Wilderer und Jäger Staffel 1. Anne Altenried
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Название: Wilderer und Jäger Staffel 1

Автор: Anne Altenried

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Wilderer und Jäger Staffel

isbn: 9783740934996

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      Droben schlug eine Tür zu, rumpelte etwas zu Boden. Der Söllner ging heut zu Bett, ohne zu Abend gegessen zu haben.

      Derweil gönnte sich der Bertrammer-Hannes ein kleines, aber delikates Mahl. Anschließend ließ er sich ein großes Stück Käse bringen und trank genüßlich von dem Wein, der in vier edlen Sorten geliefert worden war.

      Er aß stets allein, wenn er keine Gäste hatte. Magd und Knechte duldete er nicht am Tisch in der Eßecke der großen Stube. Seiner Ansicht nach mußte es auch oder sollte es – gerade in der heutigen Zeit – einen deutlichen Unterschied zwischen Bauern und Bediensteten geben. Für deren Arbeit zahlte er über den Tarif hinaus. Das war das Höchste an Gegenleistung, das er aufzubringen vermochte.

      So saß er dann satt und entspannt im neuen ausklappbaren Lehnsessel und dachte über sich selber nach. Bisher hatte er alles erreicht, was er wollte – teils durch sein Geld, teils mit List oder ein bissel Gewalt. Die Söllner-Anita würde er auch bekommen. Es konnte sein, daß sie ihm wie eine reife Frucht zufiel, wenn er sie von dem Burschen befreite, mit dem sie getanzt und sich amüsiert hatte.

      Seit aus dem Söllner-Madl ein hübsches, reizvolles Weiberleut geworden war, wollte er es für sich haben und keinem andern gönnen. Anita sah gesund aus und würde ihm den ersehnten Erben schenken. Daß ihr Bruder gegen solche Pläne gewesen war, hatte nur ihm selber geschadet. Er, Hannes, kannte als einziger die Wahrheit über Leos Tod, nach der noch immer geforscht wurde. Niemals würde er sie verraten – net amal beim Genuß eines guten Weines.

      Während der Bertrammer sich an Vergangenes erinnerte, kicherte er ab und zu vor sich hin. Im stillen gratulierte er sich, weil er geschickt, unauffällig und erfolgreich vorgegangen war. Während er dem Söllner-Leo Freundschaft angeboten hatte, war schon die Überlegung dagewesen, wie er sich von ihm befreien könnte. Leo, der das größte Hindernis auf dem Weg zu Anita bedeutet hatte, war nun tot. Er würde nie wieder mit beißendem Hohne sagen: »Meine Schwester ist zu schad für einen so durchtriebenen Burschen wie dich, Bertrammer! Du würdest sie niemals wirklich lieben, sondern nur ihren Körper besitzen wollen. Ein großer Egoist bist du und ein Maskenträger! Deine Scheinheiligkeit übertrifft alles bisher Dagewesene. Anstatt sich damit abzufinden, daß Anita dich net mag, drängst dich ihr weiterhin auf und steckst dich hinter unseren Vater. Ihm gaukelst was vor, trübst seinen klaren Blick durch den Hinweis auf deinen Reichtum und den modernisierten Hof. Aber Geld allein, Bertrammer, macht net glücklich.«

      »Dann wilderst wohl nur aus Langeweil und net aus Armut, wie?« hatte er, Hannes, höhnisch gefragt. Und das war der Auslöser für das Nachfolgende gewesen.

      Wieder meinte er den Schrei zu hören, mit dem Leo zu Boden gestürzt war. Einem vielfachen Echo aus der Vergangenheit und Ewigkeit glich er. Schnell leerte er sein Glas, um es aufs neue zu füllen. Der Wein war etwas herb, jedoch wirkungsvoll. Er hüllte schmachvolle Erlebnisse in einen Dunstschleier und ließ dunkle Bilder in der Rückschau heller und verständlicher erscheinen.

      »Du hast mich zum Äußersten gereizt, Leo«, sagte er in die Stille hinein. »Ich hab wie in Notwehr gehandelt, denn deine Worte trafen mich wie Schüsse aus dem Hinterhalt. Jetzt bist unter den Toten. Du kannst deine Schwester net mehr gegen mich aufhetzen oder ihr beistehen. Falls Anita aber glaubt, einen anderen mir vorziehen zu können, werd ich auch auf ihn schießen, als wär’s ein tollwütiger Fuchs!«

      Nun lachte Hannes trunken. Es war zusätzlich zum Wein ein berauschendes Gefühl, reich und überlegen zu sein, Schicksal zu spielen und bei bösen Taten nicht ertappt zu werden.

