Lebensjahr zurückgelegt hatte, fand sie, wie viele ihrer Mitschwestern, »daß Klugheit besser sei, denn Schönheit«.

      Übrigens hieß sie Amalie Mettenleitner und war die Tochter des verstorbenen Kassierers Johann Mettenleitner aus München.

      Die Mädchenreife unserer Amalie fiel in die Zeit der Frauenbewegung.

      Da vielleicht einige der geneigten Leser den Begriff derselben nicht kennen, will ich ihn kurz erklären.

      Die Frauenbewegung ist die Bewegung derjenigen unverheirateten Frauenzimmer, welche nichts Besseres zu tun haben.

      Sie geht hervor aus dem Weltschmerze der Grete, welche keinen Hans hat, und richtet sich insbesondere auf das »Recht der Frau«, welches da anfängt, wo das »Recht auf den Mann« schwindet.

      Amalie Mettenleitner stürzte sich mit Eifer in die Bewegung. Sie las alle Broschüren, welche über diese Sache geschrieben wurden, und als sie auf diese Weise genügendes Material gesammelt hatte, trat sie selbst in den Federkrieg ein.

      Sie war es, welche in einer Streitschrift den berühmten Göttinger Professor Maler so gründlich abführte.

      Der treffliche, aber etwas weiberfeindliche Gelehrte behauptete, daß das Gehirn eines Weibes 500 Gramm weniger wiege als das eines Mannes.

      Hierdurch, so lehrte er, sei die Minderwertigkeit des weiblichen Verstandes nachgewiesen.

      Die Frauenwelt wandte sich heftig gegen diese Theorie; es entbrannte ein erbitterter Zeitungskampf.

      Da veröffentlichte unsere Amalie die Entdeckung, daß das Gehirn eines normalen Kalbes noch um 900 Gramm schwerer sei als das Gehirn eines Universitätsprofessors.

      Mit diesem Funde war Amalie in die erste Reihe der Kämpferinnen vorgerückt. Ihr Name wurde von allen Frauenrechtlerinnen mit Stolz genannt, sie erhielt Einladungen zu allen Versammlungen und Zweckessen; Bertha von Suttner schrieb ihr einen warmgefühlten Dankbrief, und der bekannte Münchener Nationalökonom Lujo erklärte in einer Arbeiterversammlung feierlich, daß er als Universitätsprofessor ganz besonders von dem Mettenleitnerschen System entzückt sei, um so mehr, als er auf Grund eigener Beobachtungen demselben schon längst auf der Spur gewesen sei.

      Der glücklichen Entdeckerin erging es wie so vielen Anfängern, die rasche Erfolge erringen. Sie wurde von dem Strudel fortgerissen; sie fühlte das Bedürfnis, durch neue Leistungen die früheren zu überbieten, sie bohrte sich immer tiefer in Theorien ein, und zuletzt glaubte sie selbst daran.

      Die gutmütig veranlagte Amalie Mettenleitner wurde eine fanatische Männerfeindin, eine schlachtenfrohe Rednerin. Ihr war nur wohl im Pulverdampf der Versammlungen. Wenn ihr die Augen der Mitkämpferinnen begeistert entgegenblitzten, wenn die Beifallssalven sie umdonnerten, dann faßte sie ein Rausch der Begeisterung, und die Worte entströmten ihrem Munde wie Gießbäche, welche über die Felsen springen. Dann stand sie hochaufgerichtet da und sprach: »Wie? Was? Die Herren der Schöpfung? Die Herren? Neihein! Niemals! Wir sind uns selbst genug und dulden keinen Tyrannen über uns! (Bravo! Bravo!) Geradeaus führt die Bahn in bessere Zeiten, auf lichte Höhen! (Bravo!) Durch! (Hurra!) Volldampf voraus, bis der Feind am Boden liegt! (Huurraa!) Ich, meine Damen, ich beuge meinen Nacken nicht unter das Joch, ich hasse die Knechtschaft, ich hasse den Mann. (Braavo! Braaavo!)«

      »Mir erregt der Anblick eines männlichen Beinkleides schon Ekel, tiefen Ekel!« – (Minutenlanger Beifall.)

      In ihrer siegreichen Laufbahn wurde Amalie plötzlich durch ein höchst sonderbares Ereignis aufgehalten.

      Ihr Zimmernachbar, ein Photograph namens Kaspar Rohrmüller, bezeigte ihr unverhohlene Bewunderung. Als sie einmal in später Nacht wieder aus einer stürmischen Versammlung heimkehrte, fand sie in ihrem Zimmer ein Blumensträußchen; daneben lag ein Zettel mit der Inschrift: »Der großen СКАЧАТЬ