Wilderer und Jäger Staffel 1. Anne Altenried
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Название: Wilderer und Jäger Staffel 1

Автор: Anne Altenried

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Wilderer und Jäger Staffel

isbn: 9783740934996

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СКАЧАТЬ Ich geh sehr selten aus«, erklärte er. Leider tat er das nicht mit der Demut, die der Eiferer erwartete.

      »Ach ja?« erwiderte er zweifelnd und spöttisch. »Nun, wir sind da anderer Meinung!« Joseph Eiferer zog ein dickes Notizbuch aus der Jacke, die er über dem linken Arm trug. Er schlug es auf und begann eine Art Sündenregister vorzulesen, daß Lukas’ Augen kugelrund wurden und sein Herz schneller schlug.

      »Mit dem Tod des Söllner-Leo hab ich nix zu tun«, sagte er, als der Beamte schnaufend innehielt und das Büchlein zuklappte. »Ich fand ihn leblos unterhalb des Rotspitz und veranlaßte das in einem solchen Fall Erforderliche.«

      »Und warum ist dann bei uns ein anonymes Schreiben eingegangen, das dich belastet, Kronseder?«

      »Was?!« schrie Lukas auf. Er war nun in heller Empörung und starrte den Mann an, als hätte dieser selber ein so infames Schreiben losgelassen.

      »Wer schreit, ist meistens im Unrecht«, behauptete Joseph Eiferer. »Ich werde mir hier alles gründlich ansehen. Dich ersuch ich zum schleunigen Umziehen. Du wirst mich begleiten. In spätestens zwei Stunden ist ein Kollege hier, der dich solange vertreten wird, bis Klarheit geschaffen worden ist.«

      Lukas brachte kein Wort über die Lippen, starrte den Mann entgeistert an.

      »Es muß endlich aufgeklärt werden – zumindest das, was deine Arbeit als Jäger hier betrifft«, sagte Eiferer. »Für den Tod des Söllner sind andere zuständig!«

      Das hatte messerscharf und fast wie eine Verurteilung geklungen. Lukas rann ein Schauder über den Rücken. Er bekam eine Gänsehaut, als ihm einfiel, daß derjenige, der ihm bisher so viel Schaden zugefügt hatte, ihn nun auch noch hinter Gitter zu bringen versuchte.

      »Jesus, Maria und Joseph!« schrie er verzweifelt auf. »Ich bin kein Mörder net! Wie kann ein Mensch nur so teuflisch sein!«

      Als der Eiferer seinen Vornamen hörte, versteifte er sich, wurde sein Gesicht zur ausdruckslosen Maske.

      »Zieh dich um und pack deine Sachen, Kronseder. Ich gehör zur Forstverwaltung, net zum Amtsgericht«, sagte er und wandte sich ab.

      Lukas war in diesem Augenblick völlig durcheinander. Das Erscheinen, und vor allen Dingen die Anklagen dieses Mannes, hatten ihn unsanft aus rosigen Zukunftsträumen in eine rauhe, bedrohliche Gegenwart gerissen.

      »Ich soll den Söllner-Leo erschossen haben?« schrie er, während er den Eiferer packte und wild schüttelte.

      »Laß mich sofort los! Mach es nicht schlimmer als es bereits ist!« sagte Joseph Eiferer in eisigem Ton.

      Lukas ließ die Arme sinken. Nicht die drückende Schwüle trieb ihm den Schweiß aus den Poren, sondern eine jähe, hilflos machende Angst. Plötzlich fiel ihm der bärtige Senn ein, und er stieß keuchend hervor: »Der Senn von der dort am höchsten gelegenen Alm! Er hat mich kommen sehen. Er kann bezeugen, daß…« Mitten im Satz stockte er. Ja, was hätte jener mehr bestätigen können, als daß er ihn, Lukas, mit dem Toten hatte zur Alm kommen sehen?

      Joseph Eiferer blickte dem Jäger forschend ins aschgrau gewordene, zuckende Gesicht. Lukas bemerkte es nicht, weil sich vor seinen Augen Nebel zu bilden schienen. Er nahm auch nicht sofort wahr, daß Apollonia nahte.

      Der Eiferer richtete den Blick kühl auf sie und wartete ab. Im stillen beglückwünschte er seinen Entschluß, hier einmal persönlich nach dem Rechten sehen zu wollen. Es überraschte ihn nicht, daß der Kronseder ganz privat ausgehen wollte und allem Anschein nach ein altes Weib als vorübergehende Vertretung einsetzte.

      »Jessas, wie schaust denn aus?!« stieß Apollonia betroffen hervor, als sie Lukas erreicht hatte.

