Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше
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Читать онлайн книгу Gesammelte Werke - Фридрих Вильгельм Ницше страница 30

СКАЧАТЬ ich will­fahr­te dem al­ten Weib­lein und sprach also zu ihm:

      Al­les am Wei­be ist ein Räth­sel, und Al­les am Wei­be hat Eine Lö­sung: sie heisst Schwan­ger­schaft.

      Der Mann ist für das Weib ein Mit­tel: der Zweck ist im­mer das Kind. Aber was ist das Weib für den Mann?

      Zwei­er­lei will der äch­te Mann: Ge­fahr und Spiel. Dess­halb will er das Weib, als das ge­fähr­lichs­te Spiel­zeug.

      Der Mann soll zum Krie­ge er­zo­gen wer­den und das Weib zur Er­ho­lung des Krie­gers: al­les And­re ist Thor­heit.

      All­zu­süs­se Früch­te – die mag der Krie­ger nicht. Da­rum mag er das Weib; bit­ter ist auch noch das süs­ses­te Weib.

      Bes­ser als ein Mann ver­steht das Weib die Kin­der, aber der Mann ist kind­li­cher als das Weib.

      Im äch­ten Man­ne ist ein Kind ver­steckt: das will spie­len. Auf, ihr Frau­en, so ent­deckt mir doch das Kind im Man­ne!

      Ein Spiel­zeug sei das Weib, rein und fein, dem Edel­stei­ne gleich, be­strahlt von den Tu­gen­den ei­ner Welt, wel­che noch nicht da ist.

      Der Strahl ei­nes Ster­nes glän­ze in eu­rer Lie­be! Eure Hoff­nung heis­se: »möge ich den Über­menschen ge­bä­ren!«

      In eu­rer Lie­be sei Tap­fer­keit! Mit eu­rer Lie­be sollt ihr auf Den los­gehn, der euch Furcht ein­flösst!

      In eu­rer Lie­be sei eure Ehre! We­nig ver­steht sich sonst das Weib auf Ehre. Aber diess sei eure Ehre, im­mer mehr zu lie­ben, als ihr ge­liebt wer­det, und nie die Zwei­ten zu sein.

      Der Mann fürch­te sich vor dem Wei­be, wenn es liebt: da bringt es je­des Op­fer, und je­des and­re Ding gilt ihm ohne Werth.

      Der Mann fürch­te sich vor dem Wei­be, wenn es hasst: denn der Mann ist im Grun­de der See­le nur böse, das Weib aber ist dort schlecht.

      Wen hasst das Weib am meis­ten? – Also sprach das Ei­sen zum Ma­gne­ten: »ich has­se dich am meis­ten, weil du an­ziehst, aber nicht stark ge­nug bist, an dich zu zie­hen.«

      Das Glück des Man­nes heisst: ich will. Das Glück des Wei­bes heisst: er will.

      »Sie­he, jetzt eben ward die Welt voll­kom­men!« – also denkt ein je­des Weib, wenn es aus gan­zer Lie­be ge­horcht.

      Und ge­hor­chen muss das Weib und eine Tie­fe fin­den zu sei­ner Ober­flä­che. Ober­flä­che ist des Wei­bes Ge­müth, eine be­weg­li­che stür­mi­sche Haut auf ei­nem seich­ten Ge­wäs­ser.

      Des Man­nes Ge­müth aber ist tief, sein Strom rauscht in un­ter­ir­di­schen Höh­len: das Weib ahnt sei­ne Kraft, aber be­greift sie nicht. –

      Da ent­geg­ne­te mir das alte Weib­lein: »Vie­les Ar­ti­ge sag­te Za­ra­thustra und son­der­lich für Die, wel­che jung ge­nug dazu sind.

      »Selt­sam ist’s, Za­ra­thustra kennt we­nig die Wei­ber, und doch hat er über sie Recht! Ge­schieht diess dess­halb, weil beim Wei­be kein Ding un­mög­lich ist?

      »Und nun nimm zum Dan­ke eine klei­ne Wahr­heit! Bin ich doch alt ge­nug für sie!

      »Wick­le sie ein und hal­te ihr den Mund: sonst schreit sie über­laut, die­se klei­ne Wahr­heit.«

      »Gieb mir, Weib, dei­ne klei­ne Wahr­heit!« sag­te ich. Und also sprach das alte Weib­lein:

      »Du gehst zu Frau­en? Ver­giss die Peit­sche nicht!« –

      Also sprach Za­ra­thustra.

