MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 2). Robert Mccammon
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Читать онлайн книгу MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 2) - Robert Mccammon страница 22

Название: MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 2)

Автор: Robert Mccammon

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Matthew Corbett

isbn: 9783958352315

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СКАЧАТЬ mit müder, schwerer Stimme fort. »Ich bin zuerst getroffen worden. Ins Bein. Aber das wisst Ihr ja sicher bereits. Mir wurde das von den älteren Männern beigebracht … als ich zur See fuhr … dass ich, sobald jemand eine Pistole oder einen Degen auf mich richtet, schieße … oder mit der Absicht, Schaden anzurichten, zusteche. Das war unsere Überzeugung und hat uns – zumindest den meisten – dabei geholfen, am Leben zu bleiben. Es war eine natürliche Reaktion, die ich gelernt habe, nachdem ich andere Männer in ihrer eigenen Blutlache habe sterben sehen. Darum konnte ich Quentin Summers in unserem Duell nicht verschonen – ich konnte es nicht. Wie kann ein Mann lernen, ein Wolf zu sein, und dann unter Schafen leben? Besonders … wenn Hunger und Krankheit ins Spiel kommen … und der Tod an die Tür klopft.«

      Matthew brannte vor Neugierde und hätte alles dafür gegeben, Paine zu fragen, was genau er da eigentlich erzählte. Aber der stolze Mann, der seinen Hochmut in dem überwältigenden Bedürfnis zu beichten ablegte und – vielleicht – dadurch Erlösung von früheren Missetaten erhoffte, wirkte in diesem Moment der Selbstoffenbarung fast heilig. Matthew kam es zu kleinlich vor, nachzufragen, und dadurch Paines Geständnis und die damit verbundene Vertrautheit zu zerstören.

      Paine ging ans Fenster und sah auf die von Laternenlicht funkelnde Stadt hinaus. In der Fleißstraße markierten zwei in einiger Entfernung voneinander brennende Feuer die Lager von Exodus Jerusalem und den Maskenspielern. Gelächter und der Klang einer Blockflöte drifteten von Van Gundys Wirtshaus durch die laue Abendluft. »Mein Kompliment«, sagte Paine, der sein Gesicht noch immer von den Männern abgewandt hatte. »Ich nehme an, dass meine Wunde eine Blutspur hinterlassen hat. Seid Ihr der gefolgt?«

      Dr. Shields befreite nun endlich die schwärzlich verfärbte Haut unter dem sechsten Schröpfglas. Er steckte es in seine Tasche, gefolgt von der Sassafraswurzel. Langsam und methodisch begann er, die Tasche mit ihren Knöpfen und Schlaufen zu schließen.

      »Wollt Ihr mir nicht antworten?«, fragte Paine. »Oder soll das eine Art der Schweigefolter sein?«

      »Ich denke«, sagte der Arzt mit grimmiger Stimme, »dass es an der Zeit für Euch ist, zu gehen.«

      »Zu gehen? Was wird hier gespielt?«

      »Nichts. Ich versichere Euch … hier wird nichts gespielt.« Shields drückte mit dem Finger auf eine der sechs schrecklichen, schwarzen Schwellungen auf Woodwards Rücken. »Ah ja. Das ist jetzt schön fest. Ihr könnt sehen, dass wir das in den Organen gesammelte Blut nach oben gesaugt haben.« Er warf einen kurzen Blick auf Matthew und schaute dann wieder weg. »Diese Prozedur hat einen reinigenden Effekt, und am Morgen sollten wir eine Verbesserung des Zustands unseres ehrenwerten Richters feststellen können.«

      »Und wenn nicht?« Matthew konnte nicht anders, als danach zu fragen.

      »Wenn nicht … dann folgt der nächste Schritt.«

      »Der da wäre?«

      »Wieder die Schröpfgläser anzusetzen«, sagte Shields, »und dann die Schwellungen aufzustechen, damit das Blut abfließen kann.«

      Matthew bereute seine Frage sofort. Der bloße Gedanke daran, wie eine Lanzette in diese Schwellungen gestoßen wurde, war fast zu viel.

      Shields zog dem Richter wieder das Nachthemd herunter. »Ihr solltet heute Nacht versuchen, auf dem Bauch zu schlafen, Isaac. Ich weiß, dass das alles sehr unangenehm ist, aber ich befürchte, es ist notwendig gewesen.«

      »Ich werde es ertragen«, krächzte Woodward, der schon fast schlief.

      »Gut. Ich werde Mrs. Nettles eine Magd mit einer kalten Kompresse gegen Euer Fieber hereinschicken lassen. Morgen früh werden wir …«

      »Shields, was wollt Ihr von mir?«, unterbrach Paine ihn. Jetzt starrte er den Arzt an. Auf Paines Stirn und Wangen glitzerte der Schweiß.

