Ruhend. Блейк Пирс
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      Ihren letzten Fall hat Riley vor einem Monat abgeschlossen – eine Serie schrecklicher Messermorde an wohlhabenden, mächtigen Männern, die in eleganten Häusern in Georgia gelebt hatten. Seither war ihr Job überraschend und ungewohnt ruhig gewesen – fast schon langweilig.

      Sie hatte Unterlagen sortiert und Akten auf den neusten Stand gebracht, Sitzungen besucht und andere Agenten in ihren Fällen beraten. Sie hatte es außerdem genossen, ein paar Vorlesungen vor Studenten an der FBI Akademie zu halten. Als erfahrene und beinahe schon gefeierte Agentin war Riley eine beliebte Dozentin, jedenfalls wenn sie Zeit hatte, Vorlesungen zu halten.

      Die jungen, hoffnungsvollen Gesichter im Vorlesungssaal zu sehen, erinnerte sie an den früheren Idealismus ihrer eigenen Studententage an der Akademie. Damals war sie noch voller Hoffnung gewesen, die Welt einmal von Bösewichten befreien zu können. Sie war nun sehr viel weniger hoffnungsvoll, doch sie tat immer noch ihr Bestes.

      Was sollte ich auch sonst tun? fragte sie sich.

      Es war die einzige Arbeit, die sie kannte, und sie wusste, dass sie ihre Arbeit gut machte.

      Sie hörte Blaines Stimme aus dem Inneren des Hauses rufen…

      „Riley, Abendessen ist fertig. Ruf die Kinder rein.“

      Riley stand auf und rief so laut sie konnte „Abendessen!“.

      Die Mädchen ließen von der Sandburg ab, die mittlerweile recht kunstvoll und detailreich in den Himmel ragte, und liefen in Richtung des Hauses. Sie rannten unter der Terrasse, auf der Riley saß, hindurch gen Hinterhof, um sich neben dem Außenpool noch schnell abzuduschen.

      Bevor sie selbst hineinging, blieb Riley noch kurz am Geländer der Terrasse stehen. Sie konnte sehen, dass die Sandburg der Mädchen bereits von der herannahenden Flut umspült wurde. Riley wurde ein klein wenig traurig. Doch dann ermahnte sie sich, dass das für Schlösser aus Sand nun einmal ganz normal war.

      Als sie ein Kind gewesen war, hatte sie nur wenig Zeit am Strand verbracht. Ihre Kindheit hatte einfach anders ausgesehen. Doch während sie ihren Mädchen beim Spielen im Sand zugesehen hatte, war ihr auch bewusst geworden, dass das Wissen um die zeitliche Begrenztheit ihrer flüchtigen Bauwerke Teil ihrer Spielfreude war.

      Eine gesunde Lektion des Lebens, dachte Riley.

      Sie verweilte noch einige Momente und schaute zu, wie das Schloss langsam im Wasser verschwand. Als sie hörte, wie die drei Mädchen die Treppen hinaufgestürmt kamen, drehte sie sich um und lief über die Terrasse und um das Haus herum ihnen entgegen.

      Eines der Mädchen war Crystal, Blaines sechzehnjährige Tochter, die Aprils beste Freundin war. Die dritte im Bunde war die vierzehnjährige Jilly, die Riley erst vor kurzem adoptiert hatte.

      Als sich die drei kreischenden und kichernden Mädchen auf den Weg in ihr Schlafzimmer machten um sich dort vor dem Abendessen umzuziehen, bemerkte Riley einen kleinen Kratzer an Jillys Oberschenkel.

      Sie hielt sie sanft fest und fragte: „Wie ist das passiert?“

      Jilly warf einen Blick auf den Kratzer und sagte: „Weiß nicht. War wahrscheinlich unvorsichtig. Hab mich an einer Dorne oder so verletzt.“

      Riley ging in die Hocke um den Kratzer genauer anzusehen. Er war überhaupt nicht schlimm und Schorf hatte sich bereits zu bilden begonnen. Trotzdem kam es Riley irgendwie seltsam vor. Sie konnte sich daran erinnern, dass Jilly am Tag ihrer Ankunft einen ähnlichen Kratzer an ihrem Arm gehabt hatte. Jilly hatte gesagt, dass Aprils Katze, Marbles, sie gekratzt hätte. April hatte das jedoch vehement abgestritten.

