Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше
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Читать онлайн книгу Gesammelte Werke - Фридрих Вильгельм Ницше страница 57

СКАЧАТЬ sie ver­lö­re.

      Be­geh­ren – das heisst mir schon: mich ver­lo­ren ha­ben. Ich habe euch, mei­ne Kin­der! In die­sem Ha­ben soll Al­les Si­cher­heit und Nichts Be­geh­ren sein.

      Aber brü­tend lag die Son­ne mei­ner Lie­be auf mir, im eig­nen Saf­te koch­te Za­ra­thustra, – da flo­gen Schat­ten und Zwei­fel über mich weg.

      Nach Frost und Win­ter ge­lüs­te­te mich schon: »oh dass Frost und Win­ter mich wie­der knacken und knir­schen mach­ten!« seufz­te ich: – da stie­gen ei­si­ge Ne­bel aus mir auf.

      Mei­ne Ver­gan­gen­heit brach ihm Grä­ber, manch le­ben­dig be­grab­ner Schmerz wach­te auf –: aus­ge­schla­fen hat­te er sich nur, ver­steckt in Lei­chen-Ge­wän­der.

      Also rief mir Al­les in Zei­chen zu: »es ist Zeit!« – Aber ich – hör­te nicht: bis end­lich mein Ab­grund sich rühr­te und mein Ge­dan­ke mich biss.

      Ach, ab­gründ­li­cher Ge­dan­ke, der du mein Ge­dan­ke bist! Wann fin­de ich die Stär­ke, dich gra­ben zu hö­ren und nicht mehr zu zit­tern?

      Bis zur Keh­le hin­auf klopft mir das Herz, wenn ich dich gra­ben höre! Dein Schwei­gen noch will mich wür­gen, du ab­gründ­lich Schwei­gen­der!

      Noch wag­te ich nie­mals, dich her­auf zu ru­fen: ge­nug schon, dass ich dich mit mir – trug! Noch war ich nicht stark ge­nug zum letz­ten Lö­wen-Über­mu­the und –Muthwil­len.

      Ge­nug des Furcht­ba­ren war mir im­mer schon dei­ne Schwe­re: aber einst soll ich noch die Stär­ke fin­den und die Lö­wen-Stim­me, die dich her­auf ruft!

      Wenn ich mich des­sen erst über­wun­den habe, dann will ich mich auch des Grös­se­ren noch über­win­den; und ein Sieg soll mei­ner Vollen­dung Sie­gel sein! –

      In­zwi­schen trei­be ich noch auf un­ge­wis­sen Mee­ren; der Zu­fall schmei­chelt mir, der glatt­zün­gi­ge; vor­wärts und rück­wärts schaue ich –, noch schaue ich kein Ende.

      Noch kam mir die Stun­de mei­nes letz­ten Kamp­fes nicht, – oder kommt sie wohl mir eben? Wahr­lich, mit tücki­scher Schön­heit schaut mich rings Meer und Le­ben an!

      Oh Nach­mit­tag mei­nes Le­bens! Oh Glück vor Abend! Oh Ha­fen auf ho­her See! Oh Frie­de im Un­ge­wis­sen! Wie miss­traue ich euch Al­len!

      Wahr­lich, miss­trau­isch bin ich ge­gen eure tücki­sche Schön­heit! Dem Lie­ben­den glei­che ich, der all­zu­samm­te­nem Lä­cheln miss­traut.

      Wie er die Ge­lieb­tes­te vor sich her stösst, zärt­lich noch in sei­ner Här­te, der Ei­fer­süch­ti­ge –, also stos­se ich die­se se­li­ge Stun­de vor mir her.

      Hin­weg mit dir, du se­li­ge Stun­de! Mit dir kam mir eine Se­lig­keit wi­der Wil­len! Wil­lig zu mei­nem tiefs­ten Schmer­ze ste­he ich hier: – zur Un­zeit kamst du!

      Hin­weg mit dir, du se­li­ge Stun­de! Lie­ber nimm Her­ber­ge dort – bei mei­nen Kin­dern! Eile! und seg­ne sie vor Abend noch mit mei­nem Glücke!

