Название: Karin Bucha Staffel 3 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740918071
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Sie aber griff in ihre Tasche und reichte ihm ein Blatt Papier.
»Sie dürfen Brigitte nicht eher antworten, bevor Sie nicht das Geständnis Markhoffs gelesen haben«, sagte sie tapfer.
Er las, einmal, zweimal. Lautlose Stille war in dem Zimmer. Von irgendwoher drang gedämpft das Dröhnen von Hammern, das Stampfen von Maschinen.
»Mein Gott!« entfuhr es ihm. Dann trat er an eines der großen Fenster. Leonore rührte sich nicht. Sie ahnte, was in dem Mann vorging, der nicht nur wahrheitsliebend, sondern auch gerecht war. Endlich – endlich kam Bewegung in ihn. Sein Gang war beschwingt. Seine Augen leuchteten.
»Ja, dann… dann hätte ich Brigitte ja bitteres Unrecht getan«, murmelte er und glich in diesem Augenblick einem Jungen, der einen dummen Streich eingestehen muß.
»Allerdings«, stimmte sie ihm bei. »Und nun wird es höchste Zeit, dieses Unrecht wiedergutzumachen. Ich habe meinen Teil schon dazu beigesteuert.« Sie sah zu ihm auf. Zwei Tränen glänzten in ihren Augen. »Jetzt ist die Reihe an Ihnen. Brigitte ist eine wundervolle Frau, und ich behaupte, die einzige Frau, die wert ist, an Ihrer Seite gehen zu dürfen. Und das Kind – es ist sehr, sehr krank – vor Sehnsucht nach seinem ›großen Freund‹.«
Da fühlte Leonore ihre Hände ergriffen und mit so kräftigem Druck gepreßt, daß sie schmerzhaft den Mund verzog.
»Leonore! Was sind Sie für ein prächtiger Mensch! Erzählen Sie, schnell, wir dürfen nicht viel Zeit verlieren. Ich lasse meinen Reisewagen inzwischen vorfahren. Wir müssen sofort zu Brigitte.«
Sie sah mit einem Lächeln zu ihm auf. »Dann lassen Sie uns lieber sofort gehen! Im Wagen kann ich Ihnen alles viel ruhiger und der Reihe nach erzählen!«
*
Soeben hatte der Arzt Brigitte verlassen. Er hatte nur den Kopf geschüttelt. »Ich stehe vor einem Rätsel«, hatte er gemeint. »Ich kann keine organische Erkrankung feststellen. Ich sagte es Ihnen bereits. Bringen Sie das Kind in andere Umgebung, damit es die Eindrücke vergißt, an denen es augenblicklich krankt.«
Nun stand Brigitte mit schwerem Herzen inmitten des Raumes, den sie liebgewonnen hatte. Ihr Blick irrte hinüber zu Ursula, die wieder in leisen Schlummer gefallen war.
Abreisen? Sofort? Woher sollte sie die Kosten für einen bequemen Reisewagen für Ursula nehmen? Und Leonore hatte sich schon zwei Tage nicht mehr sehen lassen, daß sie sich mit ihr hätte besprechen können. Außerdem hatte sie die Wirtin dringend davon abgeraten.
»Lieber Gott! Was soll ich tun?« flüsterte sie ratlos, und plötzlich wurden ihr die vier Wände zu eng. Sie warf den Mantel über die Schultern und verließ leise das Zimmer, stieg die Stiege hinab und lehnte sich dann tiefatmend an die Hauswand.
Die ersten Sterne blinkten schon am Himmel. Die Luft war herb und würzig. Im Sporthotel flammten die Lichter auf, eins nach dem anderen. Brigitte sah dies alles wie durch einen Nebel. Allerlei Gedanken schwirrten ihr im Kopf herum.
Jetzt einen Menschen neben sich wissen, mit dem sie sich vertrauensvoll über ihr Schicksal hätte aussprechen können!
Sie schluchzte auf und barg das Gesicht in den Händen.
Ein Motor brummte plötzlich in der Nähe. Zwei helle Lichter durchbrachen die Dunkelheit. Sie waren direkt auf die Hauswand gerichtet, an der Brigitte lehnte. Der Wagen kam den Berg herauf.
