Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Название: Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman

Автор: Patricia Vandenberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Familie Dr. Norden

isbn: 9783740948627

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СКАЧАТЬ sich auf eine längere Unterhaltung mit ihnen einzulassen.

      »Sie müssen mich bitte entschuldigen, aber ich muß heute abend noch zu einer Besprechung«, erklärte sie.

      »Ich werde Simon gern ausrichten, daß Sie hier waren.«

      Konsterniert und verärgert entschwand das Ehepaar grußlos, was Mary Ann aber nichts ausmachte. Sie konnte sich aber vorstellen, daß sie draußen auf der Lauer lagen, um sich zu überzeugen, ob sie das Haus tatsächlich verließ, aber sie konnten ruhig merken, daß sie nur eine Ausrede gebraucht hatte, um sie los zu werden. Sie hoffte nur, daß sich Simon nicht auch mit ihnen herumärgern mußte.

      Sie mußte unwillkürlich wieder über seine Beziehung zu Sabine nachdenken. Wahrscheinlich war ihm gar nicht in den Sinn gekommen, daß er ihre Eltern mitheiratete, als er sich in die hübsche Sabine verliebte. Es war typisch für beruflich sehr engagierte Männer, daß sie in bezug auf Frauen spontane Entscheidungen trafen. Manchmal ging das ja auch gut, und bestimmt dachte keiner daran, daß sie schon nach kurzer Zeit der Tod wieder trennen konnte. Wahrscheinlich hätte diese Ehe sowieso keinen Bestand gehabt, weil sich die Eltern dauernd eingemischt hätten und Sabine sich nie ganz von ihnen gelöst hätte.

      Um sich auf andere Gedanken zu bringen, schaltete Mary Ann den Fernseher an. Es kam ein Rate-Quiz, das ihr Spaß machte. Zweimal hatte sie es auch mit Simon angeschaut, der dafür aber nur ein müdes Lächeln hatte, weil er alles wußte. Jetzt, da sie wußte, daß er noch in einem bescheidenen Milieu aufgewachsen war, wunderte sie sich, woher er soviel Wissen bezogen hatte, während in der Gegenwart immer mehr darüber geredet wurde, wie sehr es den jungen Leuten an Allgemeinbildung mangelte. Man redete immer von der Erbmasse, von der Erziehung, aber so konnte das wohl auch nicht stimmen, denn nicht nur Simon, sondern auch sehr viele Intellektuelle hatten nicht die Voraussetzungen gehabt, die die Reichen ihren Kindern verschaffen konnten auf den teuersten Privatschulen, denen es auch egal war, wie lange ihre Sprößlinge dann studierten, um wenigstens sagen zu können, daß sie studiert hätten. In den meisten Fällen brauchten sie sich im Leben ja nie selbst zu beweisen, sondern konnten ihren Hobbys und Vergnügungen leben, weil genügend Geld dafür vorhanden war.

      Mary Ann war nur halb bei der Sache bei dem Quiz, aber sie mußte lachen, als ein Lehrer an einer ganz einfachen Geographiefrage scheiterte und dann sagte, daß dies nie sein Fach gewesen sei.

      Jetzt konnte Mary Ann aber ganz begreifen, daß sich Simon Sorgen um seine Zukunft machte, da er immer auf sich allein gestellt gewesen war auf seinem Weg nach oben. Sie begriff auch, daß er zuviel Charakter hatte, um mit ihrem Geld Sicherheit zu erhoffen.

      Geld hatte in ihrem Leben keine wichtige Rolle gespielt, aber jetzt konnte sie sich doch an den Gedanken gewöhnen, daß man sich damit Vorteile verschaffen und das Leben leichter machen konnte.

      Davon konnte sie Simon nicht überzeugen, jedenfalls noch nicht. Aber war er jemals zu überzeugen, wenn er von dem Baby erfuhr?

      Sie wollten immer aufrichtig zueinander sein, das hatten sie sich versprochen. Aber sie hatte ihm das Baby verheimlicht, und wenn es auch edle Motive gewesen waren, sie zweifelte, daß er es verstehen würde. Mit jedem Tag, der verging, würde alles schwieriger werden, wenn man es ihr erst ansah.

      Sie befand sich in einer Zwickmühle, aber aus der konnte ihr niemand heraushelfen, nur sie selbst.

      Und was dann? Das war die Frage, die sie sich immer wieder stellte.

      Das Gespräch zwischen Dr. Norden und Simon hatte ihr die Entscheidung auch nicht erleichtert, und dann noch dieses Ehepaar Zander, das sich immer wieder in Erinnerung bringen mußte.

