Die schönsten Erzählungen von Guy de Maupassant. Ги де Мопассан
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Название: Die schönsten Erzählungen von Guy de Maupassant

Автор: Ги де Мопассан

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027206551

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СКАЧАТЬ weiße Klippenstrich, gerade aufgebaut wie eine Mauer, ist wie von einem Schleier bedeckt.

      Man fährt durch ein Thor, so groß, daß ein Seeschiff hindurchkönnte, biegt um das Kap Courtine, und dann sieht man das Thal von Artifer und das Kap gleichen Namens vor sich, und plötzlich gewahrt man einen Strand, auf dem hunderte von Möven hocken, und da ist der Lummen-Felsen! Er ist nichts weiter als eine Erhöhung im Klippenrand, und auf den schmalen Felsspitzen erscheinen jetzt die Köpfe der Vögel, die nach den Booten herüberschauen.

      Sie sitzen unbeweglich da und warten und wagen noch nicht, davon zu fliegen. Ein paar, die ganz vorn hocken, sehen aus, als säßen sie auf ihrem Hinterteil wie Frösche, denn sie haben so kurze Füße, daß, wenn sie gehen, es aussieht, als rollten sie auf Rollen.

      Um davonzufliegen, müssen sie, da sie sich nicht abstoßen können, sich von der Höhe wie Steine herabfallen lassen, beinahe bis zu den Menschen, die auf sie lauern. Sie kennen ihre Schwäche und die Gefahr, die ihnen daraus erwächst, und daher wagen sie nicht, schnell zu entfliehen.

      Aber die Matrosen beginnen zu schreien, und die Vögel voller Angst stürzen sich einer nach dem andern in die Luft hinaus, daß sie fast die Wogen unten berühren; dann fliehen sie mit schnellen Flügelschlägen in die Ferne, wenn sie nicht vorher ein Bleihagel ins Wasser wirft.

      Eine Stunde lang werden sie so geschossen, und man zwingt einen nach dem andern aufzufliegen. Manchmal gehen die Weibchen, die auf den Nestern sitzen und eifrig brüten, nicht davon und bekommen ganze Ladungen ab, daß der weiße Fels sich mit roten Blutstropfen färbt, während das Tier sein Leben aushaucht, ohne die Eier zu verlassen.

      Am ersten Tage jagte Herr von Arnelles mit seiner gewöhnlichen Leidenschaft; dann, als man gegen zehn Uhr zurückfuhr im strahlenden Glanz der Sonne, die durch die weißen Felsen der zerrissenen Küste schien, war er ein wenig nachdenklich und träumte ab und zu, ganz gegen seine Gewohnheit.

      Sobald man wieder zu Haus war, kam ein Mann, der wie ein Diener aussah, ganz in schwarz gekleidet, und sprach leise mit ihm. Er schien nachzudenken, zu zögern, dann antwortete er:

      – Nein, morgen!

      Und am nächsten Tage begann wieder die Jagd, aber Herr von Arnelles fehlte diesmal öfters die Tiere, die doch beinahe bis zur Mündung flogen. Seine Freunde lachten, fragten ihn, ob er verliebt sei, oder ob irgend etwas im geheimen ihm Herz und Geist beschäftige.

      Endlich gab er es zu:

      – Ja wahrhaftig, ich muß bald fort, und das ärgert mich!

      – Was, Sie müssen fort? Weshalb denn?

      – Ach, ich habe ein Geschäft, das mich ruft, ich kann nicht länger bleiben!

      Man sprach von anderen Dingen. Nach dem Frühstück erschien wieder der schwarz Gekleidete. Herr von Arnelles befahl anzuspannen, und der Mann wollte eben davon gehen, als die drei anderen Jäger sich ins Mittel legten, baten und all ihre Überredungsgabe aufwendeten, den Freund zurückzuhalten.

      Endlich fragte einer von ihnen:

      – Aber Ihr Geschäft ist doch nicht so wichtig, da Sie zwei Tage schon gewartet haben!