      Die Begegnungen zwischen Anita und jenem tanzenden Burschen mußten schleunigst ein Ende haben. Eine reine Weste schien derjenige auch net zu haben, wenn er nur seinen Vornamen verraten hatte. Daß er am Tisch der Schützenbrüder gesessen hatte, war ohne Bedeutung. Eine solche Vereinsmeierei, so sagte sich Hannes, während er sein Glas erneut vollgoß, ist eh nur was für Dumme. Und ein Dummer ist leichter zu besiegen als ein gescheiter…

      Auf diese Weise verbrachte er die Stunden bis kurz vor Mitternacht. Als der letzte der zwölf Glockentöne verhallte, erhob er sich schwerfällig und suchte schwankend seine Schlafkammer auf. Es war die größte im Haus und schon mit einem supermodernen, gar nicht bäuerlichen, breiten Bett ausgestattet. Ohne sich zu entkleiden, ließ er sich hineinfallen und schlief, hin und wieder schnarchend, einem neuen, für ihn selbstverständlich erfolgreichen Tag entgegen.

      Die Söllner-Anita dagegen wachte zweimal auf und war voller Ungeduld. Sie freute sich auf das Wiedersehen mit Lukas und sehnte sich danach, von seinen Armen umfangen zu werden. Heut hatte sie im Dorf zu erfragen versucht, wie die Sache mit der hinkenden Frau im hellblauen Kleid ausgegangen war. Doch selbst die Schwatzhaftesten hatten darauf keine Antwort geben können.

      Ein paar Meter weiter lag der Söllner-Bauer schlaflos im Bett und zermarterte sich das Hirn. Er wußte nicht, wie er die fürs Quartal fällig werdenden Steuern aufbringen sollte. Der Gedanke ans pralle Geldsäckl des Bertrammer machte ihn fast rasend. Er war nahe daran, die Heirat seiner widerspenstigen Tochter mit dem Bertrammer-Hannes mit aller Macht und väterlicher Gewalt zu erzwingen.

      Was Lukas Kronseder betraf, so schlief er fest durch. Es hatte heute keine bösen Überraschungen für ihn gegeben. Schon gab er sich der Hoffnung hin, daß sein unbekannter Feind endlich darauf verzichtete, ihm üble Streiche zu spielen, die eh keinem nutzten.

      Lukas Kronseder konnte sich nicht von Herzen über die Bekanntschaft mit Anita freuen. An vorgesetzter Stelle war der Beschluß gefaßt worden, den merkwürdigen Schwierigkeiten, die er gemeldet hatte, auf den Grund zu gehen. Wo gab es das sonst noch, daß ein Jäger in seinem Revier derart zum Narren gehalten wurde und für alle Schäden keine Erklärung abgeben konnte?

      Der für dieses Gebiet zuständige Beamte erschien ausgerechnet in der Stunde, da Lukas im Aufbruch begriffen war, Anita an der Jausenstation wiederzusehen.

      Es war ein ziemlich schwüler Mittag. In der Wetterecke am Rotspitz ballten sich die ersten dunklen Wolken zusammen. Verschwitzt und erschöpft erreichte der Beamte das Jägerhaus, nachdem er den Weg dorthin zweimal verfehlt hatte. Dadurch war seine Stimmung nicht gehoben worden, sondern trotz der Hitze bis unter den Nullpunkt gesunken.

      Der Mann hieß Joseph Eiferer und schien seinem Namen alle Ehre machen zu wollen. Noch ehe sich Lukas von dem Schreck über diesen Besuch erholen konnte, fragte der Eiferer in strengem Ton: »Willst du am Ende jetzt ausgehen?«

      Lukas sah unwillkürlich an sich hinab. Zur beigen Leinenhose trug er sein neustes Hemd mit kurzen Ärmeln. Wenn er sich für ein paar Stunden freimachte, zog er legere Kleidung der Jägeruniform vor.

      »Heut ist doch Samstag, Herr Eiferer!« erinnerte er und sah dem Beamten offen in die streng blickenden Augen.

      »Soweit mir bekannt ist, hat ein Jäger ständig im Dienst zu sein. Das ist mir hier anscheinend nicht der Fall zu sein. Wen wundert es da noch, wenn ständig etwas passiert? Ich hab mir deinen Dienstplan angesehen. Du hast heute nicht frei, sondern erst am übernächsten Wochenende!«

      Der Mann hatte recht. Lukas lächelte ihm um Entschuldigung bittend zu. Er überlegte, ob er von seiner Verabredung erzählen sollte oder nicht.

      »In diesem Revier«, fuhr Joseph Eiferer fort, »geht es offensichtlich drunter und drüber, Kronseder. Noch wissen wir nicht, woran das liegt. Sollte sich herausstellen, daß du nicht fähig bist, diesen Posten zu bekleiden und dich entsprechend durchzusetzen, mußt du mit einer Strafversetzung oder Kündigung rechnen.«

      Das traf Lukas wie ein Fausthieb. Für ihn war es eine erschreckende Vorstellung, ausgerechnet jetzt den Arbeitsplatz gefährdet zu sehen, da er ein Madl СКАЧАТЬ