      War es nicht das Beste, sie würde wieder nach Amerika fliegen, weit genug weg von allem, bis sie ihr Baby zur Welt gebracht hatte? Würde ihr Simon nicht verzeihen, wenn es ein gesundes Kind war und sie die Geburt gut überstanden hatte? Aber würde es auch so sein, wie sie es sich vorstellte? Es war noch fünf Monate Zeit, und in diesem fünf Monaten konnte viel geschehen.

      Ein Sturm kam auf, rüttelte an den Fenstern und pfiff ums Haus. Sie zog fröstelnd die Schultern zusammen und ließ die Jalousien herunter, aber die dämpften die Geräusche auch nicht.

      Es hatte keinen Sinn, jetzt schon zu Bett zu gehen, schlafen konnte sie ganz sicher nicht.

      Ihr kam eine Idee. Sie setzte sich hin und schrieb einen Brief an Simon. Für alle Fälle und was immer auch geschehen sollte. Er sollte wissen, was in ihr vor sich ging und wie sehr sie ihn liebte.

      Es war Mitternacht, als sie sich endlich zur Ruhe begab. Sie schlief auch bald ein, weil sie sich alles von der Seele geschrieben hatte, was sie ihm so gern selbst hätte sagen wollen.

      *

      Am nächsten Morgen läutete früh das Telefon. Es war Dr. Mattes, der sie bat, ins Büro zu kommen, weil Gäste aus Japan gekommen seien, mit denen Simon damals auch zusammengekommen war.

      Sie rief Simon an.

      Seine Stimme klang recht munter, und er sagte, daß sie den Japanern Grüße von ihm ausrichten möge. Er würde am liebsten auch dabeisein, aber ihm stünde schon wieder eine Untersuchung bevor. Er käme sich vor wie ein Versuchskaninchen. Mary Ann mußte lachen.

      »Langsam kehrt dein Humor zurück«, freute sie sich.

      Sie betrachtete sich diesmal länger im Spiegel und stellte fest, daß sie sich verändert hatte.

      Ernster und nachdenklicher war sie geworden, und das hatte ihr Gesicht geprägt, aber vielleicht war es auch die Schwangerschaft. Man konnte sie ihr nicht ansehen, nur ihr Hosenbund war enger geworden. Bald würde sie neue Sachen kaufen müssen.

      Im Büro wurde sie von der vierköpfigen Delegation fast feierlich empfangen und wurde nach Simon gefragt. Sie richtete seine Grüße aus.

      Mr. Kishi erklärte, daß er Simon besuchen wolle, falls sie so freundlich sein würde, ihn zu begleiten.

      »Gern, er wird sich freuen«, erwiderte Mary Ann.

      Die Konferenz verlief sachlich, war aber erfolgreich. Sie zog sich über fast vier Stunden hin, aber Mary Ann wußte von Simon, daß die Japaner auch einen ganzen Tag ohne Essen überstanden, das Dr. Mattes dann mit ihnen in einem exclusiven Restaurant einnahm, während Mr. Kishi gleich mit Mary Ann zur Klinik fahren wollte.

      Mary Ann wurde von ihrer Sekretärin noch ein Brief gebracht, der mit der Morgenpost gekommen und direkt an sie gerichtet war. Er hatte ausländische Marken, die Mary Ann nicht kannte. Sie mußte sich jetzt auch ganz Mr. Kishi widmen, der gern noch mit ihr irgendwo etwas essen wollte.

      Sie fuhr mit ihm zu einem sehr hübschen Restaurant, in dem sie öfter mit Simon gegessen hatte und wurde auch gleich gefragt, ob sie verreist gewesen sei.

      »Dr. Karsten liegt schon längere Zeit in der Klinik. Er hatte einen Unfall«, erklärte sie. »Bitte, erfüllen Sie unserem japanischen Geschäftsfreund alle Wünsche.«

      Mr. Kishis Wünsche waren bescheiden, aber er wurde bestens bedient.

      Mary Ann unterhielt sich sehr gut mit ihm.

      Er wollte auch genau wissen, ob Simon erstklassig versorgt würde. Weil er keinen noch so kleinsten Fehler im Gespräch machen wollte, fragte er auch, was besser unerwähnt bleiben solle.

      »Ich denke, er kann jetzt schon allerhand vertragen. Man darf auch nicht zu vorsichtig mit ihm umgehen, СКАЧАТЬ