MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 2). Robert Mccammon
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Название: MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 2)

Автор: Robert Mccammon

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Matthew Corbett

isbn: 9783958352315

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СКАЧАТЬ Gedanke, zum Gefängnis zu gehen und nach Rachel zu schauen. Er sehnte sich danach, sie zu sehen, konnte sich aber schließlich doch davon abbringen. Sie hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass sie ihn dort nicht sehen wollte – und er musste ihre Wünsche respektieren, so sehr ihn das auch schmerzte.

      Er kehrte zum Herrenhaus zurück und bat Mrs. Nettles um etwas Essen. Nach einem schnellen Mittagessen aus Maissuppe und Butterbrot stieg er die Treppe zu seinem Zimmer hoch und machte es sich am offenen Fenster auf einem Stuhl bequem, um über seine neuesten Entdeckungen nachzudenken und die restlichen Protokolle des Hexenprozesses durchzulesen.

      Während er sich die Antworten zu den Fragen durchlas, die er den Zeugen gestellt hatte, wurde er das Gefühl nicht los, dass eine Enthüllung des Rätsels kurz bevorstand. Er hörte das Singen der Vögel kaum und merkte fast nicht, wie warm die Sonne war, da er seine ganze Aufmerksamkeit auf die Zeugenaussagen konzentrierte. Es musste sich etwas darin finden lassen – etwas Kleines, etwas, das er bisher übersehen hatte – mit dem sich Rachels Unschuld beweisen ließ. Doch während er las, lenkten ihn zwei Dinge ab: Zuerst das Glockengeläut und die dröhnende Stimme des Ausrufers, der das Urteil des Richters selbst im Sklavenquartier verkündete; und dann der Klang einer Axt, mit der im Wald zwischen dem Herrenhaus und dem Sumpf in einen Baum gehackt wurde.

      Matthew las die letzte Seite der Gerichtsdokumente. Er hatte nichts gefunden. Ihm wurde klar, dass er nach einem Phantom suchte. Um es zu finden – so es sich denn finden ließ –, musste er zwischen den Zeilen lesen. Müde strich er sich mit der Hand übers Gesicht und begann noch einmal von vorn.

      Kapitel 5

      Isaac Woodwards Welt war inzwischen zu einem unweit von Tartaros angesiedelten Dämmerzustand reduziert worden. Die Qualen, die ihm seine angeschwollene Kehle verursachte, hatten sich mittlerweile in jeden Nerv und jede Faser seines Körpers ausgebreitet, und schon das bloße Atemholen schien dem Willen Gottes zu trotzen. Seine Haut war schweißbedeckt und vom Fieber gereizt. Wenn er schlafen konnte, fiel die gesegnete Bewusstlosigkeit über ihn wie ein Leichentuch. Wenn er wach war, verschwamm seine Sehkraft wie eine Kerze hinter rußigem Glas. Das Schlimmste an dieser Tortur war, dass er sich seines Zustands völlig bewusst war. Noch hatte der Verfall seines Körpers sich nicht auf seinen Verstand ausgeweitet, und daher merkte er, wie gefährlich nah er am Rand seines Grabes stand.

      »Könnt Ihr mir helfen, ihn umzudrehen?«, fragte Dr. Shields.

      Matthew zögerte. Im Licht des Kerzenhalters, an dem reflektierende Spiegel angebracht waren, wirkte sein Gesicht blass. »Was habt Ihr vor?«

      Dr. Shields schob sich die Brille die Nase hoch. »Das kranke Blut sammelt sich in seinem Körper«, sagte er. »Es muss in Bewegung gesetzt werden – sozusagen aus den stehenden Gewässern gelenkt werden.«

      »Aus stehenden Gewässern gelenkt werden? Wie denn? Mit einem weiteren Aderlass?«

      »Nein. Ich glaube nicht, dass das nun helfen würde.«

      »Wie denn?«, beharrte Matthew.

      »Mrs. Nettles«, sagte der Arzt kurzangebunden. »Könnt Ihr mir bitte behilflich sein?«

      »Jawohl, Sir.« Sie packte Woodwards Arm und Bein auf der einen Seite, während Shields auf der anderen Seite anfasste.

      »Also dann. Wir drehen ihn zu mir um«, wies Shields sie an. »Herr Richter, könnt Ihr uns dabei helfen?«

      »Ich versuche es«, flüsterte Woodward.

      Mit vereinten Kräften gelang es dem Arzt und Mrs. Nettles, Woodward auf den Bauch zu drehen. Matthew konnte sich nicht entscheiden, ob er helfen sollte, denn er hatte Angst vor Dr. Shields nächsten Maßnahmen. Der Richter stöhnte während des Umdrehens einmal auf, ertrug die Schmerzen und Demütigung ansonsten aber wie ein Gentleman.