      Der Jäger wurde ganz verstört, dachte nach, und man sah, wie er offenbar zwischen Vergnügen und Pflicht kämpfte. Nach langer Überlegung meinte er zögernd:

      – Ich bin nämlich – – – ich bin nämlich nicht allein hier! Ich bin mit meinem Schwiegersohn!

      Nun riefen sie durcheinander:

      – Ihr Schwiegersohn? Aber wo ist er denn?

      Da wurde er plötzlich ganz verlegen und rot:

      – Was denn, wissen Sie es wirklich nicht? Er liegt doch in der Remise! Er ist nämlich tot!

      Plötzliches Schweigen herrschte, Herr von Arnelles fuhr immer verlegener fort:

      – Ja, ich habe das Unglück gehabt, ihn zu verlieren, und da ich die Leiche zur Beisetzung auf mein Gut nach Briseville bringen mußte, habe ich einen kleinen Umweg gemacht, um die Jagd nicht zu verpassen. Sie werden einsehen, ich kann nicht noch länger warten.

      Da wagte einer der Jäger zu sagen:

      – Na hören Sie mal, tot ist er nun so wie so. Ich meine, da könnte er doch ruhig noch einen Tag warten!

      Die andern beiden zögerten nun auch nicht mehr und riefen:

      – Ja, das ist doch ganz klar!

      Herrn von Arnelles schien eine Last vom Herzen zu fallen, aber er war doch noch etwas unruhig, während er fragte:

      – Finden Sie das wahrhaftig?

      Und die drei antworteten wie einer:

      – Na, lieber Freund, zwei Tage mehr oder weniger werden ihm nun auch weiter nicht schaden!

      Da ward der Schwiegervater ganz ruhig und drehte sich um zum Leichenträger:

      – Also, lieber Freund, wir warten bis übermorgen!

      Der Kleine

       Inhaltsverzeichnis

      Herr Lemonnier war Witwer geworden und nun allein mit seinem Kinde. Er hatte seine Frau wahnsinnig geliebt, mit zärtlicher überspannter Liebe, ohne je darin nachzulassen während ihres ganzen Ehelebens.

      Er war ein guter, braver Mann, einfach, zu einfach, offen, ohne Mißtrauen, ohne Tücke. Er hatte sich seiner Zeit in eine arme Nachbarin verliebt und hatte sie geheiratet.

      Er besaß einen gutgehenden Tuchhandel, verdiente ein tüchtiges Stück Geld und zweifelte nicht einen Augenblick daran, daß er von dem Mädchen nur um seiner selbst willen genommen worden sei.

      Übrigens machte er sie glücklich, er sah nur sie auf der Welt, dachte nur an sie und blickte sie immer mit verzückten Augen an.

      Während der Mahlzeiten beging er tausend Ungeschicklichkeiten, nur um nicht den Blick von dem geliebten Antlitz abzuwenden. Er goß den Wein in den Teller und Wasser in den Salat, dann lachte er wie ein Kind und rief:

      – Siehst Du, ich hab Dich zu lieb, drum mache ich lauter Dummheiten!

      Sie lächelte ruhig und ergeben, dann wendete sie die Augen ab, als störte sie die Anbetung ihres Mannes. Sie suchte ihn auf ein anderes Thema zu bringen, er aber griff über den Tisch nach ihrer Hand, hielt sie in der seinen und flüsterte:

      – Meine kleine Hanna! Meine kleine Hanna!

      Endlich wurde sie ungeduldig und rief:

      – Na nun sei doch mal vernünftig, iß, und laß mich selbst essen!

      Er seufzte und brach ein Stück Brot ab, das er langsam kaute.

      Fünf Jahre lang hatten sie keine Kinder, da ward sie plötzlich guter Hoffnung, und es gab ein übermenschliches Glück. Wahrend der ganzen Zeit verließ er sie nicht einen Augenblick, sodaß СКАЧАТЬ