Название: Karin Bucha Staffel 2 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740911492
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Doktor Urban hat Hanno bereits telefonisch angemeldet, und so wird er bei seiner Ankunft sofort in das Sprechzimmer Herdegens geführt, wo der Professor ihn bereits erwartet.
Im Verlauf der ernsten Aussprache, die nun folgt, erhält Hanno Aufklärung über manche bittere Stunde, die seinem heutigen Besuch vorangegangen ist. Wiederholt drückt er dem Professor dankbar die Hand für seine Hilfsbereitschaft. Doch der wehrt lächelnd ab und geleitet ihn selbst durch die weihnachtlich geschmückten Räume der Klinik bis an die Tür zu Magdas Zimmer.
Er läßt Hanno eintreten und drückt die Tür hinter ihm leise ins Schloß.
Magda! –
Blaß, aber schön, den Kopf in stolzer Abwehr aufgerichtet, steht sie vor ihm.
Das ist kein scheues, schutzbedürftiges Geschöpf mehr. Das ist eine durch Leid und Mutterschaft gereifte Frau.
Ihre großen schönen Augen sind mit einem Ausdruck unaussprechlicher Traurigkeit auf ihn gerichtet. Sie scheinen zu flehen: In mir ist alles noch wund und weh – mache es kurz und berühre möglichst nicht die Vergangenheit!
Wie in einem aufgeschlagenen Buch liest Hanno in diesem schmalen geliebten Frauenantlitz, und alles Drängende und Stürmende wird in ihm still.
Jetzt kommt ihm erst zum Bewußtsein, daß er abermals ein Opfer von ihr fordern will.
»Magda!« sagt er leise, von diesem Wiedersehen bis ins Innerste ergriffen.
Der Bann ist gebrochen. Hanno hat alles Drängende in sich niedergerungen, und Magdas rasender Herzschlag hat sich besänftigt.
»Ich will dich heimholen, Magda!«
Weich und zärtlich ist seine Stimme, und jedes Wort berührt Magda wie eine Liebkosung, unter der sie hilflos errötend zur Seite blickt.
»Ja, Hanno, ich bin bereit, und ich – danke dir!« antwortet sie.
Da steht er neben ihr, nimmt ihre Hände behutsam an seine Lippen und küßt sie andächtig.
»Du mir danken? Ich danke dir, Magda! Doppelt verehrungswürdig bist du mir heute, da ich mein Glück abermals aus deinen Händen empfange!«
Sie macht, erschreckend, eine abwehrende Bewegung. Oh – er kennt sie nur zu wohl! Genauso abwehrend erhob sie die Hand, wenn sie vor seiner Wildheit zurückfuhr und ihn dadurch besänftigte.
Aufgewühlt bis in die tiefsten Tiefen seiner Seele tritt er zurück.
Ihm kommt ein Ahnen davon, daß die Vergangenheit Gestalt angenommen hat und fortan stündlich neben ihm einherschreiten wird.
Auch Magda fühlt das, und so beschränken sie sich in ihren Worten auf das Allernötigste, bleiben innerhalb der Grenzen der Höflichkeit. Beide verschleiern ihre Gefühle durch kühle Zurückhaltung, die ihnen einen Anschein von Gleichgültigkeit gibt.
Nur einmal noch verlieren beide die Maske, die sie vorgenommen – in dem Augenblick, als Hanno sich über das winzige rosige Gesichtchen seines Jungen neigt.
»Mein Bub!« flüstert er innig und fühlt ein Brennen in den Augen.
Er möchte den kleinen Kerl am liebsten an sich reißen, aber er fürchtet, sich nicht genügend in der Gewalt zu haben und ihm wehe zu tun.
»Mein Junge – unser Junge!« sagt Hanno.
Mit einem Blick tiefer Liebe umschließt er Mutter und Kind – und Magda nickt selbstvergessen dazu.