      »Sehr schön.« Dr. Shields warf Mrs. Nettles über das Bett hinweg einen Blick zu. »Ich werde sein Nachthemd hochziehen müssen, damit sein Rücken frei liegt.«

      »Um was für eine Prozedur handelt es sich?«, fragte Matthew. »Ich verlange Auskunft!«

      »Zu Eurer Information, junger Mann: Es handelt sich um eine lang erprobte Methode, das Blut im Körper zu bewegen. Das gelingt uns mittels Hitze und einem Saugeffekt. Mrs. Nettles, wenn Ihr Euch bitte zurückziehen würdet? Um des Anstands Willen.«

      »Soll ich draußen im Flur warten?«

      »Nein, das ist nicht nötig. Wenn ich Euch brauche, werde ich rufen.« Er schwieg, bis Mrs. Nettles das Zimmer verlassen hatte. Als die Tür wieder geschlossen war, wandte er sich an Woodward. »Ich ziehe Euch das Nachthemd bis zu den Schultern hoch, Isaac. Ich würde es sehr schätzen, wenn Ihr mir dabei etwas helfen könntet.«

      »Ja«, kam die gedämpfte Antwort. »Macht, was gemacht werden muss.«

      Der Arzt legte Woodwards Gesäß und Rücken bloß. Matthew sah, dass der Richter wundgelegen war: Er hatte eine sechs Zentimeter große, rote offene Stelle mit vereitertem Rand im Kreuz, und hinten am Oberschenkel eine kleinere, aber ebenso entzündete Wunde.

      Dr. Shields öffnete seine Tasche, nahm ein Paar weiche Hirschlederhandschuhe heraus und zog sie an. »Wenn Euch leicht übel wird«, sagte er leise zu Matthew, »dann geht besser hinaus. Ich brauche nicht noch mehr Komplikationen.«

      »Nein, mir wird nicht so leicht schlecht«, log Matthew. »Um was für … eine Prozedur handelt es sich denn?«

      Der Arzt langte wieder in seine Tasche und holte eine kleine Glasglocke heraus, die eine kreisrunde Öffnung mit gerolltem Rand hatte. Mit leicht angeekelter Faszination bemerkte Matthew, dass der Rand vom mehrmaligen Erhitzen dunkelbraun verfärbt war. »Wie ich schon sagte … um Hitze und einen Saugeffekt.« Er holte ein duftendes Stück Sassafraswurzel aus seiner Westentasche und schob es dem Richter geschickt zwischen die Lippen. »Isaac, es wird ein bisschen weh tun, und wir wollen ja nicht, dass Ihr Euch die Zunge verletzt.« Woodward wehrte sich nicht, sondern biss in die bereits vertrauten Rillen der Wurzel. »Junger Mann, wenn Ihr bitte die Kerzen halten könntet?«

      Matthew nahm den doppelten Kerzenständer vom Nachttisch. Dr. Shields beugte sich vor und schwenkte den Rand der Glasglocke mit einer kreisförmigen Bewegung durch die Flammen, ohne Matthew aus den Augen zu lassen. Während er den Glasrand weiter erhitzte, sagte Shields: »Isaac, ich werde Euch gleich ein Schröpfglas auf den Rücken setzen. Das erste von insgesamt sechs. Es tut mir leid, dass das dadurch verursachte Gefühl unangenehm sein wird, aber das kranke Blut wird so aus den inneren Organen an die Oberfläche gesaugt, und das wollen wir ja. Seid Ihr bereit, Sir?«

      Woodward nickte mit fest zugekniffenen Augen. Shields hielt die Öffnung der Glasglocke für ungefähr fünf Sekunden direkt über die Kerzenflamme. Dann drückte er den heißen Rand der Glocke schnell und ohne zu zögern ein paar Zentimeter oberhalb des offenen Geschwürs auf Woodwards weiße Haut nieder.

      Ein leises Zischen wie das einer Schlange war zu vernehmen, als die erhitzte Luft im Glas komprimiert wurde und das Schröpfglas sich an der Haut festsaugte. Gleich, nachdem das Glas seine Haut berührte, schrie Woodward trotz der Sassafraswurzel in seinem Mund auf, und sein Körper erschauderte mit schmerzhaften Zuckungen.

      »Ganz ruhig«, sagte Shields und meinte damit sowohl den Richter als auch seinen Gerichtsdiener. »Lasst die Natur arbeiten.«

      Matthew konnte sehen, dass die Haut, die unter dem Schröpfglas lag, anschwoll und sich rötete. Dr. Shields hatte СКАЧАТЬ