Sekundenlang war Brigitte geblendet, und als sie die Augen wieder aufschlug, da hielt der Wagen bereits dicht vor ihr, und der Schlag wurde geöffnet.
»Brigitte!«
Die Frau schrak zusammen und fuhr sich mit einer fahrigen Bewegung über Stirn und Augen. Ich träume – dachte sie – das kann nur ein schöner Traum sein, der gleich wieder zerrinnen wird.
»Brigitte!« Da war diese Stimme wieder. Gleichzeitig fühlte sie sich von zwei starken Armen umschlungen. Ein Lippenpaar preßte sich auf ihren kalten Mund und küßte ihn, immer wieder.
»Kannst du mir verzeihen, Brigitte! Ich liebe dich so unsagbar! Wie war es möglich, daß ich an deiner Aufrichtigkeit einmal zweifeln konnte. Verzeih mir, verzeih mir!«
Brigitte brachte kein Wort über die Lippen, zumal Rudolf Strantz sie immer wieder küßte. Endlich hatte sie begriffen. Sie schlang die Arme um seinen Hals und preßte sich fest, ganz fest an ihn.
»Rudolf!«
Lachend und weinend zugleich lag sie an seinem Herzen. Und er schwor sich, dieses leidgeprüfte Herz nie wieder zu betrüben. Von nun an durfte ein Fred Markhoff nie wieder Einfluß auf ihr Leben gewinnen. Er würde sie schützen und behüten wie sein kostbarstes Glück. Sie und das Kind.
»Brigitte – wie geht es Ursula?«
»Komm!« sagte sie nur, nahm ihn an die Hand und führte ihn hinauf in ihr Stübchen, das er mit seltsamer Scheu betrat.
Ursula schlief. Still setzte sich Rudolf neben das Bett. Brigitte lehnte am Fußende. Keinen Blick ließ sie vom Antlitz des geliebten Mannes. Zu schnell hatte sich ihre Herzensnot in Glückseligkeit gewandelt. Sie sah wunderschön aus, ihre Wangen brannten, die Lippen glühten und die Augen leuchteten vor Glück.
»Mami!«
Rudolf Krantz beugte sich hinab zu dem weißen Kindergesicht, dessen leidvolle Züge ihn zutiefst erschütterten.
»Ja, was fällt dir denn ein?« antwortete er anstelle Brigittes, sich zu einem scherzenden Ton zwingend. »Du legst dich einfach ins Bett und bist krank? So etwas tut meine kleine tapfere Freundin nicht.«
Im Nu saß Ursula aufrecht. Ganz ernst war ihr Gesichtchen, groß schauten die Augen auf Strantz.
»Du bist da?« Und plötzlich jubelte sie auf, schlug die Decke zurück und krabbelte dem Mann auf den Schoß, dem die Tränen in die Augen stiegen. Sie legte beide Ärm-chen um den Hals und lehnte die weiche Wange gegen die seine. »Siehst du«, raunte sie geheimnisvoll. »Ich habe es doch gewußt, daß du wiederkommst. Ich habe immer an dich gedacht. Und nun bist du endlich da. Nicht wahr, nun gehst du nie wieder fort von uns?«
Strantz preßte das zarte Körperchen fest an sein Herz. Seine Augen suchten Brigitte, über deren Wangen heiß die Tränen liefen.
»Da müssen wir erst mal Mami fragen, ob sie mich auch für immer bei sich haben will.«
»Mami, schnell.« Ursulas Stimme überschlug sich fast. »Sag ganz schnell, daß wir Onkel Rudolf nicht wieder fortlassen.«
Brigittes Hände lösten sich langsam von der Bettkante. Mit verklärtem Gesicht trat sie zu den beiden ihr liebsten Menschen, legte ihre Arme um sie und flüsterte glücklich, unter seligem Lächeln:
»Nein, Ursula, wir lassen ihn nicht wieder fort. Nun bleiben wir für immer zusammen.«
Ferdinand Ronald, Spitzen-Regisseur der Awa-Film-Produktion, von dem für gewöhnlich eine wohltuende Ruhe ausgeht in dem СКАЧАТЬ