Название: Gesammelte Werke
Автор: Фридрих Вильгельм Ðицше
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
isbn: 9783962815295
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5) die Vorherrschaft der Physiologie über Theologie, Moralistik, Ökonomie und Politik;
6) die militärische Strenge in der Forderung und Handhabung seiner »Schuldigkeit« (man lobt nicht mehr…).
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127.
Ich freue mich der militärischen Entwicklung Europa’s, auch der inneren anarchistischen Zustände: die Zeit der Ruhe und des Chinesenthums, welche Galiani für dies Jahrhundert voraussagte, ist vorbei. Persönliche männliche Tüchtigkeit, Leibes-Tüchtigkeit bekommt wieder Werth, die Schätzungen werden physischer, die Ernährungen fleischlicher. Schöne Männer werden wieder möglich. Die blasse Duckmäuserei (mit Mandarinen an der Spitze, wie Comte es träumte) ist vorbei. Der Barbar ist in Jedem von uns bejaht, auch das wilde Thier. Gerade deshalb wird es mehr werden mit den Philosophen. – Kant ist eine Vogelscheuche, irgend wann einmal!
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128.
Ich fand noch keinen Grund zur Entmuthigung. Wer sich einen starken Willen bewahrt und anerzogen hat, zugleich mit einem weiten Geiste, hat günstigere Chancen als je. Denn die Dressirbarkeit der Menschen ist in diesem demokratischen Europa sehr groß geworden; Menschen, welche leicht lernen, leicht sich fügen, sind die Regel: das Heerdenthier, sogar höchst intelligent, ist präparirt. Wer befehlen kann, findet Die, welche gehorchen müssen: ich denke z.B. an Napoleon und Bismarck. Die Concurrenz mit starken und unintelligenten Willen, welche am meisten hindert, ist gering. Wer wirft diese Herren »Objektiven« mit schwachem Willen, wie Ranke oder Renan, nicht um!
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129.
Die geistige Aufklärung ist ein unfehlbares Mittel, um die Menschen unsicher, willensschwächer, Anschluß- und stütze-bedürftiger zu machen, kurz das Heerdenthier im Menschen zu entwickeln: weshalb bisher alle großen Regierungs-Künstler (Confucius in China, das imperium Romanum, Napoleon, das Papstthum, zur Zeit, wo es der Macht und nicht nur der Welt sich zugekehrt hatte), wo die herrschenden Instinkte bisher culminirten, auch sich der geistigen Aufklärung bedienten, – mindestens sie walten ließen (wie die Päpste der Renaissance). Die Selbsttäuschung der Menge über diesen Punkt, z. B. in aller Demokratie, ist äußerst werthvoll: die Verkleinerung und Regierbarkeit der Menschen wird als »Fortschritt« erstrebt!
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130.
Die höchste Billigkeit und Milde als Zustand der Schwächung (das neue Testament und die christliche Urgemeinde, – als volle bêtise bei den Engländern Darwin, Wallace sich zeigend). Eure Billigkeit, ihr höheren Naturen, treibt euch zum suffrage universel u.s.w., eure »Menschlichkeit« zur Milde gegen Verbrechen und Dummheit. Auf die Dauer bringt ihr damit die Dummheit und die Unbedenklichen zum Siege: Behagen und Dummheit – Mitte.
Äußerlich: Zeitalter ungeheurer Kriege, Umstürze, Explosionen. Innerlich: immer größere Schwäche der Menschen, die Ereignisse als Excitantien. Der Pariser als das europäische Extrem.
Consequenzen: 1) die Barbaren (zuerst natürlich unter der Form der bisherigen Cultur); 2) die souveränen Individuen (wo barbarische Kraft-Mengen und die Fessellosigkeit in Hinsicht auf alles Dagewesene sich kreuzen). Zeitalter der größten Dummheit, Brutalität und Erbärmlichkeit der Massen, und der höchsten Individuen.
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131.
Unzählig viele Einzelne höherer Art gehen jetzt zu Grunde: aber wer davon kommt, ist stark wie der Teufel. Ähnlich wie zur Seit der Renaissance.
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132.
Diese guten Europäer, die wir sind: was zeichnet uns vor den Menschen der Vaterländer aus? – Erstens wir sind Atheisten und Immoralisten, aber wir unterstützen zunächst die Religionen und Moralen des Heerden-Instinktes: mit ihnen nämlich wird eine Art Mensch vorbereitet, die einmal in unsre Hände fallen muß, die nach unsrer Hand begehren muß.
Jenseits von Gut und Böse, – aber wir verlangen die unbedingte Heilighaltung der Heerden-Moral.
Wir behalten uns viele Arten der Philosophie vor, welche zu lehren noth thut: unter Umständen die pessimistische, als Hammer; ein europäischer Buddhismus könnte vielleicht nicht zu entbehren sein.
Wir unterstützen wahrscheinlich die Entwicklung und Ausreifung des demokratischen Wesens: es bildet die Willens-Schwäche aus: wir sehen im »Socialismus« einen Stachel, der vor der Bequemlichkeit schützt.
Stellung zu den Völkern. Unsre Vorlieben; wir geben Acht auf die Resultate der Kreuzung.
Abseits, wohlhabend, stark: Ironie auf die »Presse« und ihre Bildung. Sorge, daß die wissenschaftlichen Menschen nicht zu Litteraten werden. Wir stehen verächtlich zu jeder Bildung, welche mit Zeitunglesen oder gar -schreiben sich verträgt.
Wir nehmen unsre zufälligen Stellungen (wie Goethe, Stendhal), unsre Erlebnisse als Vordergrund und unterstreichen sie, damit wir über unsre Hintergründe täuschen. Wir selber warten und hüten uns, unser Herz daran zu hängen. Sie dienen uns als Unterkunftshütten, wie sie ein Wanderer braucht und hinnimmt, – wir hüten uns, heimisch zu werden.
Wir haben eine disciplina voluntatis vor unseren Mitmenschen voraus. Alle Kraft verwendet auf Entwicklung der Willenskraft, eine Kunst, welche uns erlaubt, Masken zu tragen, eine Kunst des Verstehens jenseits der Affekte (auch »über-europäisch« denken, zeitweilig).
Vorbereitung dazu, die Gesetzgeber der Zukunft, die Herren der Erde zu werden, zum Mindesten unsre Kinder. Grundrücksicht auf die Ehen.
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