Название: Winterfunke
Автор: Heidi Cullinan
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Minnesota Christmas
isbn: 9783958235663
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Da erkannte Gabriel, wie gut er ausgetrickst worden war. Wie das alles am Ende doch eine Verkupplungsfalle war. »Ich nehme an, Arthur wird den Weihnachtsmann spielen?«
»Natürlich. Es wird eine Herausforderung sein, seine roten Haare zu verstecken, aber das werden wir schon irgendwie hinbekommen. Frankie wird uns helfen.«
Gabriel wusste gar nicht, wo er mit dem Protestieren anfangen sollte. Er wusste nur, dass er sich aus der Affäre ziehen musste, und zwar jetzt. »Mrs. Anderson, ich fühle mich geschmeichelt, aber –«
»Es wird wahrhaftig eine der bezauberndsten Veranstaltungen, die wir seit Jahren in Logan hatten. Mein Enkel ist schon so aufgeregt, dass ich ihn abends kaum ins Bett bekomme. Sie werden wie immer perfekt sein. Alle hier lieben Sie, das wissen Sie, und wir werden alle so stolz darauf sein. Ein großes Ereignis, wie man es sonst nur in der Stadt veranstalten würde. Machen Sie sich bloß keine Sorgen. Arthur ist ein guter Junge – er wird sich um alles kümmern. Alles, was Sie tun müssen, ist, am Tag der Benefizveranstaltung aufzutauchen und wie immer bezaubernd zu sein. Ich möchte, dass das Kinderheim in Pine Valley auch daran teilnimmt. Vielleicht können wir eine besondere Geschenkelieferung vom Weihnachtsmann organisieren.«
Du lieber Himmel, das hier war die unabwendbarste aller Katastrophen. Sie hatte so lange gebraucht, um ihre Falle aufzubauen, hatte so viele Köder ausgelegt, dass Gabriel gar nicht in der Lage war, Nein zu sagen, und dass er keine Geschenke mit ihrem Sohn ausliefern wollte, weil er Arthur Anderson für einen rüpelhaften, ungebildeten Ochsen hielt. Und trotzdem konnte er das nicht tun. »Mrs. Anderson, ich kann wirklich nicht –«
Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Du meine Güte. Schon halb zehn? Becky hat gerade erst einen neuen Job angefangen und der gute Big Tom ist bei der Morgenroutine keine große Hilfe. Bei der Vorlesestunde am Nachmittag werde ich mit ihnen zusammen vorbeischauen und dann können wir weiterreden.«
Gabriel sah zu, wie sie ging. Er war hin und her gerissen, ob er ihr nachrennen und um Gnade flehen oder ob er sich in seinem Büro einschließen und den Kopf zwischen die Beine stecken sollte. Das war schlimmer als die Kuppelei. Er sollte für die ganze Stadt ein fröhliches Feiertagsgesicht aufsetzen und zu einer Gala gezwungen werden, auf der er wie üblich an der Wand stehen und anderen Familien und Paaren beim Spielen und Glücklichsein zuschauen würde, während er allein bleiben würde. Er musste einen Weg aus der ganzen Sache raus finden.
Vielleicht musst du das gar nicht, tröstete er sich. Vielleicht wird Arthur ja das Protestieren für dich übernehmen. Was tatsächlich das wahrscheinlichste Szenario war. Denn das Einzige, was noch unvorstellbarer war, als dass Gabriel mit Arthur Anderson ausgehen würde, war, dass diese vulgäre männliche Hure den Weihnachtsmann spielte.
Kapitel 2
Der Schlitten war, um es milde auszudrücken, ein einziger Schrotthaufen.
Die Hälfte war verrottet, alles war verrostet und von dem gepolsterten Sitz war nichts mehr übrig. Theoretisch wusste Arthur, wie man ihn zu reparieren hatte, doch es war viel Arbeit und beinhaltete eine Menge Versuch und Irrtum und reichlich viel Fluchen. So viel Fluchen, dass eines Nachmittags im frühen November, als die Ersatzsperrholzplatte, die sie an ihren Platz zwingen wollten, mal wieder zerbrach, Thomas Hurensohn sagte, bevor Arthur es konnte.
