Название: Im Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Im Sonnenwinkel Staffel
isbn: 9783740914325
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Dass es ihnen auch so ergehen könnte – um Gottes willen, nein, dachte sie.
Und dann rief sie sich wieder diesen schönen Traum in die Erinnerung zurück.
Zwei Blondköpfe waren mit Blumensträußen in den kleinen Händen auf sie zugelaufen gekommen und hatten »Omi, Omi!«, gerufen.
Dass man so etwas überhaupt träumen konnte!
Durch das offene Fenster drang die würzige Nachtluft. Tief atmete sie sie ein und schlief dann weiter, fest und traumlos.
Erst am Morgen wurde es ihr bewusst, dass es die erste Nacht seit dem Tod ihres Mannes gewesen war, in der sie nicht geweint hatte.
*
Sonntag war es, und die Sonne lachte vom Himmel, ohne dass es so drückend schwül war wie gestern.
Franziska Deuring deckte den Frühstückstisch. Heute kam Helga als Erste herunter.
»Um neun Uhr beginnt die Kirche, Mami«, sagte sie leise, nachdem sie ihrer Mutter einen Gutenmorgenkuss gegeben hatte. »Ich habe Bambi versprochen, dass ich in die Kirche komme.«
»Wir gehen doch gemeinsam«, erwiderte Franziska herzlich.
Peter und Volker maulten. Sie wollten lieber länger schlafen.
Franziska ließ sich auf keine Debatte ein.
»Dann gehe ich mit Carola und Helga«, erklärte sie.
Da fanden sie sich doch bereit. Man sollte nicht sagen, dass sie nicht zusammenhielten.
Hier galten wohl andere Gesetze als in Hohenborn, das war ihnen schon klar geworden.
»Hoffentlich redet der Pfarrer Frerichs nicht wieder vom Sterben«, flüsterte Volker beklommen.
Franziska fuhr ihm durch das störrische Haar.
»Er wird schon nicht«, meinte sie.
Er tat es auch nicht. Er sprach von der Freude, in einer Gemeinschaft zu leben, in der Hilfsbereitschaft selbstverständlich war, von der Zusammengehörigkeit, die, in der Familie praktiziert, letztlich immer weitere Kreise ziehen sollte.
Harald Herwig saß mit Sandra und Felix Münster, die von ihrem sechsjährigen Sohn Manuel begleitet wurden, an der Seite.
Harald konnte Carola sehen, die still und in sich gekehrt den Worten des jungen Pfarrers lauschte.
Sehr anmutig sah sie aus in dem dunkelblauen Kleid mit dem weißen Kragen.
Er empfand es wohltuend, dass Franziska Deuring von ihren Kindern keine schwarze Trauerkleidung verlangte und dass sie selbst auch eine weiße Bluse zu ihrem schwarzen Kostüm trug.
Als die Andacht zu Ende war, sammelten sich draußen wie immer Gruppen.
Harald Herwig war auf Carola zugegangen.
»Sandra … Frau Münster möchte gern mit Ihnen bekannt gemacht werden«, sagte er leise.
Doch diese stand jetzt schon bei Frau Deuring, begrüßte sie freundlich und schenkte den Kindern ein warmes Lächeln.
Manuel und Bambi gesellten sich zu Volker, und Hannes näherte sich auch.
Bambi wusste Neuigkeiten zu berichten, die sie heute Morgen in Aufregung versetzt hatten, nämlich, dass ihr Bruder Jörg sich mit Stella verlobt hätte.
Diese Nachricht, die deutlich genug verkündet wurde, setzte auch die anderen in Bewegung.
»Jetzt bin ich doch sprachlos«, sagte Harald zu Carola. »Jörg hat es aber schnell gepackt. Mut hat der Junge!«
So viel Mut hatte er nicht, aber etwas in seinem Blick verwirrte Carola.
Wie schön seine Augen sind, dachte sie und wunderte sich, dass ihr das noch nie so recht bewusst geworden war, so sympathisch sie ihn auch fand.
»Stella Rückert geht in unsere Schule«, stellte Peter auf dem Heimweg fest. »Darf man sich da schon verloben, Mami?«
»Warum nicht. Sie ist ja eine junge Dame.«
»Carola ist schon lange eine junge Dame«, warf Volker ein. »Sie ist noch nicht verlobt.«
Carola hörte nicht zu. Sie dachte an Harald Herwig, an seinen Blick und seinen festen Händedruck.
Es erschien ihr plötzlich nicht mehr so einfach, Tag für Tag für ihn zu arbeiten. Aber solche Gedanken durfte sie nicht aufkommen lassen. Eine so gute Stellung bekam sie nie wieder.
Doch wenn man jung war, hegte man nun mal geheime Wünsche und hing unerfüllbaren Träumen nach.
*
Eine neue Arbeitswoche begann. Carola fuhr mit demselben Bus nach Hohenborn, mit dem die Kinder in die Schule fuhren.
Er hielt unten an der Straße, und als sie eingerahmt von Peter, Helga und Volker daherkam, sah sie Harald Herwigs Wagen nahen.
Er hielt an und neigte grüßend den Kopf. Gar zu gern hätte er sie gebeten, mit ihm zu fahren, aber das konnte er sich in ihrem Interesse nicht erlauben.
Felix hatte ihm noch einmal eindringlich ans Herz gelegt, das Mädchen bei allem Wohlwollen nicht ins Gerede zu bringen.
»Wir haben bestimmt nichts dagegen, wenn es ernst wird«, hatte er gesagt, »dann aber eine klare Linie, Harald.«
Nein, dafür war die Stunde nicht gekommen, und so fuhr er dem Bus im Zuckeltrab nach.
Er vertat noch viel Zeit, bis er sein Büro betrat, um Carola nur ja nicht schon auf dem Flur zu begegnen.
Sie saß bereits an ihrer Maschine, als er das Vorzimmer betrat. Mit gepresster Stimme begrüßte er sie.
»Ich würde Sie ja sehr gern mitnehmen«, sagte er leise, »aber …« Nun geriet er schon wieder ins Stocken.
»Ich kann sehr gut mit dem Bus fahren«, bemerkte sie scheu. »Es geht nicht an … Ich meine, Sie sind der Chef.«
Nun wurde sie doch glühendrot.
»Es schließt doch wohl nicht aus, dass wir uns auch manchmal unterhalten«, wandte er ein.
Carola nahm allen Mut zusammen.
»Ich möchte meine Stellung nicht verlieren, Herr Herwig.«
»Davon kann doch gar nicht die Rede sein«, stellte er betroffen fest. »Man kann doch die Arbeit und das Privatleben trennen.«
Kann man das auf die Dauer?, fragte sich Carola. Ihre Finger glitten schon wieder schnell und sicher über die Tasten, doch seine Hand legte sich leicht auf ihre Schulter.
»Einen Augenblick noch, Carola«, sagte er leise. »Ich möchte nicht, dass irgendwelche Unklarheiten СКАЧАТЬ