Der Münchner im Himmel. Ludwig Thoma
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Название: Der Münchner im Himmel

Автор: Ludwig Thoma

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027211357

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СКАЧАТЬ dem behäbigen Manne, mit der Stockkrücke.

      »Sie, Herr Nachbar … «

      »Ja, was erlauben Sie sich denn … ?!«

      »Herr Nachbar, was hat jetzt de Haub’n eigentlich gekostet?«

      Der Herr gibt keine Antwort.

      Wütend steht er auf, geht hinaus und schlägt die Türe mit Geräusch zu.

      Der Behäbige deutet mit dem Stock auf den leeren Platz und sagt: »Der Biberpelz, den wo dieser Herr hat, der wo jetzt hinaus is, der hat ganz g’wiß seine zwanz’g Markln kost’; wenn er net teurer war!«

      Der alte Professor Spengler fährt jeden Morgen gegen acht Uhr vom großen Wirt in Schwabing bis zur Universität.

      Er fällt auf durch seine ehrwürdige Erscheinung; lange, weiße Locken hängen ihm auf die Schultern, und er geht gebückt unter der Last der Jahre.

      Ein Herr, der auf der Plattform steht, beobachtet ihn längere Zeit durch das Fenster.

      Er wendet sich an den Schaffner.

      »Wer ist denn eigentlich der alte Herr? Den habe ich schon öfter gesehen.«

      »Der? Den kenna Sie nöt?«

      »Nein.«

      »Dös is do unsa Professa Spengler.«

      »So? so? Spengler. M-hm.«

      »Professa der Weltgeschüchte«, ergänzt der Schaffner und schüttet eine Prise Schnupftabak auf den Daumen.

      »Mhm!« macht der Herr. »So, so.«

      Der Schaffner hat den Tabak aufgeschnupft und schaut den Herrn vorwurfsvoll an.

      »Den sollten S’ aba scho kenna!« sagt er. »Der hat vier solchene Büacha g’schrieb’n.«

      Er zeigt mit den Händen, wie dick die Bücher sind.

      »So … so?«

      »Lauter Weltgeschüchte!«

      »Ich bin nicht von hier«, sagt der Herr und sieht jetzt mit sichtlichem Respekte auf den Professor.

      »Ah so! Nacha is ‘s was anders, wenn Sie net von hier san«, erwidert der Schaffner.

      Er öffnet die Türe.

      »Universität!«

      Professor Spengler steigt ab. Der Schaffner ist ihm behilflich; er gibt acht, daß der alte Herr auf dem glatten Asphalt gut zu stehen kommt. Dann klopft er ihm wohlwollend auf die Schulter. »Soo, Herr Professa! Nur net gar z’ fleißig!«

      Er pfeift, und es geht weiter.

      Der Schaffner wendet sich nochmal an den Herrn: »Alle Tag, punkt acht Uhr, fahrt dös alte Mannderl auf d’ Universität. Nix wia lauta Weltgeschüchte!«

      In Berlin. Der Straßenwagen fährt durch den Tiergarten. Seitab werden Bäume gefällt, und es ist ein sonderbarer Anblick, mitten in der Großstadt Waldarbeit zu sehen.

      Der Schaffner wendet sich an einen Herrn, der Ähnlichkeit mit dem Kaiser hat. Die man in Norddeutschland so häufig trifft. Starkes Kinn. Habyschnurrbart.

      Der Schaffner sagt: »Das geht nun schon so vier Wochen.«

      Er deutet auf die Holzarbeiter.

      Der Doppelgänger Kaiser Wilhelms schweigt.

      »Wenn sie nur nich den ganzen Tiergarten umschlagen!« sagt der Schaffner.

      Keine Antwort.

      Der Schaffner versucht es noch einmal.

      »Den ganzen Tiergarten! Es wär’ doch jammerschade!«

      Jetzt blickt ihn der Doppelgänger Kaiser Wilhelms an; strenge und abweisend.

      Und er sagt:

      »Ich habe nicht die Absicht, mich mit Ihnen in eine Konversation einzulassen.«

      Die Ludwigstraße

       Inhaltsverzeichnis

      Eine schöne Straße, die Ludwigstraße in München. Mein Freund, der Bürgermeister, sagt, sie hätte einen monumentalen Charakter.

      Südlich die Feldherrnhalle. Die Standbilder darin sind verdeckt durch zwei dicke Flaggenstangen. Mein Freund, der Bürgermeister, sagt, in Venedig hätten sie die nämlichen.

      Weiter nördlich ein Rangierbahnhof. Belebt die Gegend großartig. Ein Motorwagen kommt an, ein Akkumulatorwagen fährt ab. Schaffner stürzen heraus, schreien, pfeifen, reißen eine Stange herum, koppeln die Wägen an. Der erste Führer läutet, der zweite läutet, alle Schaffner pfeifen. Der Zug fährt. Ein andrer kommt. Der Akkumulatorwagen kommt an. Ein Motorwagen fährt ab. Wie gesagt, sehr lebhaft. Mein Freund, der Bürgermeister, sagt, das Muster zu dem Rangierbahnhof hätte er nirgends gesehen. Ist Original. Weiter nördlich die eigentliche Ludwigstraße. Wie ein Lineal. Keine Unregelmäßigkeiten, keine Bäume; nur Fenster.

      Bei schönem Wetter ist immer die Schattenseite belebt; auf der Sonnenseite laufen die Hunde. Bei Regen ist die Straße breiig. Unangenehme Sache.

      Voriges Jahr passierte ein Unglück. Zwei Schulkinder versanken. Erstickten beide. Gab Anlaß zu Zeitungslärm und zwei Magistratssitzungen. Antrag auf Neupflasterung abgelehnt mit Hinblick auf den monumentalen Charakter der Straße.

      Vorfall sei wohl bedauerlich, – allein, hätten sie zum Beispiel auf der neuen Brücke während des Einsturzes gestanden, wären sie auch tot. Dieselbe Sache. Übrigens tatsächlicher Überfluß an Schulkindern.

      Heuer wiederholte Kalamität. Die Frau Bürgermeister überschreitet die Straße. Verliert beide Stiefel. Mußte in den Strümpfen heimgefahren werden.

      Neue Magistratssitzung. Antrag auf Asphaltierung soll Aussicht haben.

      Ende Mai komme ich an das Siegestor. Mein Freund macht mich auf einen Mann aufmerksam. Steht mitten in der Straße und zieht den Rock aus. Schaut links und rechts; kann den Rock nicht aufhängen. Kein Nagel im Siegestor eingeschlagen. Geht auf die andre Seite und hängt ihn an den Gartenzaun. Stellt sich wieder in die Straße neben einen Schubkarren. Holt eine Schaufel und Hacke heraus und legt sie sorgfältig auf den Boden.

      Greift in die Hosentaschen und sucht etwas. Schüttelt ärgerlich den Kopf und geht wieder an den Gartenzaun. Zieht aus dem Rock eine kleine Flasche und hält sie gegen die Sonne. Zieht langsam den Stöpsel heraus und schaut wieder durch. Klopft damit auf den Handrücken, bis Tabak kommt. Schnupft. Steckt die Flasche ein und kommt wieder zu dem Schubkarren. Setzt sich darauf. Merkwürdiger Kerl! Was will er mitten in der Straße? Mein Freund weiß es nicht.

      Der Mensch auf dem Schubkarren sucht wieder in seinen Taschen. Sieht uns stehen.

      »Pst!« СКАЧАТЬ