Название: Karin Bucha Staffel 1 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783959796712
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Magda – Anita – immer wieder kommt er auf die beiden Frauen zurück. Schließlich springt er auf und stürmt den Gang entlang. Kopfschüttelnd sieht Doktor Müller hinter ihm her, der soeben für die Patientin, die man in der Nacht operiert hat, ein Medikament holen will. Langsam folgt er dem jungen Arzt. Irgend etwas stimmt doch da nicht –?
Freytag orientiert sich mit aller Vorsicht, ob keiner auf dem Gang zu Magdas Zimmer zu sehen ist, dann verschwindet er rasch hinter der Tür.
Keuchend lehnt er sich gegen den Rahmen und reißt mit seinem Anruf Magda aus einem leichten Schlaf.
»Du mußt mir helfen, hörst du?« Ganz nahe kommt er zu ihr ans Bett, daß sie ängstlich bis an die Wand rückt.
»Ich kann dir nicht helfen – und ich will es auch nicht«, flüstert sie, und allmählich springt seine Erregung auf sie über.
»Du mußt, Magda, hörst du?« quält er sich die Worte ab. »Gleich muß ich arbeiten. Ich kann nicht – ich kann nicht. Hilf mir! Noch ein einziges Mal hilf mir.«
Aus geweiteten Augen betrachtet sie ihn. Sie weiß, dieser Mann ist fertig, erledigt. Er wird ihr nichts antun. Aber da begegnet sie seinem Blick, sie sieht das Flackern darin, und ihr ist, als umschlinge eine eiskalte Faust ihren Hals.
»Ich kann nicht, bitte, sieh es doch ein«, wimmert sie und zieht die Decke höher.
Da nähern sich ihr seine Hände, diese gutgeformten Arzthände, die schon so manchem Menschen das Leben gerettet haben und die jetzt nach ihr greifen, sie vernichten wollen.
»Hilfe!« schreit sie halb ohnmächtig auf. »Hiiilfe.«
Freytag zerrt sie zu sich heran, will ihr den Mund zuhalten. Halb hängt sie mit dem Kopf über dem Bettrand, als eine harte Stimme ihn herumfahren läßt.
»Was geht denn hier vor?«
Todblaß ist Doktor Freytag, als er Müller erkennt. »Sie ist – ist ohnmächtig geworden«, stammelt er und streicht sich das vom Schweiß verklebte Haar aus der Stirn. »Ich glaube, sie ist doch kränker, als Sie anzunehmen scheinen.«
»Überlassen Sie die Oberschwester mir«, kommt Doktor Müllers kalte Stimme wieder. »Gehen Sie an die Arbeit.«
Freytag taumelt zurück und hält sich am Bettende fest. »Ist etwas los auf der Station?« erkundigt er sich, nur um die eingetretene unheimliche Stille zu unterbrechen.
Müller denkt an die Patientin und an Magda, die er jetzt nicht alleinlassen möchte. »Gehen Sie zu Schwester Anita und lassen Sie sich von ihr eine Spritze für die Patientin Zimmer 64 geben. Ich komme gleich nach.«
Wie gehetzt rennt Freytag davon. Er atmet auf. Gottlob! Noch einmal gutgegangen. Doktor Müller scheint nichts zu ahnen.
Er frohlockt – und plötzlich stockt sein Fuß. Er wird sich jetzt von Anita die Spritze geben lassen und wenn indessen Magda aus ihrer Ohnmacht erwacht, wird sie ihn verraten.
Seine Augen wandern verzweifelt umher. Warum hat er sich wie ein dummer Junge aus dem Zimmer schicken lassen?
Er hetzt vorwärts und erscheint schweratmend bei Anita. »Was hast du denn?« Sie betrachtet ihn lange und eindringlich. Dann schiebt sie ihm den Stuhl zu, auf den er sich schwerfällig sinken läßt.