      Jilly entzog sich der Umklammerung – als würde sie versuchen, weiteren Fragen aus dem Weg zu gehen, dachte Riley.

      „Es ist nichts Mom, ok?“

      Riley sagte: „Es gibt einen Erste Hilfe Koffer im Bad. Desinfizier die Wunde bevor du zum Abendessen kommst.“

      „Ok, werde ich machen“, sagte Jilly.

      Riley schaute ihr nach, als sie April und Crystal ins Schlafzimmer nachrannte.

      Nichts, worüber man sich Sorgen machen sollte, sagte Riley sich.

      Aber es fiel ihr schwer, sich keine Sorgen zu machen. Jilly lebte erst seit Januar bei ihnen. Während eines Falls in Arizona hatte Riley Jilly unter schrecklichen Umständen kennengelernt und gerettet. Nach einigen persönlichen und juristischen Kämpfen hatte Riley Jilly letzten Monat endlich adoptieren dürfen. Und Jilly schien sehr glücklich mit ihrer neuen Familie zu sein.

      Und außerdem…

      Es ist bloß ein kleiner Kratzer – nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste.

      Riley ging in die Küche um Blaine dabei zu helfen, den Tisch zu decken und das Abendessen zu servieren. Die Mädchen gesellten sich schon bald zu ihnen, und so setzten sie sich an den Tisch – es gab köstliche Flunderfilets in Tartar Sauce. Alle waren glücklich und lachten. Als Blaine das Abendessen schließlich mit einem Käsekuchen zu seinem kulinarischen Höhepunkt führte, hatte sich längst ein warmes, wohliges Gefühl in Rileys Bauch breitgemacht.

      Wir sind wie eine Familie, dachte sie.

      Oder vielleicht war das nicht ganz richtig. Vielleicht, nur vielleicht…

      Wir sind wirklich eine Familie.

      Es war so lange her, dass Riley sich so gefühlt hatte.

      Während sie ihr Dessert aufaß, dachte Riley erneut…

      Ich könnte mich wirklich daran gewöhnen.

*

      Nach dem Abendessen machten sich die Mädchen auf, vor dem Zubettgehen in ihrem Schlafzimmer noch ein paar Brettspiele zu spielen. Riley gesellte sich mit einem Glas Wein zu Blaine auf die Terrasse. Sie beobachtete, wie es um sie herum langsam Nacht wurde. Beide schwiegen eine lange Weile.

      Riley genoß dieses Schweigen, und sie spürte, dass auch Blaine das tat.

      Sie konnte sich nicht daran erinnern, mit ihrem Ex-Mann Ryan viele dieser einfachen, angenehm ruhigen Momente geteilt zu haben. Sie hatten eigentlich immer entweder geredet oder einander absichtlich angeschwiegen. Und wenn sie nicht miteinander gesprochen hatten, hatten sie einfach in ihren eigenen Welten gelebt.

      Doch Blaine fühlte sich gerade sehr wie ein Teil von Rileys Welt an…

      Und was für eine schöne Welt das war.

      Der Mond schien hell und als die Nacht dunkler wurde, kamen die Sterne heraus – die Kraft ihres Glanzes so fernab der Stadt war kaum zu fassen. Das Licht des Mondes und der Sterne spiegelte sich in den dunklen Wellen des Golfs. Weit in der Ferne verschwamm der Horizont bis er endgültig verschwunden war, und es schien, dass Meer und Himmel eins waren.

      Riley schloß die Augen und lauschte einen Moment lang dem Geräusch der Wellen.

      Es gab überhaupt keine anderen Geräusche – weder Stimmen, noch Fernseher, noch Verkehr.

      Riley atmete glücklich lang und tief ein.

      So als ob er auf ihren Seufzer antwortete, sagte Blaine…

      „Riley, ich habe mich gefragt…“

      Er СКАЧАТЬ