Название: Gesammelte Werke
Автор: Henrik Ibsen
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027237722
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Dann fällt an Dich, was ich besessen.
Gezählt, gewogen und gemessen
Liegt alles. – Ich hier hab' nichts mit! –
Daheim liegt alles. 's will nichts heißen;
Doch wer's mal erbt, hat doch zu beißen. –
Komm mir nicht näher! Keinen Schritt! –
Ich schwöre Dir, in keiner Ritze
Was zu verstecken, keinen Topf
Wo einzuscharren, keinen Knopf
Verdeckt von einem Mauersteine,
Von einem Dielenbrett zu lan; –
Du, Sohn, sollst all mein Erbe han;
Das ganze fällt an Dich alleine.
Brand.
Und von Bedingungen?
Die Mutter. Nur eine:
Erhalt Dein Leben dem Besitze,
Und erb' ihn fort von Sohn zu Sohn;
Ich will mir keinen andern Lohn.
Und sorg' mir, daß nichts durchgebracht wird,
Geteilt wird oder losgemacht wird; –
Vermehr' ihn oder nicht; nur wahr',
Nur wahr' ihn wachsam Jahr um Jahr!
Brand (nach einer kurzen Pause.)
Eins werde klar zwischen uns zwein:
Von Kind auf war ich stets Dein Nein.
Nie war'n wir Sohn und Mutter, Frau,
Bis ich nun groß und Du nun grau.
Die Mutter.
Ich fordre weder Patsch noch Schmatz.
Sei, wie Du willst, eiszapfenkalt,
Harsch, barsch, – an meinem Busenlatz
Sind schlimmre Dinge abgeprallt;
Nur halt ums Erb' die Faust geballt!
Das bleib' in unsrer Sipp' Gewalt!
Brand (tritt ihr einen Schritt näher.)
Und wenn nun's Gegenteil mich freute, –
Daß ich's in alle Winde streute?
Die Mutter (taumelt zurück.)
Verstreuen, was manch Knechtschaftsjahr
Gekrümmt mein Kreuz, gebleicht mein Haar?
Brand (nickt langsam.)
Verstreun, ja.
Die Mutter. Tätst Du diesen Schritt,
Du streutest meine Seele mit!
Brand.
Und irrt' ich doch nun Dein Bemühn?
Wenn Du den letzten Seufzer tust,
Die Lichter vor dem Lager glühn,
Und Du, 's Gesangbuch in den Händen,
Die erste Nacht des Todes ruhst, –
Und brächt', was nur die Finger fänden,
Der Zettel all erwühlten Wust,
Zuletzt der Kerze gieren Bränden? –
Die Mutter (nähert sich in Spannung.)
Wo hast Du den Gedanken her?
Brand.
Woher? Soll ich erzählen?
Die Mutter. Ja!
Brand.
Von einem Nachtspuk, der mich schwer
Bedrückt, seit ich, als Kind, ihn sah;
Der meiner Seele ward zur Qual
Wie einer Hasenscharte Mal.
Herbstabend. Vater war nicht mehr;
Du lagst als krank. Ich schlich hinein, –
Da schlief er bleich im Kerzenschein.
Aus einem Winkel starrt' ich bang
Nach ihm und sah, er hielt ein Buch;
Mich schreckte seines Schlafes Schwere,
Der Adern bläulich blasse Leere;
Ich roch das kalte Leichentuch; –
Da hört' ich Tritte her vom Gang; –
Ein Weib ging, – ohne mich zu sehn, –
Zum Bett hin auf gereckten Zehn,
Hub an sich drüber hinzubücken,
Den Toten hin und her zu rücken, –
Um Bund auf Bund hervorzuziehen
Und zählend, flüsternd hinzuknieen, –
Bis eine pralle Lederkatze
Ans Licht kam, gierig aufgerissen,
Nein, aufgekratzt und aufgebissen, –
Und grub und grub, bis alles leer war,
Und zählte, schmälte, daß nicht mehr war,
Und weinte, klagte, schalt und schwur,
Stets Weitrem witternd auf der Spur, –
Und dann – mit Jubels Überschwang,
Ein Falke, schoß sie auf den Fang.
Zuletzt war alles umgedreht;
Sie ging, wie ein Verdammter geht,
Den Fund in ihren Schurz geschicht't
Und stöhnend: Mehr war's also nicht.
Die Mutter.
Groß war die Fordrung, klein der Fund;
Ich war betrogen bis zum Grund.
Brand.
Noch mehr. Der karge Sündenlohn