Karin Bucha Staffel 1 – Liebesroman. Karin Bucha
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Название: Karin Bucha Staffel 1 – Liebesroman

Автор: Karin Bucha

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Karin Bucha Staffel

isbn: 9783959796712

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      »Wie – konnte das – geschehen?« lenkt sie von ihrer Person ab und reicht ihm das Handtuch.

      »Das werde ich Ihnen erklären«, mischt Doktor Müller sich in das Gespräch, der noch eine Bluttransfusion überwacht hat und nun im Waschraum erscheint.

      »Sie wissen?« Sybilla stockt der Atem, so sehr betroffen ist sie von dem verbissenen Grimm, der aus Müllers Zügen spricht.

      »Dann wollen wir ins Ärztezimmer gehen«, schlägt Romberg vor, der stutzig geworden ist.

      Sybilla nimmt Müller gegenüber Platz. Romberg lehnt mit dem Rücken am Fenster.

      »Doktor Freytag ist Morphinist«, kommt es klar und sachlich von Müllers Lippen.

      Zwei erschrockene Ausrufe sind zunächst die Antwort. Dann bleibt es still.

      »Und er hat sich selbst die Pulsader geöffnet?« forscht Sybilla, der jetzt manches klar wird.

      »Das hat er wohl nicht gewollt«, erklärt Müller unheimlich ruhig weiter. »Er hat die Glastür zum Giftschrank zerschlagen und sich dabei so schwer verletzt. Er muß nicht mehr Herr über sich selbst gewesen sein.«

      »Gütiger Himmel«, entfährt es Sybilla, und ihre Augen, in denen der Schrecken liegt, suchen Rombergs bewegungslose Gestalt.

      »Aber das ist noch nicht alles«, fährt Doktor Müller fort. Und nun gibt er alle seine Beobachtungen preis und das, was er von Anita erfahren hat. Er schont auch die Oberschwester nicht, stellt sie jedoch als Opfer Freytags dar. Überhaupt, als er auf Magda zu sprechen kommt, nimmt seine Stimme einen ganz anderen Klang an. Seine Augen werden tieftraurig.

      »Mir tut dabei nur die Oberschwester leid.« Er verstummt jäh, als habe er schon zuviel gesagt.

      Er liebt sie – geht es Sybilla durch den Kopf – und hat sie doch anklagen müssen, weil es seine Pflicht als Arzt ist.

      »Man muß bei Professor Becker ein gutes Wort für sie einlegen. Solange sich Freytag nicht hinter sie klemmte, war sie unsere zuverlässigste Schwester. Schade um sie.« Ehrliches Mitgefühl bestimmt Rombergs hervorgebrachte Entschuldigung.

      Sybilla nickt ihm eifrig zu. Wie immer fühlt sie sich einig mit ihm.

      »Für den Professor wird es ein schwerer Schlag sein«, nimmt sie nach einer Weile das Gespräch auf. »Aber er muß es wissen. Soll ich es ihm beibringen? Wir Frauen sind mitunter bessere Diplomaten. Vor allem wegen der Oberschwester.«

      Im selben Augenblick meldet sich im Lautsprecher eine Stimme: »Doktor Romberg und Doktor Müller zu Professor Becker.«

      Sybilla steht rasch auf. Sie macht eine befehlende Handbewegung.

      »Nein, lassen Sie mich gehen. Ich fühle es, es geht um Doktor Freitag, vielleicht war Oberschwester Magda selbst bei ihm, da sie keinen Ausweg mehr wußte und mit einer neuen Erpressung Freytags rechnen mußte.«

      Sie wartet keine Einwilligung ab. Sie halten sie auch nicht zurück. Ein weiches Lächeln umspielt Rombergs Mund, und Müller brummt:

      »Wir hätten nicht eine Frau vorschicken sollen. Offengestanden – es – paßt mir nicht.«

      Romberg tritt an den Kollegen heran. »Derselben Meinung bin ich auch. Aber – in diesem Falle glaube ich Sybilla Sanders. Sie wird mehr erreichen als wir beide zusammen. Wir würden doch nur anklagen. Sie ist eine Frau, sie wird auch eine treffende Entschuldigung finden.«

      Müller schweigt dazu. An seinem verschlossenen Gesicht ist schwer abzulesen, ob er überzeugt ist.

