Название: Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman
Автор: Kathrin Singer
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Heimatkinder Staffel
isbn: 9783740918057
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»Kein Spiel im Sommerwind?« Bettina forschte in seinen dunklen Augen.
»Nein, Betti, bestimmt nicht. Ich kenne den Unterschied. Ich weiß, was ein Spiel im Sommerwind ist. Ich glaube, ich liebte dich schon von ganzem Herzen, ohne dass wir ein Wort miteinander gewechselt hatten. Als ich dich beim Fest beobachtete, war mir zumute, als ob sich dein ganzes Leben vor mir abspielte. Als man dich zur Heideblütenkönigin krönte, sah ich dich gleichzeitig als Kind, als ganz junges Mädchen, als junge Frau. Ich kann es schwer erklären. Du wurdest mir von Minute zu Minute vertrauter. Das kann doch nur Liebe sein.«
Da schloss Bettina die Augen und nickte heftig. »Gut, Ulrich. Ich will. Aber du hast die Verantwortung.«
Ulrich schloss sie begeistert in die Arme. »Ich habe mich noch nie vor der Verantwortung gedrückt, wenn ich im Moment auch nicht genau begreife, was du meinst.«
»Es könnte sich doch herausstellen, dass du mich nicht siehst, wie ich in Wirklichkeit bin. Dass du dir etwas vormachst, dich in eine Gefühlswelt hineinsteigerst, der ich später nicht gerecht werden kann.«
»Was redest du da für einen blühenden Unsinn?«
Bettina schmiegte sich an ihn. »Verlobt ist ja noch nicht verheiratet. Du hast immer noch Zeit, es dir zu überlegen.«
»Oder du, wie? Ich jedenfalls will nicht mehr überlegen. Ich will dich heiraten, und zwar so schnell wie möglich, am liebsten auf der Stelle!«
Sie sah ihn unter flirrenden Wimpern an. »Dein Tempo wird mir unheimlich.«
Ulrich küsste sie sanft. »Du siehst nicht so aus, als ob es dir an Mut mangelt, meine wilde Heidekönigin.«
Bettina seufzte glücklich. »Du hast so etwas an dir, das mich ganz schwach und willenlos macht. Einverstanden! Wenn du meinst, dass wir bei dem scharfen Tempo nicht unter die Räder geraten, bin ich einverstanden.«
Ulrich umarmte sie so fest, als ob er sie nie wieder loslassen wollte.
*
Bereits am folgenden Tag suchte Ulrich das Kinderheim auf. Er fühlte sich wie auf Wolken und vom Schicksal unendlich begünstigt.
Als er ins Büro des Heimleiters trat, erhob sich Olaf Neumann unwillkürlich hinter seinem Schreibtisch. »Ulrich, du schon wieder? Habe ich dir nicht ausdrücklich …«
»Guten Morgen, Olaf!«, fiel Ulrich dem ehemaligen Schulfreund gutgelaunt ins Wort. »Möchtest du mich nicht erst einmal zu Wort kommen lassen?«
»Ich sage dir, es hat keinen Zweck! Ich lasse nicht zu, dass du weiterhin Kontakt mit Tobias unterhältst.«
»Hm, warten wir erst einmal ab. Ich bin nämlich hier, um dir offiziell mitzuteilen, dass ich mich gestern verlobt habe.«
»Wie bitte?«
»Bettina Lühr und ich werden nun so schnell wie möglich heiraten.«
Der blonde, bärtige Heimleiter ließ sich auf seinen Schreibtischsessel zurücksinken, als sei jäh alle Kraft aus ihm gewichen. »Nein.« Er wurde bleich.
»O doch!« Ulrich nahm unaufgefordert Platz und schlug die Beine übereinander.