      »Was wollen Sie hier?« erkundigte sich Joseph Eiferer.

      Apollonia stutzte und sah ihn prüfend an. Sie hob den Stock, auf den sie sich stützte, richtete dessen Spitze auf den ihr fremden Mann und fragte: »Lukas, hast den Bazi endlich erwischt? Soll ich dir helfen, ihn der gerechten Straf zuzuführen?«

      Joseph Eiferer schnappte laut nach Luft. Er riß die Augen ungläubig auf und brachte anstelle eines Empörungsschreis nur ein Krächzen hervor.

      »Ja – ja…«, meinte Apollonia, »das kann einem schon die Sprach verschlagen. Aber die Sonn bringt alles amal ans Licht, und unser Herrgott läßt keine Sünder entkommen. Du aber schaust gar net wie ein Übeltäter aus. Was hast denn heut wieder angestellt, um unseren Jager zu ärgern?«

      Der Eiferer wich vor der drohend näherkommenden Eisenspitze ihres Stockes zurück und hob abwehrend die Hände.

      »Hat sie den Verstand verloren?« keuchte er. »Halt mir die narrische Alte vom Leib, Kronseder!«

      »Narrische Alte?« wiederholte Apollonia zornig. »Willst auch noch wegen Beleidigung angeklagt und verurteilt werden, du Lump?« Sie sah furchterregend aus, doch sie tat ihm nichts zuleide. Jäh ergriff sie seine linke Hand, um die Linien darin zu studieren.

      Joseph Eiferer war zu verwirrt, um sofort entsprechend amtlich zu reagieren. Er glaubte nicht recht zu hören, als das alte Weib aus seiner Hand wie aus einem Buch laut zu lesen begann: »Du wirst nie heiraten, aber dein Kind wiedersehen. Zwei schwere Krankheiten hast hinter und eine Operation vor dir. Dein Ehrgeiz macht dich manchmal blind für die Wahrheit. Aber du bist net derjenige, der unserem braven Jager so viel Verdruß bereitet und seine Vorgesetzten gegen ihn einnimmt. Denk künftig mehr nach, bevor du redest und handelst, Mann! Und gib endlich zu, daß du – wie jeder Mensch – außer guten Seiten auch Untugenden hast und Fehler machst.«

      Joseph Eiferer rang keuchend nach Luft. Sein Gesicht lief vom Hals herauf blaurot an. Lukas brachte ihn schnell zur Bank am Haus und rannte hinein, um ein belebendes Schnapserl zu holen.

      Unterdessen gab der Eiferer in Bruchstücken preis, weswegen er hergekommen war. Apollonia unterbrach ihn nicht und sagte schließlich: »Stell dich net gegen den Jager, sondern hilf mit, den Bazi zu fangen, der an allem schuld ist. Ich bin nämlich überzeugt, daß zwischen dessen Streichen hier und dem Schuß auf den Söllner-Leo ein Zusammenhang besteht.«

      »Aber mitnehmen muß ich den Kronseder!« beharrte der Eiferer. Er wurde verlegen, als Lukas zurückkam und ihm ein randvoll gefülltes Stamperl reichte. Apollonia bekam auch eins. Er selber trank nicht, schaute nachdenklich zu, wie die zwei den scharfen Trank hinunterkippten.

      »Also gut«, erklärte er nach einer Weile, »ich werd mitkommen und noch amal zu Protokoll geben, was ich weiß, aber kaum beweisen kann. Der mir übelwill, aus wer weiß was für eingebildeten Gründen, den such ich weiter, und wenn’s ganz privat sein muß. Daran kann mich weder eine Strafversetzung noch eine Kündigung hindern.«

      »Recht so, Lukas!« lobte Apollonia ihn. »Laß dich net einschüchtern. Geh stets den geraden Weg, auch wenn er noch so mühsam erscheint.«

      »Und am Tod des Söllner-Leo«, fuhr er lauter fort, »bin ich unschuldig. Drauf kann ich einen Eid schwören!«

      Joseph Eiferer war im stillen beeindruckt. Er tat weniger streng und amtlich, als er später mit Lukas ins Tal ging. Apollonia warf dem Jäger, der Lukas vertreten sollte, einen undeutbaren Blick zu und trat ums Haus herum den Heimweg an.

      Nur wenige Meter entfernt blieb sie plötzlich stehen und blickte seitlich ins Gebüsch. Das Fell eines Kaninchens hing an einem Zweig; und das war ganz bestimmt net von selber dorthin gekommen.

      »Verflixter СКАЧАТЬ