Название: Karin Bucha Staffel 1 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783959796712
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»Vielleicht essen wir eine Kleinigkeit?«
Auch dazu nickt sie. »Mir ist alles recht«, sagt sie leise, dabei wandern ihre Augen wie trunken umher.
Er lächelt und hebt ihr sein Glas entgegen. »Trinken wir auf – die Liebe.«
Sie gibt ihm Bescheid, aber sie zittert dabei. Was ist nur los mit ihr. Wie ausgewechselt ist sie. Alles hat sie hinter sich gelassen –
»Nun – Magda?« unterbricht er ihren Gedankengang. »Wollen Sie mir nicht auch ein liebes Wort sagen?«
»Auf die – Liebe«, wiederholt sie gehorsam, und dann schüttelt sie heftig den Kopf. »Sie treiben einen dummen Scherz mit mir.«
»Aber nein, Magda.« Seine Hand legt sich wie schon einmal besitzergreifend auf ihre Finger. »Haben Sie noch nicht gemerkt, daß ich Sie sehr gut leiden mag?«
»Mich?« Sie hat ein ungutes Gefühl in sich – und doch kann sie sich nicht aus diesem Traum lösen.
»Ja – Sie«, sagt er, und langsam dreht sie den Kopf. Tränen glänzen in ihren Augen. Er hat schon viele Frauen weinen sehen, das rührte ihn gar nicht an. Doch die Tränen, die die Frau ihm gegenüber vergießt, die versetzen ihm einen Schock. Ist es nicht ein großes Unrecht, mit ihr zu spielen?
Nur sekundenlang kämpft er mit diesem Anfall von Anständigkeit, dann hat er sein Gewissen beruhigt. Warum sind die Frauen auch so sentimental? Warum glauben sie immer gleich an die große Liebe?
Ihre Blicke begegnen sich und halten sich fest. Soll ich ihm sagen, daß ich viel älter bin als er? Langsam zieht er ihre Hand an seine Lippen, und sie muß sich beherrschen, ihm nicht über das blonde Haar zu streicheln.
»Wollen wir tanzen?« fragt er, ihre Verwirrung nicht beachtend.
Willig, noch etwas unsicher, folgt sie seiner Führung. Wie lange ist es her, daß sie über das Parkett geglitten ist? Sie spürt, wie er sie fest, ganz fest in seinen Arm nimmt und schmiegt sich willig hinein. Einmal spürt sie, wie sein Mund leicht ihr Haar berührt, und sie zuckt zusammen.
»Haben Sie Angst vor mir, Magda?« Seine Augen sind zärtlich, alles ist Zärtlichkeit an ihm und strömt zu ihr über.
»Nein – oder doch«, stammelt sie, und er lacht belustigt auf.
»Ich bin doch kein Wolf, der kleine Mädchen frißt«, neckt er sie und bemerkt mit Genugtuung, wie sie ihn anstrahlt, wie langsam jeder Widerstand in ihr zusammenbricht.
»Und jetzt wollen wir essen.« Er dirigiert sie nach Beendigung des Tanzes an den Tisch zurück. Er selbst bedient sie mit aller Aufmerksamkeit, nachdem er den Kellner weggeschickt hat. Die besten Bissen von den kleinen raffinierten Sachen, die er bestellt hat, legt er ihr vor. Noch nie ist sie so verwöhnt worden. Sie fühlt sich eingehüllt in seine Fürsorge wie in einen schützenden Mantel.
»Gehen Sie denn überhaupt nicht aus?« fragt er und läßt dabei den Sekt in die schmalen Gläser fließen.
»Nein! Ich habe ja keine Zeit«, antwortet sie.