Arthur zuckte zusammen. »Kumpel, du darfst nicht einfach Hurensohn sagen.«
Thomas beäugte ihn mit ernstem Blick. »Aber du sagst das die ganze Zeit. Und Fuck und Scheiße und gottverdammt.«
Scheiße. Arthur rieb eine Hand über seinen Nacken. »Ja, aber das sollte ich nicht tun. Jemand sollte mir den Mund auswaschen, wenn ich so was sage.«
»Okay.« Thomas kauerte sich hin und runzelte wegen der zerbrochenen Platte die Stirn. »Sie will sich nicht biegen. Das ist unser Problem.«
»Wohl wahr, Kumpel.« Mit einem Seufzen stieß Arthur das zersprungene Brett an. »Holen wir uns einen heißen Kakao, dann sehen wir nach, ob wir auf YouTube eine Lösung finden können.«
Thomas' Gesicht hellte sich auf. »Kakao mit Marshmallows?«
Arthur zerzauste seine Haare. »Und mit Schlagsahne und Streuseln.«
Nachdem sie sich ihre Getränke zubereitet hatten, eilten sie ins Arbeitszimmer, ehe sich Brianna ihnen anschließen oder Corrina ihnen noch etwas zum Reparieren geben konnte. Er würde seine Nichte später bespaßen, aber erst wollte er ein bisschen gemeinsame Zeit mit dem Jungen verbringen.
Thomas kletterte auf Arthurs Schoß und schmiegte sich an ihn, während sie darauf warteten, dass der Computer hochfuhr.
»Ich habe gehört, dass du dich an Halloween als Handwerker verkleidet hast«, sagte Arthur.
Thomas sah ihm in die Augen. »Irgendwann bin ich ein richtiger Handwerker und arbeite mit dir zusammen. Und ich will drei Babys haben. Kleine Mädchen in Kleidern wie Brianna und April. Vielleicht einen Jungen, aber ich will auf jeden Fall zwei Mädchen haben.«
Arthur schmolz förmlich. »Das wäre bestimmt schön.«
Mit seinem Kopf unter Arthurs Kinn machte Thomas es sich gemütlich. »Wenn ich groß bin, will ich mit einem Jungen zusammenwohnen.«
Das war etwa das dritte Mal, dass Thomas das sagte, und er wusste, dass es bei Becky überhaupt nicht gut ankommen würde. Das Problem war, dass Arthur immer noch nicht wusste, wie er darauf antworten sollte. Er gab sein Bestes, um den Unbeteiligten zu spielen. »Wirklich?«
»Ja. Mädchen sind eklig. Mit Jungs macht Spielen viel mehr Spaß.«
Arthur konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Ja, das macht es wirklich. Halt dir trotzdem alle Möglichkeiten offen, Kumpel. Wenn du mit zwölf immer noch so denkst, kannst du zu mir kommen und wir reden darüber.«
Besorgt richtete Thomas sich wieder auf. »Davor kann ich nicht mehr mit dir reden?«
Sechsjährige, die wortgetreusten Wesen auf der Welt. »Du kannst mit mir reden, wann immer du willst, Thomas. Patenonkel sind immer zur Stelle.«
Thomas entspannte sich sichtlich. »Okay.« Allerdings biss er sich auf die Lippe und Arthur wusste, dass er noch mehr zu sagen hatte.
Sanft schnippte er gegen Thomas' Kinn. »Was liegt dir auf dem Herzen, Zwerg? Ich sehe doch, wie es in deinem Köpfchen arbeitet.«
Thomas wand sich, starrte auf seine Jeans hinunter und zupfte an einem Loch am Knie. »Ich wollte Soupy mit in die Schule nehmen und den anderen zeigen, aber Mom hat Nein gesagt. Und jetzt ist Soupy traurig.«
Vom Regen in die Traufe. Denn im Grunde genommen war Soupy der Schandfleck der Anderson-Familie. Die Puppe, die Corrina irgendwann einmal für Thomas draußen in Duluth gekauft hatte und die Becky hasste, was bedeutete, dass Soupy das Spielzeug war, das Thomas überall hin mitnehmen wollte.
Arthur räusperte sich und verkniff sich all die Dinge, die er sagen wollte, für die Dinge, die er sagen sollte. Er konnte keinen verdammten Unterschied darin sehen, ob man nun Vater-Mutter-Kind mit einem Dinosaurier oder mit einer Babypuppe spielte, außer dass die Puppe um einiges näher an der Realität war. Warum musste Thomas den Ernährer von Monstern und Tieren СКАЧАТЬ