      Shields zog die Augenbrauen hoch. »Ich habe es doch bereits gesagt, Sir. Ich möchte, dass Ihr geht.«

      »Werdet Ihr mir das denn für den Rest meines Lebens vorhalten?«

      Shields antwortete nicht, fixierte seinen Gegner aber durch die Brillengläser mit starrem Blick. Diese schweigende Anklage war so vernichtend, dass Paine seinen Blick schließlich senken musste. Abrupt drehte Paine sich zur Tür um und schlich hinaus wie der Wolf, der er nach eigener Angabe war – allerdings ein Wolf, dessen Schwanz ganz unerwartet einem Messer zum Opfer gefallen war.

      Nachdem Paine gegangen war, atmete Dr. Shields laut aus. Er hatte die Luft angehalten. »Nun denn«, sagte er. Seine von der Brille vergrößerten Augen sahen von der schnellen Wendung der Dinge geschockt aus. Er blinzelte mehrmals langsam, als wollte er sowohl seinen Blick als auch seinen Verstand klären. »Wo war ich gerade? Ach ja – morgen früh werden wir eine Darmspülung machen und frische Kompressen auflegen. Und dann sehen wir weiter.« Er zog ein Taschentuch aus seiner Jacke und wischte sich die Stirn ab. »Findet Ihr es hier drinnen auch so heiß?«

      »Nein, Sir«, sagte Matthew. »Die Temperatur scheint so wie üblich zu sein.« Er sah seinen Moment gekommen. »Darf ich Euch fragen, worum es in Eurem Wortwechsel mit Mr. Paine ging?«

      »Ich werde veranlassen, dass Mrs. Nettles heute Nacht regelmäßig nach dem Richter schaut«, sagte der Arzt. »Vielleicht möchtet Ihr das ebenfalls tun. Ich kann jederzeit kommen, falls es nötig ist.« Er legte Woodward beruhigend die Hand auf die Schulter. »Ich gehe jetzt, Isaac. Ruht Euch aus und seid voller Zuversicht. Vielleicht könnt Ihr morgen aufstehen und schon etwas spazieren gehen.« Der Richter gab keine Antwort. Er schlief bereits.

      »Gute Nacht«, sagte Shields zu Matthew, nahm seine Tasche und verließ das Zimmer.

      Matthew setzte ihm sofort nach. »Einen Augenblick noch, Sir!«, rief er in den Korridor hinaus. Aber obwohl Dr. Shields ein kleiner Mann war, bewegte er sich plötzlich so flott wie ein Rennpferd. Kurz bevor der Arzt die Treppe erreichte, rief Matthew: »Wenn Ihr Euch weigert, mir das zu sagen, werde ich es eben selbst herausfinden.«

      Diese Worte verursachten eine sofortige Reaktion. Dr. Shields blieb wie angewurzelt stehen, drehte sich wütend um und stürmte auf Matthew zu, als wollte er ihm eine Ohrfeige verpassen. Im orangefarbenen Licht der Laterne im Flur sah Shields Gesicht wie eine höllische, schwitzende Maske mit gefletschten, zusammengebissenen Zähnen aus. Seine Augen waren zu schmalen Schlitzen verengt. Wie um diese Verwandlung noch zu bekräftigen, packte Shields Matthew mit einer Hand am Hemd und stieß ihn brutal gegen die Wand.

      »Jetzt hört Ihr mir aber mal zu!«, zischte Shields. Seine Hand verkrampfte sich und zerrte an dem Hemdstoff. »Ihr habt keinerlei Recht – ich wiederhole, keinerlei Recht –, Euch in meine Angelegenheiten einzumischen. Was heute zwischen Paine und mir vorgefallen ist, wird auch da bleiben: zwischen ihm und mir. Es geht niemandem sonst etwas an. Ganz bestimmt nicht Euch. Versteht Ihr mich, junger Mann?« Shields schüttelte Matthew grob, um seine Worte zu unterstreichen. »Antwortet mir!«

      Obwohl Matthew den Arzt um einige Längen überragte, hatte er Angst. »Ja, Sir«, sagte er. »Ich verstehe.«

      »Das hoffe ich auch, denn bei Gott, sonst werdet Ihr Euch wünschen, dass Ihr verstanden hättet!« Shields drückte Matthew noch ein paar Sekunden lang, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen, gegen die Wand und ließ ihn dann los. Ohne noch etwas zu sagen, ließ Shields ihn stehen und ging die Treppe hinunter.

      Matthew fühlte sich verwirrt und hatte Angst. So grob, wie der Arzt geworden war, hätte er gut ein Bruder von Will Shawcombe sein können. Als Matthew sich das Hemd geradezog und versuchte, seine Nerven zu beruhigen, wurde ihm klar, dass sich zwischen Shields und Paine СКАЧАТЬ