»Du willst wirklich und wahrhaftig behaupten, dass du Bettinas Herz gewonnen hast – in so kurzer Zeit? Das kann ich nicht glauben! Nein, das glaube ich dir einfach nicht.«
»Was für einen Grund hätte ich, dich womöglich zu beschwindeln? Das ist doch albern. Bettina ist mit einer raschen Eheschließung einverstanden, und damit komme ich zum Hauptgrund meines Besuches: Ich möchte Tobias mitnehmen, um ihn meiner zukünftigen Frau persönlich vorzustellen.«
Olaf Neumann lehnte sich zurück und verschränkte die Arme über der Brust. »Du stellst dir das offenbar ein bisschen zu einfach vor, Ulrich. Du weißt, dass für Tobias eine andere Adoption ins Auge gefasst ist. Es handelt sich um ein vernünftiges, seriöses Ehepaar, während bei dir noch alles in der Luft hängt.«
»Willst du damit sagen, dass du mir Tobias verweigerst?«
»Genau. Ich sehe wirklich keinen Anlass, meine Meinung zu ändern.«
»Ich habe dir aber doch erklärt …«
»Bevor du mir nicht die Heiratsurkunde auf den Schreibtisch legst, glaube ich gar nichts.«
Ulrich beugte sich angespannt nach vorn. »Was ist eigentlich mit dir los? Kannst du es nicht fassen, dass Bettina mich gernhat? Ausgerechnet mich, der ich in deinen Augen nicht viel wert bin?«
»Bitte, lass alles Persönliche aus dem Spiel.«
»Willst du dich an mir rächen? Ich erinnere mich, dass wir während unserer Schulzeit auch einmal Differenzen wegen eines Mädchens hatten, und auch damals war ich der Glücklichere.«
Olaf Neumann lief hochrot an. »Deine Beschuldigungen sind absurd und völlig aus der Luft gegriffen. Ich habe einzig und allein das Wohl des Kindes im Sinn.«
»Tatsächlich? Dann dürfte es nicht schwerfallen, uns zu einigen. Denn mir geht es auch nur um Tobias’ Glück. Du erlaubst mir also, den Jungen mitzunehmen, damit er seine zukünftige Mutti kennenlernt?«
»O nein.«
Da schnellte Ulrich vom Stuhl. Seine Augen schossen Blitze. »Gut, du wählst den offenen Kampf. Du sollst ihn haben. Wenn du mir weiterhin Schwierigkeiten machst, dann veranstalte ich einen Wirbel, dass dir Hören und Sehen vergeht! Wir wollen doch einmal sehen, ob es in diesem Lande noch Gerechtigkeit gibt!«
»Deine Drohungen lassen mich kalt.«
»Das glaube ich kaum. Ich habe einen guten Bekannten, der in leitender Stellung bei einem großen Boulevard-Blatt tätig ist. Wenn du mir jetzt den Jungen nicht mitgibst, dann stehst du übermorgen ganz groß auf der Titelseite, das schwöre ich dir!«
»Willst du mich erpressen?«
»Ich will nur den Jungen, der mich gernhat und mir vertraut. Ich mag Tobias, als ob er mein eigener Sohn wäre, und für sein eigenes Kind würde wohl jeder Vater durchs Feuer gehen – oder nicht?«
»Ich begreife deine Erregung nicht, Ulrich.«
»Wirklich nicht? Bist du schon so eine verstaubte und verknöcherte Paragraphen-Seele geworden?«
»Die Paragraphen sind in einem Gemeinwesen leider unumgänglich. Aber reden wir doch vernünftig miteinander.«
»Nichts lieber als das.«
»Du ziehst also ernsthaft in Erwägung, Tobias zu adoptieren und baldmöglichst die entsprechenden Anträge zu stellen?«
»Zweifelst du noch daran?«
»Ich zweifle nicht an deinem guten Willen, aber ich glaube noch immer, dass deine Begeisterung für den Jungen eher einem Strohfeuer gleicht.«
»Irrtum.«
»Du bist СКАЧАТЬ