      Vom Biss der Natter

      Ei­nes Ta­ges war Za­ra­thustra un­ter ei­nem Fei­gen­bau­me ein­ge­schla­fen, da es heiss war, und hat­te sei­ne Arme über das Ge­sicht ge­legt. Da kam eine Nat­ter und biss ihn in den Hals, so dass Za­ra­thustra vor Schmerz auf­schrie. Als er den Arm vom Ge­sicht ge­nom­men hat­te, sah er die Schlan­ge an: da er­kann­te sie die Au­gen Za­ra­thustra’s, wand sich un­ge­schickt und woll­te da­von. »Nicht doch, sprach Za­ra­thustra; noch nahmst du mei­nen Dank nicht an! Du weck­test mich zur Zeit, mein Weg ist noch lang.« »Dein Weg ist noch kurz, sag­te die Nat­ter trau­rig; mein Gift töd­tet.« Za­ra­thustra lä­chel­te. »Wann starb wohl je ein Dra­che am Gift ei­ner Schlan­ge? – sag­te er. Aber nimm dein Gift zu­rück! Du bist nicht reich ge­nug, es mir zu schen­ken.« Da fiel ihm die Nat­ter von Neu­em um den Hals und leck­te ihm sei­ne Wun­de.

      Als Za­ra­thustra diess ein­mal sei­nen Jün­gern er­zähl­te, frag­ten sie: »Und was, oh Za­ra­thustra, ist die Moral dei­ner Ge­schich­te?« Za­ra­thustra ant­wor­te­te dar­auf also:

      Den Ver­nich­ter der Moral heis­sen mich die Gu­ten und Ge­rech­ten: mei­ne Ge­schich­te ist un­mo­ra­lisch. –

      So ihr aber einen Feind habt, so ver­gel­tet ihm nicht Bö­ses mit Gu­tem: denn das wür­de be­schä­men. Son­dern be­weist, dass er euch et­was Gu­tes an­gethan hat.

      Und lie­ber zürnt noch, als dass ihr be­schämt! Und wenn euch ge­flucht wird, so ge­fällt es mir nicht, dass ihr dann seg­nen wollt. Lie­ber ein We­nig mit­flu­chen!

      Und ge­sch­ah euch ein gros­ses Un­recht, so thut mir ge­schwind fünf klei­ne dazu! Gräss­lich ist Der an­zu­sehn, den al­lein das Un­recht drückt.

      Wuss­tet ihr diess schon? Get­heil­tes Un­recht ist hal­b­es Recht. Und Der soll das Un­recht auf sich neh­men, der es tra­gen kann!

      Eine klei­ne Ra­che ist mensch­li­cher, als gar kei­ne Ra­che. Und wenn die Stra­fe nicht auch ein Recht und eine Ehre ist für den Über­tre­ten­den, so mag ich auch euer Stra­fen nicht.

      Vor­neh­mer ist’s, sich Un­recht zu ge­ben als Recht zu be­hal­ten, son­der­lich wenn man Recht hat. Nur muss man reich ge­nug dazu sein.

      Ich mag eure kal­te Ge­rech­tig­keit nicht; und aus dem Auge eu­rer Rich­ter blickt mir im­mer der Hen­ker und sein kal­tes Ei­sen.

      Sagt, wo fin­det sich die Ge­rech­tig­keit, wel­che Lie­be mit se­hen­den Au­gen ist?

      So er­fin­det mir doch die Lie­be, wel­che nicht nur alle Stra­fe, son­dern auch alle Schuld trägt!

      So er­fin­det mir doch die Ge­rech­tig­keit, die Je­den frei­spricht, aus­ge­nom­men den Rich­ten­den!

      Wollt ihr auch diess noch hö­ren? An Dem, der von Grund aus ge­recht sein will, wird auch noch die Lüge zur Men­schen-Freund­lich­keit.

      Aber wie woll­te ich ge­recht sein von Grund aus! Wie kann ich Je­dem das Sei­ne ge­ben! Diess sei mir ge­nug: ich gebe Je­dem das Mei­ne.

      End­lich, mei­ne Brü­der, hü­tet euch Un­recht zu thun al­len Ein­sied­lern! Wie könn­te ein Ein­sied­ler СКАЧАТЬ