»Mir ist nicht gut.«
»Aha«, sie verzieht den Mund verächtlich, »verstehe!«
Er macht eine abwehrende Handbewegung. »Nicht was du denkst. Ich brauche eine Spritze für die Patientin Zimmer 64, Doktor Müller hat es angeordnet.«
Wortlos geht sie zu dem Giftschrank und holt die Ampulle herbei. Auch die Spritze nimmt sie zur Hand und zieht sie auf. Dann reicht sie sie Doktor Freytag.
»Komisch«, meint sie dabei. »Das hätte doch auch die Stationsschwester machen können.«
»Doktor Müller hat das aber so angeordnet«, würgt er hervor, die Augen nur auf den Schrank gerichtet. Er fährt schreckhaft zusammen, als er plötzlich Doktor Müller vor sich sieht.
»Wie geht es der Oberschwester?« erkundigt er sich heiser.
»Besser«, gibt Müller kurz zur Antwort, dann greift er zu der Spritze, die in Freytags Hand hin und her pendelt. »Ich gehe selbst nach Zimmer 64.«
Damit ist er wieder verschwunden. Ratlos steht Freytag da.
»Anita.« Sein Atem geht stoßweise. Er kennt sich selbst nicht mehr aus. »Bitte, gib mir eine Ampulle.«
»Für wen?« fragt sie geschäftsmäßig zurück.
»Für mich.« Wieder die fahrige Bewegung durch das zerwühlte Haar. »Bitte, gib mir eine Ampulle, sonst – sonst geschieht etwas Fürchterliches.«
»Tut mir leid, ich bin keine Oberschwester Magda«, weist sie ihn ab.
»Anita!«
Sie hebt nur verächtlich die Schultern, und da verliert er völlig den Kopf.
Er macht einen einzigen Schritt auf den Giftschrank zu, mit der bloßen Hand zerschlägt er die Glastür. Scherben klirren. Doktor Freytag taumelt. Aus seiner Hand tropft das Blut und kommt in Sekundenschnelle wie ein Strom geschossen.
Anita ist vor Schreck wie gelähmt. Sie kommt erst wieder zum richtigen Denken, als Doktor Freytag ihr vor die Füße fällt, und aus seiner Hand fließt der Lebensstrom unaufhaltsam weiter.
Sie verliert alle Überlegung, ja alles klare Denken und Handeln, sonst hätte sie sehen müssen, daß die Schlagader getroffen ist.
Mit einem Aufschrei rennt sie davon, stürmt den Flur entlang in das Zimmer, wo sie Doktor Müller vermutet und wo sie ihn auch antrifft.
»Kommen Sie sofort, bitte, Herr Doktor – ein Unglück!«
Müller stürzt hinter ihr her. Zunächst vermutet er Magda. Aber dann sieht er im Zimmer der diensttuenden Oberschwester, die augenblicklich von Anita vertreten wird, was geschehen ist. Freytag hat den Schrank eingeschlagen und sich dabei lebensgefährlich verletzt.
Doktor Müller behält seine Ruhe. Mit Umsicht ordnet er alles Nötige an, und da Doktor Romberg noch im Hause ist, läßt er diesen in den Operationssaal rufen.
Minuten später liegt Doktor Freytag auf dem Operationstisch. Über ihn neigen sich Doktor Romberg und Doktor Müller. Sybilla beobachtet die spukhaften Vorgänge nur aus der Ferne. Jeder ist an seinem Platz. Sie kann jede Handreichung von ihrem Platz aus beobachten, und sie beobachtet scharf.
Sie bewundert Doktor Romberg, der sicher und gelassen wie immer arbeitet. Nicht, als hätte er eine schlaflose, arbeitsreiche Nacht hinter sich. Aber sie kann jetzt nicht von seiner Seite gehen, wenngleich ihre Hilfe am Operationstisch nicht nötig ist.
Sie wartet mit unendlicher Geduld, bis alles vorüber ist und Freytag aus dem Operationssaal gefahren wird.
Sie geht Romberg voraus in den Waschraum. Sie nimmt ihm Gummischürze, Gesichtsmaske und die Handschuhe ab.
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