      Da naht schon der Abend: die Son­ne sinkt. Da­hin – mein Glück! –

      Also sprach Za­ra­thustra. Und er war­te­te auf sein Un­glück die gan­ze Nacht: aber er war­te­te um­sonst. Die Nacht blieb hell und still, und das Glück sel­ber kam ihm im­mer nä­her und nä­her. Ge­gen Mor­gen aber lach­te Za­ra­thustra zu sei­nem Her­zen und sag­te spöt­tisch: »das Glück läuft mir nach. Das kommt da­von, dass ich nicht den Wei­bern nach­lau­fe. Das Glück aber ist ein Weib.«

      Vor Sonnen-Aufgang

      Oh Him­mel über mir, du Rei­ner! Tie­fer! Du Licht-Ab­grund! Dich schau­end schau­de­re ich vor gött­li­chen Be­gier­den.

      In dei­ne Höhe mich zu wer­fen – das ist mei­ne Tie­fe! In dei­ne Rein­heit mich zu ber­gen – das ist mei­ne Un­schuld!

      Den Gott ver­hüllt sei­ne Schön­heit: so ver­birgst du dei­ne Ster­ne. Du re­dest nicht: so kün­dest du mir dei­ne Weis­heit.

      Stumm über brau­sen­dem Mee­re bist du heut mir auf­ge­gan­gen, dei­ne Lie­be und dei­ne Scham re­det Of­fen­ba­rung zu mei­ner brau­sen­den See­le.

      Dass du schön zu mir kamst, ver­hüllt in dei­ne Schön­heit, dass du stumm zu mir sprichst, of­fen­bar in dei­ner Weis­heit:

      Oh wie er­rie­the ich nicht al­les Scham­haf­te dei­ner See­le! Vor der Son­ne kamst du zu mir, dem Ein­sams­ten.

      Wir sind Freun­de von An­be­ginn: uns ist Gram und Grau­en und Grund ge­mein­sam; noch die Son­ne ist uns ge­mein­sam.

      Wir re­den nicht zu ein­an­der, weil wir zu Vie­les wis­sen –: wir schwei­gen uns an, wir lä­cheln uns un­ser Wis­sen zu.

      Bist du nicht das Licht zu mei­nem Feu­er? Hast du nicht die Schwes­ter-See­le zu mei­ner Ein­sicht?

      Zu­sam­men lern­ten wir Al­les; zu­sam­men lern­ten wir über uns zu uns sel­ber auf­stei­gen und wol­ken­los lä­cheln: –

      – wol­ken­los hin­ab lä­cheln aus lich­ten Au­gen und aus mei­len­wei­ter Fer­ne, wenn un­ter uns Zwang und Zweck und Schuld wie Re­gen damp­fen.

      Und wan­der­te ich al­lein: wes hun­ger­te mei­ne See­le in Näch­ten und Irr-Pfa­den? Und stieg ich Ber­ge, wen such­te ich je, wenn nicht dich, auf Ber­gen?

      Und all mein Wan­dern und Berg­stei­gen: eine Noth war’s nur und ein Be­helf des Un­be­hol­fe­nen: – f­lie­gen al­lein will mein gan­zer Wil­le, in dich hin­ein flie­gen!

      Und wen hass­te ich mehr, als zie­hen­de Wol­ken und Al­les, was dich be­fleckt? Und mei­nen eig­nen Hass hass­te ich noch, weil er dich be­fleck­te!

      Den zie­hen­den Wol­ken bin ich gram, die­sen schlei­chen­den Raub-Kat­zen: sie neh­men dir und mir, was uns ge­mein ist, – das un­ge­heu­re un­be­grenz­te Ja- und Amen-sa­gen.

      Die­sen Mitt­lern und Mi­schern sind wir gram, den zie­hen­den Wol­ken: die­sen Halb- und Hal­ben, wel­che we­der seg­nen lern­ten, noch von Grund aus flu­chen.

      Lie­ber will ich noch un­ter ver­schloss­nem Him­mel in der Ton­ne sit­zen, lie­ber ohne Him­mel im Ab­grund sit­zen, als dich, Licht-Him­mel, mit Zieh-Wol­ken be­fleckt sehn!

      Und oft ge­lüs­te­te mich, sie mit zackich­ten Blitz-Gold­dräh­ten fest­zu­hef­ten, dass ich, gleich dem Don­ner, auf ih­rem Kes­sel-Bau­che die Pau­ke schlü­ge: –

      – ein zor­ni­ger Pau­ken­schlä­ger, weil sie mir dein Ja! und Amen! rau­ben, du Him­mel über mir, du Rei­ner! Lich­ter! Du Licht-Ab­grund! – weil sie dir mein Ja! und Amen! rau­ben.

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