Название: Gesammelte Werke
Автор: Henrik Ibsen
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027237722
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(Bengt, den leeren Bierhumpen in der Hand, kommt über die Außengalerie herein; sein Gesicht glüht; er geht mit unsicheren Schritten.)
Bengt (schleudert den Humpen auf den Tisch links.) So! Das war ein Fest, das in der ganzen Gegend von sich reden machen wird. (Erblickt Margit.) Na, da bist Du ja? Bist wieder zu Dir gekommen? Das freut mich.
Margit, (die inzwischen das Fläschchen verborgen hat.) Ist das Tor geschlossen?
Bengt (setzt sich an den Tisch links.) Ich hab' für alles gesorgt. Ich folgte den letzten Gästen bis zur Pforte hinunter. Aber wo blieb Knut Gaesling heut abend? – Gib mir Met, Margit! Ich bin durstig. Füll' mir den Becher da. (Margit nimmt eine Metkanne aus dem Schrank und schenkt den Becher voll, der vor ihm auf dem Tische steht.)
Margit (geht mit der Kanne nach rechts hinüber.) Du fragtest nach Knut Gaesling.
Bengt. Ja freilich, freilich. Der Prahler, – der Großsprecher! lch weiß noch, wie er uns gestern früh drohte.
Margit (setzt die Kanne auf den Tisch rechts.) Er führte schlimme Reden im Munde heut nacht, als er aufbrach.
Bengt. Tat er das? Recht so! Ich werd' ihm den Schädel einschlagen.
Margit (lächelt verächtlich.) Hm –
Bengt. Ich werd' ihm den Schädel einschlagen, sag' ich! Ich bin nicht furchtsam, und wenn ich zehn solcher Kerle begegnete. Draußen im Vorratshause hängt meines Großvaters Streitaxt; der Schaft ist mit Silber ausgelegt; und wenn ich mit der komme, so –! (Schlägt auf den Tisch und trinkt.) Morgen rüst' ich mich und zieh' aus mit allen meinen Mannen und schlage Knut Gaesling den Schädel ein. (Trinkt aus.)
Margit (leise.) O, mit dem da leben zu müssen! (Sie will gehen.)
Bengt. Margit, komm her! Schenk' mir wieder ein! (Sie kommt näher; er will sie auf sein Knie niederziehen.) Hahaha! Du bist hübsch, Margit! Ich hab' Dich gern.
Margit (reißt sich los.) Laß mich! (Sie geht mit dem Becher nach rechts hinüber.)
Bengt. Du bist heut abend nicht fügsam. Hahaha, – Du meinst das wohl nicht so schlimm.
Margit (leise, während sie den Becher wieder vollschenkt.) Wär' es der letzte Becher! . . . . . . (Sie läßt den Becher stehen und will nach links ab.)
Bengt. Hör', Margit! Für eins kannst Du dem Himmel danken, und zwar dafür, daß ich Dich geheiratet habe, bevor Gudmund Alfsön wieder kam.
Margit (bleibt an der Tür stehen.) Warum das?
Bengt. Nun ja, – weil sein ganzes Hab und Gut nicht den zehnten Teil so groß ist wie meins. Und dessen bin ich sicher, gefreit hätt' er um Dich, wenn Du nicht Frau auf Solhaug wärst.
Margit (kommt näher, blickt verstohlen nach dem Becher.) Glaubst Du?
Bengt. Darauf will ich schwören, Margit. Bengt Gautesön hat ein paar kluge Augen im Kopfe. Aber jetzt kann er ja Signe nehmen.
Margit. Und Du denkst, er will –?
Bengt. Sie nehmen? O ja, seit er Dich nicht mehr haben kann. Wenn Du noch frei wärst, ja dann – Hahaha, Gudmund ist just wie die andern; er mißgönnt mir, daß ich Dein Mann bin. Eben darum mag ich Dich ja so gut leiden, Margit! – Her mit dem Becher! Voll bis zum Rand!
Margit (geht widerstrebend nach rechts hinüber.) Deinen Becher sollst Du haben – ganz gewiß.
Bengt. Knut Gaesling hat ja auch um Signe gefreit; aber dem will ich den Schädel einschlagen. Gudmund ist ein ehrlicher Kerl; er soll sie kriegen. Denk nur, Margit, wie gut wir als Nachbarn zusammen leben werden. Dann kommen wir zueinander zu Gaste und sitzen, solang der Tag währt, jeder mit seinem Weib auf dem Schoß, und trinken und schwatzen das Blaue vom Himmel.
Margit (verrät einen immer mehr sich steigernden Seelenkampf; unwillkürlich hat sie das Fläschchen hervorgezogen, während sie sagt:) Jawohl, jawohl!
Bengt. Hahaha! Am Anfang, mein' ich, wird Gudmund mich ein bißchen scheel ansehen, wenn ich Dich herze; aber das verwindet er gewiß bald.
Margit (leise.) Das ist mehr, als ein Mensch ertragen kann! (Schüttelt den Inhalt des Fläschchens in den Becher, tritt ans Fenster, wirft das Glas hinaus und sagt, ohne ihn anzusehen.) Dein Becher ist gefüllt.
Bengt. Dann her damit!
Margit (kämpft in Angst und Zweifel, endlich sagt sie.) Trink heut nicht mehr!
Bengt (lachend, indem er sich in den Stuhl zurücklehnt.) So, – wartest Du etwa auf mich? (Blinzelt ihr zu.) Geh nur, ich komm' bald nach.
Margit (plötzlich fest.) Dein Becher ist gefüllt. (Zeigt auf ihn.) Da steht er. (Sie geht rasch links ab.)
Bengt (erhebt sich.) Ich mag sie gern. Es reut mich nicht, daß ich sie zur Frau genommen, obschon ihr nicht mehr Erbgut eignete als der Becher da und der Schmuck, den sie als Braut trug. (Er tritt an den Tisch am Fenster und nimmt den Becher.)
(Ein Knecht kommt eilig und erschrocken durch den Hintergrund.)
Der Knecht (ruft.) Herr Bengt! Herr Bengt! Sputet Euch, so sehr Ihr könnt! Knut Gaesling zieht mit einem Haufen Gewaffneter herauf gegens Schloß.
Bengt (stellt den Becher hin.) Knut Gaesling? Wer sagt das?
Der Knecht. Einige von Euren Gästen sahen ihn drunten des Wegs kommen, und da liefen sie eiligst zurück, um Euch zu warnen.
Bengt. Gut; so werd' ich denn auch –! Hol' mir meines Großvaters Streitaxt!
(Er und der Knecht gehen durch den Hintergrund ab.)
(Bald darauf kommen Gudmund und Signe leis und vorsichtig durch die Türe rechts herein.)
Signe (leise.) So muß es denn sein!
Gudmund (ebenso.) Die höchste Gefahr Zwingt uns.
Signe. Ach, so flüchten zu sollen, –
Aus seiner Heimat, die einen gebar!
(Trocknet die Tränen.) Und doch, ich will Dir nicht grollen – Ich fliehe ja gerne Dir zulieb. Freilich, wärst Du nicht friedlos, blieb' Ich besser bei Margit.
Gudmund. Und tags darauf
Käme Knut Gaesling mit seinen Mannen
Und höbe Dich auf sein Roß hinauf