      *

      Professor Becker empfindet sofort, als er seine Abteilung betritt, daß sich etwas Außerordentliches ereignet haben muß.

      Im eleganten hellgrauen Einreiher, ohne Kopfbedeckung, von dem Personal ehrfürchtig gegrüßt, geht er durch die Gänge.

      Er kommt auch am Zimmer der Oberschwester vorbei, das für gewöhnlich offensteht. Wildes Schluchzen läßt seinen Fuß stocken.

      Schwester Anita liegt mit dem Oberkörper auf dem Tisch und wird von heftigem Weinen geschüttelt.

      Becker ist schon ein paarmal auf die immer fröhliche Schwester aufmerksam geworden. Um so mehr ist er über diesen Schmerzensausbruch erstaunt. Ja, anders kann er dieses verzweifelte Schluchzen nicht bezeichnen. Leise tritt er ein, legt mit einer ihm eigenen leichten Bewegung die Hand auf ihre Schulter, so daß sie erschrocken auffährt.

      »Na, na, Schwester Anita«, versucht er begütigend auf sie einzureden. »Gibt es einen so großen Schmerz, der solche Tränen verdient? Alles geht einmal vorüber, alle Freude, aber auch alles Leid. Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein? Stimmt mit Ihrer Familie etwas nicht?«

      »Herr Professor!« stammelt sie, von seiner offensichtlichen Teilnahme noch mehr zu Tränen gerührt. »Es handelt sich nicht um mich. Es ist – Doktor Freytag – sehen Sie – dort?« – Sie weist mit der Hand auf die zerschlagene Scheibe des Giftschrankes, auf die immer noch am Boden liegenden Scherben. »Er hat es getan – und sich dabei die Pulsader zerschnitten. Ach –« Tränen ersticken jedes weitere Wort.

      »Er muß wahnsinnig sein«, entfährt es Becker, und er sucht vergebens eine Gedankenverbindung von dem Unglück zu dieser kleinen, bildhübschen Schwester. Warum zittert sie an allen Gliedern?

      »Es ist viel – schlimmer, Herr Professor«, weint sie auf. »Er – er ist Morphinist!«

      Als habe Becker einen Schlag empfangen, weicht er etwas von ihr zurück, blickt sie mit ungläubigem Staunen an.

      »Martin – ist –?« Nein, er mag das Wort nicht aussprechen. Wie eine Vision sieht er das lachende, fröhliche Gesicht Martins vor sich, das strahlend blonde Haar…

      »Kommen Sie!« befiehlt er streng, und eingeschüchtert geht sie neben ihm her. In seinem Zimmer geht er rasch zu seinem Schreibtisch. Mit einem Telefongespräch hat er sich die nötige Erklärung verschafft. Und wieder fordert er Anita auf, mitzukommen. Diesmal klingt seine Stimme wie zerbrochen.

      Noch weiß man im Hause nicht, was hinter Martins Unglück eigentlich steckt. Bis jetzt ist nur ein kleiner Kreis eingeweiht, zu dem auch Schwester Anita gehört.

      Er hat sich orientiert, in welches Zimmer man Martin gebettet hat. Bei seinem Eintritt erhebt sich Schwester Gisela und macht ihm höflich Platz.

      »Vertreten Sie für kurze Zeit die Oberschwester«, sagt er kurz angebunden.

      Diese nickt und verschwindet, nicht ohne einen neugierigen Blick auf Anitas verweintes Gesicht geworfen zu haben.

      »Sie werden an Doktor Freytags Bett wachen«, befiehlt er und betrachtet nicht ohne Erschütterung das wächserne Gesicht des jungen Arztes, in den er so unendlich viel Vertrauen gesetzt hat.

      Doktor Romberg hat ihn gerettet. Ausgerechnet der Mann, von dem Martin nie ohne Gehässigkeit sprach. Martin wird leben. Das sagt ihm sein geschultes Auge. Aber um seine Existenz sieht es schlecht aus. Um seine Zukunft noch hoffnungsloser.

      Unwillkürlich sieht er Martins Mutter vor sich, die kleine zierliche Frau, die alle Liebe in ihren Sohn gesät hat und die doch in ihrer СКАЧАТЬ