Er hebt entsetzt die Hände. »Brr! Immer nur arbeiten, nein.« Er schüttelt sich. »Man muß auch Entspannung haben.«
»Dann mache ich Spaziergänge.«
»Ist nicht mein Fall. Ich fahre lieber mit dem Wagen irgendwohin und laufe dann ein wenig.«
»Ja – erst einen Wagen haben.«
»Dann fahren Sie eben mit mir.«
Ungläubig sieht sie ihn an. »Morgen werden Sie vergessen haben, daß es eine Oberschwester Magda gibt, die Sie einmal ausgeführt haben. Ich weiß noch nicht einmal, warum. Aus einer Laune heraus? Oder – aus Mitleid?«
»Sie sind ein ungläubiger Thomas«, sagt er gemacht streng. »Sie glauben mir wirklich nicht, daß Sie mir gefallen und daß es mir Freude macht, mit Ihnen zu tanzen?«
»Wirklich?«
»Ja – ganz bestimmt.« Er sagt das mit solcher Überzeugung, daß auch ihr letzter Zweifel erlischt, zumal sich noch seine Hand über den Tisch zu ihr hintastet.
Jetzt erst gibt sie sich mit innerer Bereitschaft ungetrübt dem Neuen hin. Sie lacht über seine drolligen Erzählungen, und er weiß interessant zu plaudern. Sie trinkt, sooft er sein Glas gegen das ihre erhebt. Sie sieht alles wie durch einen rosaroten Schleier. Sie ist glücklich, wie sie es noch nie in ihrem Leben war.
Auch zur Tanzfläche folgt sie ihm mit Vergnügen. »Wissen Sie auch, daß ich eine sehr begabte Spitzentänzerin bin?« scherzt sie.
Er sieht sie betroffen an. »Spitzentänzerin – und Oberschwester. Wie reimt sich das zusam-
men?«
Sie lacht hellauf. »Ich tanze mit Vorliebe auf den Spitzen der Schuhe meiner Tänzer, haben Sie das noch nicht gemerkt?«
»Ach, so meinen Sie das.« Er stimmt in ihr Lachen ein. »Davon habe ich nichts gemerkt. Im Gegenteil – Sie tanzen wie eine Elfe.«
»Vielen Dank für das Kompliment«, gibt sie fröhlich zurück.
Nachdenklich malt sie mit dem Zeigefinger imaginäre Figuren auf das Tischtuch. »Es muß Ihnen doch viel an mir liegen, Herr Doktor, daß Sie so kurz nach dem Tode ihres Schwagers mit mir hierher gegangen sind.«
In seine Augen tritt ein unruhiges Flimmern. »Ich habe mich mit meiner Schwester überworfen.« Und als er ihr erschrockenes Gesicht gewahrt, winkt er ab. »Das – gibt sich wieder. Meine Schwester hat mich seit meinem fünften Jahr immer nur kritisiert. Aber sonst ist sie ein lieber Kerl, und wir kommen gut miteinander aus.«
»Und wie standen Sie zu Ihrem Schwager?«
Unter den halbgeschlossenen Lidern wirft er ihr einen schnellen Blick zu. Sie ahnt nicht, wie sehr sie ihm entgegenkommt, indem sie dieses Thema anschneidet.
»Gut! Ich verdanke ihm sehr viel. Er war immer großzügig zu mir und hatte viel Verständnis für mich. Sein Tod tut mir sehr leid.« Er sieht an ihr vorbei und dreht nervös die Getränkekarte in der Hand.
»Und warum sind Sie heute mit mir hierher gegangen, wo Sie doch in Trauer sind?« bohrt sie hartnäckig weiter.
Er wird unruhig. Schweißperlen stehen auf seiner Stirn. Seine Bewegungen werden fahrig. »Ich sagte Ihnen doch schon, sein Tod ist mir verdammt nahegegangen. Ich wollte mich ablenken und habe deshalb Ihre Gesellschaft und Ablenkung gesucht.«
»Waren Sie dabei, als er starb?«
Er zuckt kaum merklich zusammen. »Nein!« sagt er kurz und hart.
Ihre Augen weiten sich vor Verblüffung. »Aber Sie haben es doch behauptet, damals – als Sie in den Waschraum kamen.«
Er holt sein Taschentuch aus der Brusttasche und tupft sich über die Stirn. »Das war natürlich Unsinn. Ich war betrunken. Es gibt so viele Gründe, die ich Ihnen nennen könnte. Aber ich war nicht dabei.«
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