Während der Bahnfahrt umgibt Hanno Magda und das Kind mit rührender Fürsorge. Er schleppt Obst und Süßigkeiten herbei, und es gibt nichts, was er nicht unternähme, um das Wohlbehagen seiner beiden Schützlinge zu erhöhen.
Magda nimmt alles mit scheuem Dank entgegen.
Nicht mir – seinem Kinde gilt es! hämmert sie sich ein und zwingt sich damit immer wieder zur Ruhe.
Aber je näher man dem Heimatbahnhof kommt, desto stärker wird ihre Erregung.
Von da ab überläßt Hanno Magda sich selbst. Er ahnt, was sie bewegt, und will ihr Zeit lassen, sich zu sammeln.
Endlich sitzen sie im Schlitten. Dem alten Jochen rinnen die Tränen in den Bart, als er Magda wiedersieht und ihr die Hände drückt.
»Willkommen!« sagt er mit einem tiefen Baß, und es klingt wie ein dumpfes, gutmütiges Grollen. Er wickelt sie mit einer Behutsamkeit in die Decke ein, die man dem rauhen Gesellen gar nicht zutrauen würde.
Zarte Blässe bedeckt Magdas Gesicht, das jetzt von Hanno abgewandt ist. Ihre Augen gleiten über das vertraute Bild der Heimat, die in ihrem Winterschmuck einen überwältigenden Eindruck auf sie macht.
Als der Birkenhof vor ihnen auftaucht, steigt es Magda heiß in die Wangen. Sie preßt die Hände zusammen, als könnte sie damit die Empfindungen bekämpfen, die sie bewegen.
Das Kind liegt warm eingehüllt in Hannos Armen, nicht einmal die Nasenspitze ist zu sehen. Über dem Bündel lachen Hannos glückliche Augen.
Nun lächelt auch Magda froh und segnet den Entschluß, Vater und Kind vereint zu haben. So fahren sie durch das weit geöffnete Tor des Birkenhofes.
»Gottes Segen zu deiner und des Kindes Heimkehr!« Mit diesen Worten nimmt Frau Christine die zitternde Mädchengestalt in ihre Arme und küßt sie andächtig auf die weiße Stirn.
Eng umschlungen betreten die beiden Frauen den großen Flur, Hanno folgt mit dem Kinde.
An den Wänden entlang drängt sich mit freundlich glänzenden Gesichtern das Gesinde: Knechte, Mägde und das Hauspersonal, um die heimkehrende Magda ebenfalls willkommen zu heißen.
Drinnen im Wohnzimmer legt Hanno Frau Aline das Kind in den Schoß, und seine Stimme hat einen sieghaften Klang, als er sagt: »Eingefangen habe ich sie mir alle beide – Magda und meinen Jungen!«
»Hannos Kind«, flüstert Aline, sich über das kleine Menschenwunder neigend, während heiße Tränen über ihre Wangen rinnen.
Ihre Hände zittern, sie wirft einen hilflosen Blick auf ihren Gatten, der ihr das Kind wieder abnimmt.
»Magda!« Sie streckt der zögernd Näherkommenden beide Hände entgegen: »Wie soll ich dir für dieses neue Opfer danken?«
Da vollzieht sich in Magda eine Wandlung. Diese Frau mit dem Leidenszug in dem vom Tode gezeichneten Antlitz stiftet keinen Unfrieden mehr. Der ehrliche Wille, nur noch Liebe zu spenden und gutzu- machen, was sie einst gefehlt, gießt einen Schimmer mütterlicher Güte über ihr bleiches Antlitz.
Magda hat Mitleid mit der jungen Frau, und in ihrer beider Liebe zu Hanno finden sich nun auch ihre Herzen.
»Hab meinen Jungen ein wenig lieb, Aline«, erwidert sie tiefbewegt, »das ist mir Dank genug!«
Das Wiedersehen der beiden Frauen hat Frau Christine tief erschüttert. Hier hat die Vergangenheit keine Gewalt mehr. Das СКАЧАТЬ