Erich Mühsam: Verse eines Kämpfers (151 Gedichte in einem Band). Erich Muhsam
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СКАЧАТЬ seiner Rede lockendes Wort

       wie ferner Traum in den Sinnen.

       Sie senken den Kopf auf des Tisches Brett

       und trinken mit heiserem Lachen . . .

       Ein Jude zog aus von Nazareth,

       20

      die Armen glücklich zu machen.

      An die Soldaten

       Inhaltsverzeichnis

      1912

      Sauft, Soldaten!

       daß das Blut

       heißer durch die Adern rinnt!

       Saufen macht zum Sterben Mut.

       5

      Sauft! Die Zeit der Heldentaten

       fordert saftige Teufelsbraten.

       Sauft! Der heilige Krieg beginnt.

      Sauft und betet!

       Gott erhört

       10

      liebvoll der Gläubigen Ruf.

       Wünscht, daß er den Feind zerstört!

       Wenn ihr über Leichen tretet,

       dankt dem Herrn, zu dem ihr flehtet,

       daß er euch zu Mördern schuf.

       15

      Feindeskissen bettet weich.

       Wo des Feindes Witwe weint,

       ist des Siegers Himmelreich.

       Fremde Weiber – Leckerbissen –

       20

      Schnaps, Gebet und kein Gewissen –

       Krieg ist Krieg und Feind ist Feind.

      Tapfrer Krieger,

       der vergißt,

       daß ein Herz im Leibe schlägt,

       25

      daß er Mensch gewesen ist,

      eh er Kämpfer war und Sieger.

       Edler Held, der gleich dem Tiger

       blutige Beute heimwärts trägt.

       Heldenscharen

       30

      kehrt ihr heim,

      fielt ihr nicht von Feindeshand.

       In der Brust den Todeskeim,

       Krüppel mit gebleichten Haaren,

       sucht, wo eure Stätten waren

       35

      im zerwühlten Vaterland.

      Qual und Lasten

       sind der Dank.

       Weib und Kind in bittrer Not.

       Euer Heldentum versank.

       40

      Darben lernt ihr nun und fasten.

       Bettelnd mit dem Leierkasten

       winselt ihr ums Gnadenbrot.

      Testament

       Inhaltsverzeichnis

      1912

      Nein, ich will nicht eher zu Grabe,

       eh ich nicht auch die letzten Sprossen

       irdischen Glückes erstiegen habe,

       eh ich das Leben nicht ganz genossen;

       5

      eh ich nicht alle Frauen umschlungen,

       die mich durch meine Träume begleiten,

       eh ich nicht alle Lieder gesungen,

       die sich in meinem Herzen bereiten;

       eh ich nicht alle Werke gestaltet,

       10

      die sich dem schaffenden Geiste entbinden,

       eh ich der Führerpflicht nicht gewaltet,

       daß die Menschen ihr Wegziel finden;

       eh ich nicht fröhliche Augen sehe,

       die von Erhebung und Stolz verjüngt sind,

       15

      eh ich nicht über Äcker gehe,

       die statt mit Tränen mit Freude gedüngt sind.

       Nimmt der Erlöser dann und Vernichter

       von meinen Tagen die lastenden Ketten,

       sollt ihr den seligsten Menschen und Dichter

       20

      tief in befreites Erdreich betten.

      Kalender 1912

       Inhaltsverzeichnis

      Januar:

      Das Jahr beginnt um Mitternacht,

       wenn Luft und Land vor Kälte kracht.

       Der Mensch grüßt froh den Neujahrstag

       und ahnt doch nicht, was kommen mag.

      Februar:

      Der Sturm zerbricht den kahlen Ast.

       Auf tobendem Meere birst der Mast.

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