Название: Karin Bucha Staffel 3 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740918071
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Schon an dem Ausdruck des Gefragten, der meist ratlos ist, erkennt er, woran er ist und stürmt weiter.
Endlich stößt er auf Anna Wiesel, genannt das Wieselchen, die Garderobiere von Chris Velden.
Er packt sie an den Schultern.
»Zum Donnerwetter! Sie müssen doch wissen, wo Frau Velden sich aufhält.«
»Sie – sie –«, stottert sie erschrokken, denn noch nie hat der Regisseur einen solchen Ton angeschlagen, »sie muß in ihrer Garderobe sein. Dort habe ich sie zuletzt gesehen.«
»Danke«, murmelt er und hastete davon. Das Telegramm, das das Erscheinen James Maltons zur Premiere von »Verwehte Herzen« ankündigt, trägt er wie ein Fähnchen in der Hand.
James Malton kommt extra aus London, um an der Premiere seines und Chris Veldens Film teilzunehmen. Daß er sein Kommen von dem Erscheinen Chris Veldens abhängig macht, stört Ronald weiter nicht.
Chris Velden ist immer zur Stelle, wenn sie benötigt wird. Aber er muß ihr die freudige Nachricht sofort bringen. Sie muß es unbedingt wissen.
Vor Chris Veldens Garderobentür stockt sein Fuß. Er weiß, Chris läßt sich hier nicht stören. Er klopft zaghaft, dann energischer.
Als keine Aufforderung zu hören ist, öffnet er die Tür. Die Garderobe ist leer. Merkwürdig leer und aufgeräumt, so als würde ihr Besitzer nicht mehr zurückkommen wollen. Sein Blick gleitet zum Toilettenspiegel. Langsam geht er darauf zu. Quer über die Scheibe steht mit Lippenstift geschrieben:
Ferdinand, ich habe mir Urlaub genommen. Ich brauche Ruhe, völlige Ruhe. Suche mich nicht. Zur rechten Zeit melde ich mich wieder. Chris.
Wie erschlagen sinkt er auf dem Hocker vor dem Spiegel nieder. Immer wieder liest er die für ihn bestimmte Nachricht.
Er fährt sich nervös über Stirn und Augen. Chris ist auf und davon? Ohne ihn von ihrem Plan zu unterrichten?
Du lieber Himmel! Und es ist alles für die Premiere vorbereitet! Er sieht die Schlange von Menschen vor sich, die alle eine Karte zur Premiere für den Awa-Film-Palast kaufen wollen. Sie wollen Chris Velden sehen. Allein ihretwegen kommen sie.
Wut und Empörung steigen in ihm auf. Er weiß wirklich nicht, was er tun soll. Vielleicht ist sie noch in ihrem Haus zu erreichen?
Er springt auf und eilt in sein Büro. Dann läßt er sich mit Chris Veldens Haus verbinden.
Er atmet auf, als er die Stimme der Zofe erkennt.
»Lidy«, schreit er in den Apparat. »Wo ist Frau Velden zu erreichen?«
»Frau Velden?« Er hört deutlich Erstaunen aus ihrem Ton. »Aber ich bit-
te Sie, Herr Ronald, sie ist doch im Atelier –«
»Ist sie eben nicht«, fällt er ihr unbeherrscht ins Wort. »Sie müssen doch wissen, wo sie sich aufhält. Sagen Sie mir die Wahrheit, Lidy. Wir brauchen Frau Velden heute abend zur Premiere. Was wissen Sie?«
»Nichts, Herr Ronald. Frau Velden ist überhaupt noch nicht aus dem Atelier heimgekehrt.«
»Danke, Lidy.« Ronald atmet hörbar auf. »Dann wird alles noch gut. Sie wird irgendwelche Besorgungen machen und dann heimkommen.« Sein Ton wird drängend und beschwörend. »Lidy, Sie müssen mich sofort anrufen, wenn die gnädige Frau eintrifft. Hören Sie?«
»Natürlich werde ich es der gnädigen Frau ausrichten.«
Ihre Antwort hört er nicht mehr ab. Er knallt den Hörer auf die Gabel. Sein Hemd ist schweißnaß vor Aufregung und klebt am Körper.
