Название: Im Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Im Sonnenwinkel Staffel
isbn: 9783740914325
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»Das wäre allerdings auch eine Lösung«, meinte ihre Mutter gelassen. »Hoffentlich wirst du eine bessere Hausfrau als Schülerin.«
»Darüber besteht nicht der geringste Zweifel«, stellte Fabian fest. »Jörg wird sie schon auf Trab bringen.«
Werner Auerbach und Heinz Rückert tauschten einen langen Blick.
»Na, was habe ich gesagt, Heinz?«, bemerkte der Professor.
»Was hast du gesagt?«, fragte der andere irritiert.
»Sie kommen beide aus einem guten Stall. Schließlich hätten sie ihre Freiheit auch auskosten können und so ganz verschwiegen in einem stillen Kämmerlein …«
»So weit habe ich wahrhaftig noch nicht gedacht«, erklärte Dr. Rückert lächelnd. »Meinst du nicht, dass sie uns wenigstens der Form halber hätten fragen müssen?«
»Weswegen?«, entgegnete Werner Auerbach anzüglich.
»Wegen der Verlobung natürlich.«
»Das Ja setzen sie als gegeben voraus. Na, wir haben doch auch nichts dagegen. Hoch offiziell werden sie es ja doch nicht machen wollen.«
Doch darin hatte er sich gewaltig getäuscht. Stella sah sich schon mit dem Verlobungsring in die Schule spazieren. Die Erste aus ihrer Klasse, der ein solches Glück zuteil wurde! War das etwa nichts? Sollte man das verschweigen?
»Sie ist doch noch gar nicht reif«, äußerte Rosmarie Rückert zu Inge Auerbach. »So ein Kindskopf. Ich fürchte, da werden wir noch einiges mitmachen.«
»Und wenn ich dann die Stellung habe und das Schuljahr zu Ende ist, heiraten wir«, sagte da Jörg. »Ich habe wirklich keine Lust, allein in Berlin herumzusitzen.«
»Muss es denn Berlin sein?«, fragte Inge Auerbach erschrocken.
»Eine einmalige Chance, Mami«, stellte Jörg fest. »Und denkt doch mal an die Steuerersparnis und die Beihilfen. So was muss man doch ausnützen.«
»So nötig wäre das doch auch nicht«, warf sie kleinlaut ein. »Eine Starthilfe könnten wir euch doch geben.«
»Gut gemeint«, sagte Jörg, »aber einmal muss sich ein Mann auf eigene Füße stellen.«
Dann neigte er sich zu Stella hinab, der die Seligkeit aus den Augen leuchtete.
»Und wenn es bei uns mal kracht, brauchst du nicht gleich zu Mutti zu rennen und dich auszuheulen«, raunte er ihr zu.
»Du hast dir ja viel vorgenommen«, meinte sie neckend.
»Man weiß ja nicht«, gab er heiter zurück.
Ricky schien mit solcher Lösung auch nicht ganz einverstanden.
»Stella ist doch viel zu jung, um allein in einer fremden Stadt fertig zu werden«, äußerte sie skeptisch zu ihrem Mann. »Ich könnte es mir einfach nicht vorstellen.«
»Du brauchst es ja nicht, Schätzchen«, erklärte er liebevoll.
»Wir beide werden hier alt und grau, und die große weite Welt wird uns auch weiterhin nur besuchsweise erleben.«
Er machte eine kleine Pause, und weil die anderen sich ganz mit dem jungen Paar beschäftigten, fuhr er in seinen Betrachtungen fort.
»Stella tut es ganz gut, wenn sie einen ordentlichen Schubs bekommt. Wer ja sagt, muss auch die Konsequenzen ziehen.«
»Sie müssen sich ja erst zusammenraufen«, flüsterte Ricky.
»Das werden sie, und wenn nicht, Liebling, es ist ihr Leben. Wie man sich bettet, so liegt man.«
»Du hast es ja mit den Sprichwörtern«, scherzte sie, aber so ganz wohl war ihr nicht zumute. Jörg hatte nicht Fabians Reife. Und Stella …
Nun, gewiss, er war ihre erste Liebe, aber er hatte sie immer in Spannung gehalten. Es war nicht wie bei ihr und Fabian, die sich ganz füreinander entschieden hatten, als sie sich trafen.
Inge Auerbach hegte gleich mehrere Bedenken, die sie aber erst äußerte, als sie mit ihrem Mann allein war.
»Dir tut es natürlich weh, dass er uns nicht erst gefragt hat«, stellte Werner Auerbach nachsichtig fest, »aber es ist nun mal so, Ingelein, wir müssen uns damit abfinden, dass uns die Kinder entwachsen. Jörg ist ein Mann. Ich finde es gut, dass er seine Entscheidung ganz allein getroffen hat. Wenn es nicht hinhaut mit der Stellung und mit der Ehe, kann er keinen andern dafür verantwortlich machen. Ich denke, Heinz und Rosmarie sind der gleichen Ansicht.«
Aber bei den Rückerts war es auch der weibliche Teil, der Bedenken hegte.
»Stella als Ehefrau, dass ich nicht lache!«, meinte Rosmarie Rückert sarkastisch.
»Sollen wir ihr einen Knüppel zwischen die Beine werfen?«, fragte er sachlich. »Früher haben die Mädchen auch jung geheiratet. Die gute alte Zeit war gar nicht so puritanisch. Sie sollen sich durchbeißen, dann kommen sie wenigstens nicht auf dumme Gedanken. Mir ist es lieber so, als würde sie in leichtfertige Gesellschaft geraten. Ich verstehe ja, dass du sie noch ein paar Jahre daheim haben wolltest, aber so ganz ungelegen kommt es mir auch nicht, dass ich wieder mal die erste Geige in deinem Leben spiele, sofern unsere Enkelkinder mir da nicht auch einen Strich durch die Rechnung machen.«
»Vorerst haben wir ja nur Aussicht auf eins«, meinte sie.
Er lachte herzlich. »Kinderkriegen steckt an, Röslein. Lassen wir alles hübsch an uns herankommen.«
*
Von Enkelkindern träumte auch Franziska Deuring. Allerdings nur im Schlaf, aber doch so intensiv, dass sie davon aufwachte.
Wie kam sie nur darauf? Weil der nette Herr Herwig noch ein wunderschönes Blumenarrangement gebracht hatte und für Carola einen großen Veilchenstrauß extra?
So weit durften sich ihre Gedanken doch wohl nicht verirren. Schließlich war Harald Herwig der Juniorchef der Münster-Werke, wenngleich Felix Münster selbst noch viel zu jung war, um ihm seinen Platz abzutreten.
Aber Geld hatte er bestimmt auch, wenn er schon zu dieser Familie gehörte, und Franziska Deuring hatte etwas gegen den Gedanken, einen reichen Schwiegersohn zu bekommen, weil sie fürchtete, dass man ihrer Roli dann nachsagen könnte, sie hätte nur des Geldes wegen geheiratet. Roli war nicht so.
Ja, wenn Hilmar noch leben würde und sie ihrem Kind eine gute Ausstattung mitgeben könnten, wie es sich in ihren Kreisen gehörte. Sie kamen nun mal aus dem guten Mittelstand, in dem das üblich war.
Aber was hatte ihr die gute Aussteuer genützt, die ihre Eltern ihr mitgegeben hatten?
Ein schön eingerichtetes Haus war von Bomben zerstört worden, das Barvermögen hatte die Währungsreform aufgezehrt.
Mit nichts zur Stunde Null hatten sie wieder anfangen müssen, sich emporgekämpft und es noch einmal geschafft. Und dann?
Nein, СКАЧАТЬ