Er blickt auf die Uhr.
Keine Zeit mehr zum Telefonieren. Er muß zum Flughafen und James Malton abholen.
Hoffentlich kommt Chris rechtzeitig, denkt er unaufhörlich, während er in den leichten Mantel schlüpft, den Hut vom Haken reißt und zum Parkplatz stürmt, wo er seinen Wagen abgestellt hat.
Er fährt zum Flughafen. Das Gefühl, das ihn beherrscht, ist die Ahnung kommenden Unheils, das ganz allein ihn trifft.
*
Während Ferdinand Ronald verzweifelt nach einer Ausrede sucht, um Malton zu besänftigen, sitzt Chris Velden hinter dem Lenkrad ihres cremefarbenen Wagens. Sie hat das Verdeck zurückgeschlagen und läßt sich den Fahrtwind um die Ohren brausen.
Es ist ein wunderschöner Tag, ein Tag wie geschaffen, um in die Ferien zu fahren – und wenn es erzwungene Ferien sind.
Sie ist glücklich wie noch nie. Losgelöst vom Alltag, bereit, alles Schöne, das ihr begegnet, aus vollem Herzen zu genießen.
Zunächst wird sie sich Elfi holen, das reizende lebhafte Kind ihrer verstorbenen Schwester, und dann wird sie irgendwo seßhaft werden, wo es ihr gefällt.
Sie möchte jubeln, sie möchte singen. Nicht einen Gedanken schickt sie zu denen zurück, welchen sie mit ihrer Flucht in die Ferien Unannehmlichkeiten bereitet hat. Endlich einmal frei! Endlich sich einmal selbst gehören.
Chris Velden hat völlig abgeschaltet. Sie ist nichts als ein junger Mensch mit dem unbändigen Wunsch nach Ruhe und Erholung.
Sie meidet auf ihrer Fahrt auch die großen Städte. Sie liebt es, durch kleine Dörfer und Städchen zu fahren, über einsame, baumbestandene Landstra-ßen, vorbei an Waldstücken, sie atmet tief die reine, würzige Luft.
Eben hat sie wieder eines der idyllisch gelegenen Dörfer passiert, fährt vorbei an einem Teich, bewundert die Rosen, die auf einer stillen Wasserfläche schwimmen, und ist ganz entzückt von dem Bild.
Gerade in diesem Augenblick kommt von links aus dem Wald ein Reiter. Sie erschrickt so heftig, daß sie den Gashebel durchtritt und der Wagen förmlich einen Sprung nach vorn macht und an den nächsten Baum prallt.
Chris Velden fühlt einen heftigen Schmerz. Ihre Händen sinken vom Lenkrad, und ihr Kopf fällt vornüber.
Während der Motor weiterläuft, versinkt Chris in eine grundlose Tiefe. Sie ist ohnmächtig geworden.
*
Wartend geht Georg Hagen, Besitzer des Hagenhofes, auf der Sonnenterrasse hin und her.
Er wartet auf seine Hausdame. Endlich hört er ihren leichten Schritt.
»Karl hat soeben das Pferd vorgeführt«, meldet sie ihm. Er nickt ihr dankend zu und will an ihr vorüber ins Haus gehen.
»Herr Hagen«, bittet sie ihn, und sofort bleibt er stehen. »Sie sollten heute nicht allein bleiben. Sie sollten sich Gäste einladen. Gerade heute! Die Einsamkeit ist nicht gut für Sie, und immer nur arbeiten taugt auch nichts für einen jungen Menschen. Sie müssen Ihr Leid einmal vergessen.«
Er macht eine ungeduldige Handbewegung, und sofort schweigt sie. Sie weiß, er hört solche Worte nicht gern.
Aber sie kennt sein Leid. Wie eine Mutter СКАЧАТЬ